
Dingmadd
to Denali
Our Adventures Between
Salmon and Summit.
Wir sind wieder daheim!In den nächsten Tagen folgen nachträglich die Blogeinträge, für die in unserer letzten Woche vor Ort aus verschiedenen Gründen keine Zeit war.

Kapitel 01
Vor der Abreise
Freitag, 04. Juli 2025
Hallo zusammen! Wenn ihr das jetzt lesen könnt, dann gehört ihr zu dem (ausgewählten) Kreis von Menschen, die von uns den Link zu unserem Reiseblog bekommen haben. 😄Dieser dient nämlich nicht nur für uns als Erinnerungsstütze, dass wir auch in Jahren noch exakt nachlesen können, was wann passiert ist, sondern soll auch für euch - unsere Familie und Freunde - eine stetige Statusmeldung sein.
Viele von euch haben ja explizit nach Bildern und Updates gebeten. 📸Die Idee ist, täglich am Abend einen neuen Eintrag mit den Ereignissen des Tages zu veröffentlichen - insofern die Netzabdeckung in Alaska mitspielt. 😄Zum heutigen Tag gibt es eigentlich nicht viel zu sagen. Wir haben letzte Besorgungsfahrten erledigt, all das, was wir die letzten Tage bereitgelegt haben in unsere Koffer gepackt und bemerkt, dass vielleicht doch das ein oder andere besser daheim bleiben sollte.
(Wir müssen schließlich noch Platz für Souvenirs lassen!)

Geschafft. Alles bereit und gepackt für unsere mit Sicherheit mehr als nur einmal atemberaubende Reise durch den 49. Bundesstaat der Vereinigten Staaten von Amerika: Alaska. 🇺🇸
Our adventures between salmon and summit. 🐟🏔️
Dingmadd to Denali!Jetzt gehts aufs Stadtfest noch ein, zwei Bierchen gegen die Aufregung trinken. Dann aber auch zeitig ins Bett, sodass wir fit für den morgigen Tag sind. Durch die Zeitverschiebung wird das für uns nämlich definitiv der längste Tag des Jahres!
Denn wenn wir in Anchorage morgen Abend ins Bett gehen, dann wird es nach deutscher Zeit schon ca. 9 Uhr am Sonntagmorgen sein.

(Der Partnerlook war tatsächlich unbeabsichtigt!)Wie ihr weiter unten sehen könnt, haben wir (auf Nachfrage) sogar eine Kommentarfunktion eingebaut, bei der ihr entweder schnell mit einem Emoji oder einem kurzen Text auf unseren Eintrag reagieren könnt.
Scheut euch nicht das zu tun, wir schauen nach Möglichkeit immer mal wieder rein und freuen uns auch von euch zu hören!In diesem Sinne: bis morgen! 😊

Kapitel 02
Der längste Tag des Jahres
Samstag, 05. Juli 2025
Der längste Tag des Jahres also.
Schauen wir uns den doch mal etwas näher an. 👀Für mich, Daniel, ging der leider schon früher los als geplant. Als Anwohner der Poststraße im Herzen der St. Ingberter Innenstadt hat man nämlich leider nicht nur Vorteile. Nein, man hört natürlich auch die städtischen Mitarbeiter mit ihren Kehrautos, Laubbläsern, Rasenmähern und allem, was man sonst noch so im wohlsortierten Baumarkt findet, wenn sie dem Auftrag nachgehen, morgens ab 6 Uhr die Stadt für den zweiten Festtag wieder hübsch zu machen.
Josi hat das scheinbar nicht gestört. Sie schlief tief und fest. 😴
Ich hab die Zeit genutzt und die letzten Offline-Karten runtergeladen, YouTube-Videos für den Flug abgespeichert und mir Tutorials zur richtigen Verwendung von Bärenspray angeschaut. 💦🐻
Merke: Bärenspray ist wirklich das allerletzte Mittel zur Selbstverteidigung. Zuerst sollte man versuchen mit dem Bären zu reden und sich dabei langsam zu entfernen. Klingt komisch, aber hat den Grundgedanken dem Bären zu verdeutlichen: du hast es hier mit einem Menschen zu tun, nicht mit einer potentiellen Beute! 🥵7:30 Uhr. Jetzt aber wirklich aufstehen.
Kaffee. Duschen. Letzte Dinge einpacken. Müll raus. Abfahrt!
Nicht ganz um 10 Uhr wie geplant, aber mit ein wenig Verspätung ging es dann für uns im Taxi Mama&Papa Richtung Frankfurter Flughafen. 🛫Ohne große Vorfälle unterwegs kamen wir gegen 12:30 Uhr an und konnten uns vollgepackt mit diesem Bild von meinen Eltern verabschieden.

Die nächsten Stunden waren recht unspektakulär.
Info suchen. Zum richtigen Terminal. Nein doch nach rechts, nicht nach links.
Einchecken. Frage nach Elektronik im Gepäck verneinen. Koffer abgeben.
Zweifeln, ob die Bluetoothbox tatsächlich ins aufgegeben Gepäck darf - hat ja schließlich ChatGPT gesagt. Und die Condor-Webseite! (Darf sie - hat anschließend auch fast das halbe Flughafenpersonal nochmal bestätigt.)
Zum Zoll. 👮♀️
„Was wollen sie? Sie fliegen doch privat und nicht geschäftlich! Außerdem kenn ich mich da nicht aus!“
Ja danke. Hoffensichtlich kennt sich der Mitarbeiter bei der Rückreise in vier Wochen ebensowenig aus und glaubt mir, dass ich das Kameraequipment schon länger besitze, bereits versteuert habe und nicht jetzt erst in den USA gekauft habe.Die Kontrollen von Person und Handgepäck liefen für uns nicht nur problemlos, sondern gingen auch noch mit netten Gesprächen mit dem Personal einher.
So darf es gerne öfter sein! 😊Nach etwas Wartezeit am Gate bei völlig überteuerten Käseschnitten und Sprudelwasser war es dann endlich soweit:
eine letzte Passkontrolle und ab ins Flugzeug.
Ein Airbus A330 neo.
Das neueste Modell in condors Flotte. ✨
Hier zu sehen:

Machte auf den ersten Blick auch echt einen soliden Eindruck. Der Pilot bei seiner Ansprache ist auch ganz witzig und klingt sympathisch.
Grund genug kurz vor Start noch zu lächeln.

Start. Etwas ruckelig aber okay.
Plötzlich ultra warm - dann wieder ziemlich kühl. Die ersten Bazillen machen sich auf den Weg in meine Richtung, weil hier im Umkreis scheinbar jeder krank ist und aus Corona nichts gelernt hat. 🦠
Wenn ihr schon keine Masken anzieht haltet euch doch bitte wenigstens die Hand vor den Mund. Oder die Armbeuge. Bitte!
Fehlanzeige. Josi stört das wenig. Flugzeuge hätten gute Luftfilter meint sie- beruhigt mich eher weniger.
Sie hingegen kämpft gerade mit ihrem Entertainmentsystem, das selbst nach mehrmaligem Reset nicht wirklich funktioniert. Wie der Reset zu machen ist wussten wir, weil es die Stewardess schon zig Personen vor uns erklären musste, da die das gleiche Problem hatten. Neuestes Flugzeug, soso.
Das stört mich wiederum eher wenig, da ich ja heute Morgen noch vieles auf mein Handy laden konnte und den Monitor vor mir eh nur für die Flugroutenanzeige benötige.
Aprospos vor mir. Von der holländischen Großfamilie mit viel zu vielen Kindern und zu modernen Erziehungsmethoden à la „Ich setze meinem Kind keine Grenzen.“ möchte ich jetzt aber eigentlich gar nicht erst anfangen… 🇳🇱
Außerdem ist hier im Umkreis von den zwei vorhandenen Toiletten auch nur eine in Betrieb, weswegen es ne riesige Schlange gibt - Neo.
Bier kostet 4,60€ und ist auch noch Bitburger - No-Go.Man sollte es jetzt nicht erwarten, aber der Flug hatte tatsächlich auch noch seine gute Seiten. 📈
Hier ein Bild von Grönlands Ostküste bei bestem Wetter. Schaut euch diese gigantische Gletscherlandschaft an! 😍

Kurz darauf war längere Zeit trotz wolkenlosem Himmel nur weiß zu sehen, wenn man durch das Fenster schaute.Erst beim Überfliegen der Westküste, die Ortschaften mit so schönen Namen wie „Kangersuatsiaq“ und „ Upernavik Kujalleq“ beheimatet, kamen dann wieder andere Landschaftsformen zum Vorschein.


Da es im Flugzeug langsam etwas ruhiger wurde und die Ostküste Kanadas sowieso unter Wolken lag, habe ich die nun etwas angenehmere Zeit des Fluges genutzt um unseren Reiseplan nochmal etwas detaillierter aufzudröseln, sodass ich im Zweifel dem US-Grenzbeamten mehr oder minder taggenau sagen kann, wo wir uns aufhalten werden.Nach einem kurzen Nap von maximal 30 Minuten kam dann der Mitternachtssnack: eine Pizza mit viel zu viel Teig und viel zu wenig Belag. Josi hats geschmeckt. 🍕Meinen Geschmack traf eher, dass man nun Teile Kanadas unter sich sehen konnte. 🇨🇦


Im Anschluss an die eigentlich gute Landung in Anchorage gab es dann doch ein paar Probleme, wie uns unser Pilot per Bordansage mitteilte.
Das erste Problem haben wir nicht ganz verstanden, aber irgendjemand auf dem Rollfeld hat wohl wild gestikuliert um zu verhindern, dass wir in Endposition zum Ausstieg rollen.
Als das endlich gelöst war, hatte sich unser Pilot erneut gemeldet. Eine Emergency-Landung stünde kurz bevor und das US-Recht sähe in dieser Situation vor, dass wir im Flugzeug verbleiben müssten, bis der Notfall entsprechend abgewickelt ist. 🛩️Auch das konnte er dann aber doch irgendwie klären und plötzlich mussten alle innerhalb kürzester Zeit aus dem Flieger raus.Da man fotografiert wird und die Fingerabdrücke beider Hände genommen werden, bevor man einreisen darf und US-Bürger vorrangig abgewickelt werden, hat sich logischerweise eine lange Schlange bei den „Visitors“ gebildet.
Dementsprechend hatten wir genug Zeit uns anzuschauen, wer da arbeitet, die Pässe prüft und final entscheidet, ob man einreisen darf.
Und klischeehafter hätte es wirklich nicht sein können. Um diese nicht weiter zu befeuern, belassen wir es dabei. Aber wer regelmäßig US-Filme oder -Serien schaut, wird eine grobe Vorstellung davon haben, was wir meinen.
Wir haben den Glatzkopf erwischt, der dauerhaft auf etwas Zahnstocherähnlichem rumgekaut hat.
Als er uns zu sich gewunken hatte, dachte ich nur: das wars.
Hat erstaunlicherweise ohne eine einzige Nachfrage funktioniert und wir konnten endlich offiziell einreisen. Klischees sind manchmal eben einfach nur Klischees. 😊

Mit dem Taxi gings dann los unseren Campervan abholen. 🚐
Nach ausführlicher Einführung und viel Lob für uns gut vorbereitete Deutsche, entließ uns unsere Vermieterin Carolyn endlich mit unserem „Chinook“ in die Wildnis Alaskas.
Oder eben auf den Parkplatz von Fred Meyer - dem alaskischen Pendant zu Kaufland.
Da die Müdigkeit doch mittlerweile ziemlich Überhand genommen hatte, haben wir den Einkauf nicht wie ursprünglich angedacht groß aufgezogen, sondern erstmal nur das wichtigste für das morgige Frühstück geholt. Und natürlich Nachos mit Dip.
Die standen aber auch wirklich doof direkt am Eingang.Nächster Stop: Forty Ninth State Brewing.
Schließlich haben wir uns die Tage schon die Speisekarte angeschaut und Gerichte ausgewählt.
Für Josi den Elchburger. Für mich Halibut-Fish‘n‘Chips. Als Vorspeise gemeinsam die Krabben-Jalapeño-Käse-Bacon-Teile.
Außer dass Josi von Elch auf Yak umgestiegen ist, haben wir die Bestellung wie geplant getätigt.
Essen war schon lecker, aber für unsere Verhältnisse echt ziemlich fettig. Mal sehen, ob wir uns daran die nächsten Wochen gewöhnen müssen.
Das Bier war aber echt super! 🍺



Letzter Tagesordnungspunkt: Stellplatz für die Nacht finden. Endlich. Mehr als überfällig. Nach diesem schier endlosen Tag.
Es heißt, man kann in Alaska fast überall zum Übernachten stehen bleiben. Es sei denn es ist explizit verboten.
Klingt also so, als könne man fast überall stehen. Jedoch war es fast überall wo wir hinwollten tatsächlich verboten.
Hat uns jetzt noch knapp ne Stunde gekostet, etwas zu finden. Immerhin war die Aussicht schön!Da bisher von uns alles einfach nur in den Van geworfen wurde, gibt es die Roomtour mit Bildern vom Innenleben heute noch nicht. Hier aber ein Bild von Josi neben unserem Van am heutigen für Alaska eher unspektakulären Stellplatz.

Es ist jetzt 00:45 Uhr in Alaska. Definitv Zeit endlich zu schlafen. Bis morgen!

Kapitel 03
Klarschiff
Sonntag, 06. Juli 2025
Auf den längsten Tag folgte die kürzeste Nacht. Trotz, dass wir völlig übermüdet nach knapp 29h ohne wirklichen Schlaf endlich im Bett lagen, waren wir beide gegen 4 Uhr morgens wieder wach, ohne das Gefühl zu haben, jetzt nochmal einschlafen zu können. Aber warum auch? Waren ja immerhin 3,5h Schlaf! 💤Für den Tag der folgen sollte, stellte sich das jedenfalls als großer Vorteil heraus.Wir beschlossen nämlich nach kurzer Zeit, die wir noch wach im Bett lagen, aufzustehen und mal Ordnung in die Bude zu bringen. Schließlich haben wir gestern alles ja einfach nur in den Van geworfen.Nachdem wir das Gepäck verstaut und den Camper nach unseren Vorstellungen eingerichtet haben, war es Zeit für die erste Tasse Kaffee in Alaska!Freundlicherweise hat uns Carolyn von River Wild Campervans ein kleines Willkommenspaket bereitgestellt, das auch Kaffee enthielt. ☕️



Direkt im Anschluss frühstückten wir eine Kleinigkeit und mussten dabei feststellen: wenn in den USA etwas Jalapeños enthält oder als „spicy“ bezeichnet wird, dann ist es im Gegensatz zu deutschen Produkten auch wirklich scharf! Gut für uns zwei, die beide gerne scharf essen! 🌶️Auch der Colby Jack Cheese, den Josi probieren wollte, dessen fleckiges Muster mich beim Kauf aber ganz und gar nicht überzeugt hat, konnte durch seinen Geschmack punkten. Echt lecker! 😋In der entspannten Frühstücksatmosphäre und motiviert von der Ordnung, die wir zuvor geschaffen haben, schrieben wir die Einkaufsliste, für unseren zweiten Besuch bei Fred Meyer, der später folgen sollte.Dieses Mal aber mit einem Plan, was wir brauchen oder wollen und wenigstens etwas Schlaf zuvor, freuten wir uns darauf, zu sehen was ein großer amerikanischer Supermarkt alles zu bieten hat. Das was uns situativ am Tag zuvor überfordert hatte, sollte heute mit ausreichen Zeit und Motivation zelebriert werden. 😁

Kurz vor Abfahrt konnten wir jedoch direkt wieder zwei Punkte von unserer Einkaufsliste streichen. Auf meinem Weg von der Toilette zurück zum Van, wurde ich von einem amerikanischen Pärchen angesprochen, die mit ihrem Camper einige Autos neben uns parkten und heute ihre Alaskareise beenden.Sie hätten noch einige Dinge, die sie nicht mehr brauchen und die ansonsten in den Müll fliegen würden.So bekamen wir u.a. einige Dosen Diet Pepsi, Bier und etwas Kleinkram wie Küchentücher, Pappteller oder Plastikboxen geschenkt. Voll nett! 😊

Bei Fred Meyer kauften wir uns danach dann alles, was sonst noch auf der Liste stand oder unser Herz begehrte.Dazu zählen definitiv die Donuts, die wir uns dort an der Theke bei den Backwaren ausgesucht haben. Für Josi gab es einen mit Blueberries und für mich mit Schokolade und bunten Streuseln. 🍩

Und was soll man da noch sagen, außer: geil! Die Mischung aus Fett und Zucker ist so perfekt abgestimmt, dass völlig klar ist, warum amerikanische Donuts einen so guten Ruf und die ein oder anderen US-Bürger etwas mehr auf den Rippen haben. Hätten wir nicht zuvor schon um die zwei Stunden in dem Laden verbracht, wären wir nochmal rein um uns mehr Donuts zu kaufen. 🍩🍩🍩

Aber nein. Erstmal alles verstauen und wegpacken. Und dann los zum nächsten und vorerst letzten Ziel in Anchorage. Der Outdoor und Camping Großmarkt REI, der ein Produkt in seinem Sortiment führt, auf das wir schon vor Wochen und Monaten unsere Augen geworfen haben. Damals nur digital für uns zu sehen, konnten wir es jetzt endlich in den Händen halten und anschließend für die wirklich kritischen Momente, wenn sonst nichts mehr geht, im Van verstauen: unser Luggable Loo.Ein Camping-Klo in Eimerform. Besticht nicht nur durch die unglaubliche Füllkapazität von bis zu 20 Litern, sondern auch die 5 Jahre Garantie, die einem versprochen werden. Toll! 🪣

Jetzt aber endlich raus aus Anchorange. Schließlich wollen wir Alaskas raue und schöne Wildnis erleben und nicht nur auf fünfspurigen Einbahnstraßen unterwegs sein!Noch nicht mal 13 Uhr, alles erledigt und los Richtung Nordosten.Erstes Ziel: das Visitor Center am Eagle River.Um langsam zu starten machten wir von dort aus eine kleine Tour von etwas mehr als 6km.

Der Weg führte uns durch verschiedene Landschaftsformen.Lichte oder dichte Waldabschnitte wechselten sich ab mit sumpfigen Arealen, die nur über kleine Holzstege zu passieren waren.Optimale Bedingungen für eine Begegnung mit einem wilden Tier, die in der Tat folgen sollte.Leider nur mit einem Eichhörnchen, das unseren Weg kreuzte und erstmal keine Anzeichen von Angst zeigte, sondern eher interessiert zu uns blickte. 🐿️

Zum Glück nicht mit einem Bären, den man in diesem Gebiet auch erwarten könnte. 🐻Zum Glück nicht.Nicht, weil wir keine Bären sehen wollen, sondern weil wir unser Bärenspray im Van haben liegen lassen.Sollte aber kein Problem sein, schließlich haben wir ja eine Bärenglocke am Rucksack und der Weg war abschnittsweise sowieso gut besucht. Da traut sich doch kein Bär hin!Dachten wir zumindest - bis wir das sahen.

Für uns war klar: Entweder Bär oder Elch. Wenn man die Größe betrachtet.
Wie uns ChatGPT im Nachhinein bestätigte, handelte es sich bei dieser Losung tatsächlich um Bärenkot. Da er für uns noch recht frisch aussah, konnte das natürlich nur bedeuten, dass der Verursacher noch ganz in der Nähe gewesen sein muss.Weder Bär noch Elch stellten aber eine Gefahr für uns dar.Was uns akut plagte war viel kleiner und kündigte sich in Kopfnähe immer mit einem hochfrequenten Surren direkt am Ohr an.Mosquitos. 🦟Diese Ausgeburten der Hölle.Zum Glück sind wir aber im Besitz eines Sprays, das Stoffe in Mengen enthält, wie es in der EU niemals möglich wäre.Dank dieser Chemiewaffe beißt uns eben nur noch jeder Fünfte.Der Weg führte uns nun direkt an den Eagle River, der sich von zahlreichen Gletschern gespeist mit beachtlicher Geschwindigkeit seinen Weg Richtung Knik Arm bahnt und somit irgendwann im Pazifischen Ozean verschwindet.

Der Blick auf die Reihe von 2000ern-Berge blieb uns für den nächsten Abschnitt des Weges erhalten und gipfelte an einem Punkt, an dem sich die Gipfel in einer ruhigen und glasklaren Wasserfläche vor uns spiegelten. Traumhaft!

Von nun an führte der Weg weg von den Bergen und zurück Richtung Visitor Center.Dabei wurde die schiere Menge an Herkules-Stauden, die sowieso schon ständig am Wegesrand auftauchten, immer größer, sodass wir uns bald in einer Art Feld von ihnen befanden, die jeweils eine Höhe von bis zu 1,5 Metern erreichten.Überragt wurden sie nur von großen, alten Bäumen.Und geteilt von dem schmalen Weg der sich schlängelnd hindurch führt.Begeistert von diesem teilweise magischen Gefühl machten wir uns zurück am Auto bereit, den Spot anzusteuern, an dem wir heute Übernachten werden: den Eklutna Lake.Ohne zu wissen, dass es dort noch magischer werden sollte.Die Straße, die zum nahe des Ufers gelegenen Campingground führt, war schon eher das, was man von Alaska erwartet. Eng, kurvig und mit vielen Auf und Abs.Dabei wurde man immer wieder mit Ausblicken auf den 2300m hohen Bold Peak belohnt, der auch die zentrale Rolle im Seepanorama einnimmt.

Oha. Danke für den Hinweis.Das wäre heute Morgen natürlich eine wertvolle Info gewesen, bevor wir uns bei Fred Meyer frisches Thunfischfilet und Rindersteaks gekauft haben. 🥩Wird schon gut gehen.Der Campingplatz liegt im Wald direkt neben dem Seeufer. Jeder Spot besitzt neben der Abstellfläche für den Campervan auch einen eigenen kleinen Waldabschnitt mit Picknick-Bank und Feuerschale. 🪵🔥Einfach fantastisch!Unseren Spot ließen wir aber vorerst zurück und machten uns mit zwei Dosen des geschenkten Bieres auf Richtung Ufer des Eklutna Lakes.Wahnsinn!

Die Stimmung an diesem friedlichen Ort ist einfach nicht in Worte zu fassen. Oder in Bildern festzuhalten.Ein erhabener, stellenweise mit Schnee bedeckter Berg als Mittelpunkt der Szenerie überragt einen langstreckten See, der ihm zu Grunde liegt.Links und rechts eingerahmt von kleineren, grünen Bergkämmen.Vor uns eine Art riesige Wiese, die nur existiert, wenn im Sommer schon ein Großteil des Schmelzwassers verschwunden ist.Große Libellenschwärme, die immer wieder vor einem auftauchen.Ein dauerhafter „Partikelregen“, weil die leichte Brise Pflanzensamen durch die Luft treibt. Vogelgezwitscher. Und auch immer mal wieder einer, der ganz nah irgendwo landet.Die Sonne, die immer wieder ein kleines Loch in den Wolken findet und die Landschaft in einem steten Wechsel aus Licht und Schatten anstrahlt.Unberührte Natur. Keine Straßen, keine Wege, einfach nur Natur.Und wir dürfen da sitzen, eine Dose kaltes Bier trinken und das genießen. Danke!

Nach einem gescheiterten Versuch, sich dem Wasser zu nähern um die Badetauglichkeit des Sees zu überprüfen, haben wir uns irgendwann auf den Weg zurück zu unserem Stellplatz gemacht.Gescheitert deswegen, weil besagte Wiese auf sehr feuchtem, sumpfartigen Boden wächst und wir schon nach einigen Metern mit jedem Schritt etwas mehr eingesunken sind.Dann lieber zurück und ums Abendessen kümmern!

Wie auch daheim sehr oft, übernehme ich gerne den Schnippel-Part, während Josi daraus dann etwas Leckeres zaubert.Heute also Steak mit Zwiebeln und Brokkoli! 🥩🧅🥦

Und auch wenn es das erste Mal war, dass Josi Steak gebraten hat, kann sich das Ergebnis wirklich mehr als sehen lassen!Und lecker war es auch. 😊

Da sich spätestens jetzt die Müdigkeit so wirklich bemerkbar machte, war nach dem Essen, Aufräumen und Spülen des Geschirrs keine Kapazität für ein mögliches Lagerfeuer mehr vorhanden, das hier natürlich besetens gepasst hätte.Nein, dann lieber in den Van und endlich mal den Schlaf nachholen, den wir doch do dringend brauchen!Bis morgen!Übrigens: wer den Blog immer regelmäßig besucht,um direkt den neuen Eintrag zu lesen, wenn es bei uns Abend ist, der wird dieses Mal nicht fündig geworden sein. Unser Spot am See lag nämlich weit ab von jeglichem Handyempfang.Was für uns den Moment noch perfekter gemacht hat, sorgt aber natürlich auch für eine entsprechende Zeitverzögerung beim Posten des Blogs.Aber: keine Sorgen, es geht uns gut, wir wurden nicht vom Bär geholt! 😄

Kapitel 04
Road work ahead
Montag, 07. Juli 2025
Regen der über einem aufs Dachfenster prasselt. Ich weiß nicht wie es euch geht, aber für mich als Dachgeschossbewohner zeitlebens gibt es glaube ich keine angenehmere Geräuschkulisse beim Schlafen.In einem Van mit Metalldach ist dieser Effekt nochmal verstärkt und wir durften es die ganze Nacht hören! 🌧️Dementsprechend war die zweite Nacht schon länger und viel erholsamer als die erste!Der Tag wurde wieder mit einem ausgiebigen Frühstück begonnen. Dieses Mal ja auch mit neuen Produkten.Da wäre das dunklere alaskische Vollkornbrot, das eine Konsistenz besitzt wie man sie von einem Brot aus der Tüte erwarten würde. Geschmacklich ist es dafür okay. Könnte vielleicht daran liegen, dass die dritte Zutat nach Mehl und Wasser Zucker ist. Und das fällt mir gar nicht mal so auf, da ich es mit viel Butter und Blackberryjam bestreiche. 🍞Josi mag es nicht.Sie frühstückt sowieso lieber herzhaft. Bei ihr neu auf dem Teller: Cottage cheese - also körniger Frischkäse. Ich habe nur einen Bissen ihres komplett belegten Bagels probiert (kecker!), aber der Cottage cheese muss wohl auch allein wesentlich geschmackvoller sein, als den, den man bei uns bekommt.Zudem hat sich sich eine anrührbares Erdnussbutter-Pulver gekauft, das sehr lecker sein muss. Habe es selbst aber noch nicht probiert.Nach unserem Frühstück entschieden wir uns dann dafür, den in Deutschland von mir geplanten Trail auf einen der grünen Bergkämme neben dem Lake nicht zu machen. Da es die ganze Nacht geregnet hatte, und auch noch immer regnete, sind die Bodenverhältnisse bei einem Weg der entweder steil den Berg rauf oder runter führt, womöglich nicht besonders gut. Außerdem wäre die tolle Aussicht auf dem Gipfel bei diesem wolkenverhangenen, regnerischen Himmel sowieso nicht gegeben.Da wir ja kein Netz hatten und somit auch nicht nachschauen konnten, ob sich das Wetter ändern würde, sind wir also wieder Richtung Zivilisation gefahren.Dem Reise-Zeit-Plan, den ich zuhause geschrieben habe, lässt sich sowieso nur bedingt folgen. Würden wir ihn 1:1 abfahren, wären wir jetzt eigentlich gerade südlich von Anchorage auf der Kenai Peninsula.Da es dort aber die ganze Woche regnen soll und die Qualität der geplanten Aktivitäten stark mit dem Wetter skalieren, musste ich den Plan im Flugzeug umwerfen.Auch wenn sich das Wetter hier von Moment zu Moment wandeln kann, ist es für manche Dinge durchaus essentiell, von Vornherein bessere Aussichten zu haben.Ich meine, auf dem Trail bei Seward, der neben dem Exit Glacier den Berg hinauf führt und der als einer der schönsten Alaskas gilt, gab es vor einigen Tagen eine Lawine, sodass man den Weg aktuell nur bis zur Hälfte laufen und die bombastische Aussicht am Ende der Tour gar nicht erreichen kann.Also geht unser Weg zuerst nach oben.Genauer gesagt Richtung Palmer. Ein Ort, an dem wir noch ein bis zwei Mal sein werden und je nach Wetter entscheiden, wohin es als nächstes geht.Um dahin zu gelangen, nahmen wir nicht den neuen Glenn Highway, der den Knik River direkt an seiner Mündung überquert, sondern den alten Glenn Highway, der den Fluss zuerst noch ein Stück Richtung Osten begleitet und dann dort irgendwann überquert.Dort machten wir einen kurzen Stopp. Denn neben der Brücke, gibt es noch eine weitere, eine noch ältere Brücke, die schon länger nicht mehr in Benutzung ist. Sie ist dennoch nach wie vor begehbar und kommt einem Lost-Place gleich, der an die Stimmung von diversen Endzeit-Serien erinnert. Um diesen Effekt noch zu verstärken, ist das regnerische Wetter dann doch von Vorteil.

Nächster Halt: Shell in Palmer.Tanken funktioniert hier einfach besser als in Deutschland. In jeglicher Hinsicht reibungsloser. Allein schon, weil es ein besseres mechanisches System gibt, dass den Griff der Zapfpistole in Position hält, bis der Tank voll ist.Entweder habe ich in Deutschland immer nur Pech, oder bei gefühlt allen Zapfsäulen ist das Teil kaputt, sodass man dauerhaft den Griff gedrückt halten muss.

Wenn man nicht an der Zapfsäule direkt mit Karte bezahlt, muss man wir in Deutschland „drinnen“ bar bezahlen.Was bei uns meistens irgendwelche schäbigen Verkaufsräume sind, in denen man von einer älteren Frau mit verrauchter Stimme rau nach „Shell Club Smart“ gefragt wird, kann sich hier tatsächlich sehen lassen.Die Mitarbeiter? Ultra freundlich!Toiletten? Die saubersten bisher!Produkte im dazugehörigen Convenience Store? Günstiger als bei Fred Meyer!Also: Tankstellen in Amerika. 10/10. Would recommend!Außerdem war das die Ausbeute, mit der Josi zurück zum Camper kam, den ich gerade wieder vollgetankt hatte.Hier gibt es einfach große Coladosen!!

Gestärkt ging es für uns dann weiter Richtung Osten auf den Glenn Highway Richtung Glennallen.Eine der Straßen in Alaska, die von vielen zu denen, mit den tollsten Ausblicken gezählt wird.Wir hatten zwar die Hoffnung, dass das Wetter auf der knapp 200 km langen Strecke unterwegs irgendwann besser würde, aber leider hingen viele der Gipfel, die die Panoramen auf der Fahrt so bombastisch machen, komplett in den Wolken und waren für uns nur erahnbar.Dennoch gab es ein paar Spots, die uns trotzdem mit toller Aussicht überraschen konnten. 😍

Und auch freundliche Menschen, die bei einem vorherigen Besuch bei besserem Wetter, für Leute wie uns eine Botschaft hinterlassen haben.Das hätten wir also gesehen, wenn das Wetter besser gewesen wäre.

Die Strecke führte uns weiter am reißenden Matanuska-Strom entlang, bis zum gleichnahmigen Gletscher, der den Fluss mit seinem Schmelzwasser speist.Dieser Gletscher ist einer von schätzungsweise 100.000 in ganz Alaska und sogar mit dem Auto richtig gut erreichbar.Aber auch die ersten Male, wenn diese weiß-strahlende Eismasse zwischen den hohen Tannenbäumen hervorblitzt, die denn Glenn Highway umspannen, war der Anblick fantastisch. Doof, dass ich fahre und immer nur kurz den Blick von der Straße abwenden kann, um solche Ausblicke zu erhaschen.Dafür konnte ich dann am designierten Gletscheraussichtspunkt den Anblick in Ruhe genießen.

Im Anschluss wollten wir ein paar Abzweigungen weiter nachschauen, wie weit man eigentlich genau mit dem Auto an den Gletscher fahren kann. Leider nicht so weit, wie es die Darstellung der Straße in Maps vermuten lässt, da die letzten Abschnitte nur mit eiker geführten Tour erreichbar sind.Erfuhren wir dann am Visitor Center, das aber so abgelegen von der Straße liegt, dass bei der Fahrt dahin dieses Video entstand:
Der Glenn Highway wurde auf der ca. 1,5-stündigen Fahrt Richtung Glennallen dann etwas breiter und vermittelte einem mehr das Gefühl auf einer sicheren Straße unterwegs zu sein, als das Stück zuvor.Die (sichtbare) Landschaft wurde mit jeder Meile, die wir uns weiter in die Taiga fortbewegten, immer karger. Also eigentlich nur dünne, schmale aber hohe Nadelbäume, kleine Büsche, hin und wieder mal ein kleiner See oder Fluss und viel, viel Nebel.Bis dann irgendwann ein grell-orangenes Schild die auf ihre Art wunderschöne Einöde durchbrach:Road work ahead. Next 11 miles.Okay. Sind wir mal gespannt, was da auf uns zukommt. Schließlich wussten wir im Vorraus schon, dass in den Sommermonaten auf Alaskas Straßen regelmäßig mit Verzögerungen zu rechnen ist, da nur in dieser kurzen Zeit die Straßenschäden, die die Härten des Winters mit sich bringen, behoben werden können.Die nächsten Schilder tauchten auf:Get ready to stop.Was uns wirklich sprachlos machte, waren nicht die Straßenarbeiten ansich oder die Tatsache plötzlich auf dem Highway halten zu müssen, sondern die Art und Weise, wie dieser Stopp vollzogen wurde.

Stand da doch tatsächlich eine Frau bei ca. 11 Grad zitternd im Regen, die ein Stoppschild hielt und bei gewisser Menge an wartenden Autos per Funke durchgab, dass man diese Seite öffnen müsse.Als ob es 2025 keine andere, digitale Möglichkeit gäbe, die Autos zum Warten aufzufordern.Nach einiger Zeit kam dann ein Auto gefahren, dass uns und alle hinter uns ebenfalls wartenden Autos abholte.

Die letzten 70km Richtung Glenallen waren landschaftlich unverändert. Ganz zu meinem Leidwesen, da ich echt gerne den Blick auf die höchsten Gipfel des Wrangell-St. Elias genossen hätte. (Zumal ich nur hätte geradeaus schauen müssen!)Leider blieb die Sicht auf den Vulkan Mount Drum mit seinem 3.600 Metern durch die dichte Wolkendecke verschlossen.Daher hier ein Bild aus dem Reiseführer, was wir hätten sehen können:

Bei Glenallen steuerten wir dann einen Campingplatz an, der mit einer Besonderheit aufwarten konnte, die für uns heute besonders wichtig war: die Möglichkeit eine warme Dusche zu nehmen.

Zuerst jedoch machten wir uns unser Abendessen. Heute gibt es den Thunfisch, den wir gestern schon gekauft haben. Zusammen mit Spiegelei unf Bratkartoffeln.Ein weiterer Vorteil der Essenszubereitung, neben der Vorbereitung der Nahrungsaufnahme: Kochen auf einem Gaskocher vertreibt scheinbar Mosquitos. Die waren nämlich kurz bevor wir starteten noch in zahlreicher Menge um uns vertreten.



Nach unserer Dusche nach dem Essen ging es auch ziemlich direkt ins Bett. Noch ist der Jetlag nicht ganz überwunden, aber es wird besser! Bis morgen. 😊

Kapitel 05
Kann es überhaupt noch schöner werden?
Dienstag, 08. Juli 2025
Diesen Eintrag zu schreiben ist echt nicht einfach. Beziehungsweise muss ich mir auch nichts vormachen: das was wir heute hier gesehen haben, ist einfach nicht in Worte zu fassen.Unser Tag startete mit dem Frühstück auf dem Campingplatz bei Glenallen.
Und dabei probierten wir wieder etwas Neues, typisch amerikanisches. 🇺🇸

Lecker, aber sehr süß!
Anschließend wollten wir noch in den Souvenir-Shop des Campingplatzes, der jedoch geschlossen war und erst wieder am Nachmittag öffnen wird. Machts nichts.
Wir fahren ja heute sowieso nach Valdez. Da gibt es genug Souvenir-Shops.Valdez ist ein kleines Hafenstädtchen mit etwa 4000 Einwohnern und liegt am Prince William Sound, einem Meeresarm östlich der Kenai-Halbinsel.
Auch wenn Valdez den Eindruck macht, ein kleines Fischerörtchen zu sein, arbeiten die meisten Einwohner hier für einen Erdölkonzern. 🛢️
Ende des 19. Jahrhunderts gegeündet als Aufschlagsort für Goldsucher in dieser Region, ist Valdez heute der Endpunkt der Trans-Alaska-Pipeline. Diese verläuft knapp 1300 km von der Proudhoe Bay an der Nordküste des Landes (größtes Ölvorkommen der USA) bis nach Valdez.Um nach Valdez zu gelangen gibt es drei Möglichkeiten.
Mit dem Schiff, dem Flugzeug oder eben mit dem Auto über den Richardson Highway, der durch Glenallen bis nach Valdez führt.
Und diese Strecke ist einfach atemberaubend.
Während etwa die Hälfte der knapp 200 km langen Fahrtstrecke zu den Chugach-Mountains hinführt und dadurch bereits tolle Ausblicke ermöglicht, befindet man sich die restlichen 100 km einfach mittendrin.
Hinter jeder Kurve verbirgt sich ein anderes, atemberaubendes Bergpanorma. Manchmal nur leicht abgewandelt, aber dennoch wunderschön. Egal wo man hinschaut, es gibt überall etwas zu sehen! 👀Wir haben auf der Fahrt ein paar Fotos gemacht, die leider natürlich nicht ansatzweise das abbilden können, was wir gesehen haben. Klingt plakativ, aber ist tatsächlich so: Man muss das einfach selbst gesehen haben!
Einige der Bilder sind auch einfach aus dem fahrenden Auto aufgenommrn, da die Strecke wenig Möglichkeiten bietet anzuhalten.Hier ein paar Eindrücke:








Definitiv ein Highlight der Strecke:
Man biegt um eine Kurve und wird mit einem neuen Ausblick überrascht. Direkt vor einem erhebt sich nun der Worthington Glacier, einer der am leichtesten zugänglichen Gletscher Alaskas.

Kurz danach führt einen der Highway über den Thompson Pass. Dieser Gebirgspass bildet eine der letzten Etappen vor Valdez und soll einen nochmal so richtig in Staunen versetzen.
Am höchsten Punkt der Strecke ergeben sich unglaubliche Ausblicke in die Täler um einen herum.


Dann geht der Richardson Highway stetig bergab, schließlich liegt Valdez ja auf Meeresniveau.
Dabei führt die Strecke durch den drei Meilen langen Keystone Canyon. Und wie man es auch nicht anders erwarten würde führt die Straße einen damit parallel zum Lowe River an schroffen Felswänden vorbei, die mit zahlreichen Wasserfällen gespickt sind.
Darunter auch der Bridal Veil Falls, der mit einer Höhe von 183 Metern den höchsten Wasserfall direkt neben einer Straße in Alaska darstellt.


Die Schlucht hinter und lassend kommen wir nach ein paar Meilen nun endlich nach Valdez.

Auf der Suche nach einem Platz für die Nacht - bzw. Nächte, da wir zwei Tage bleiben möchten - parkten wir am Hafen und schauten uns direkt die erste Option an.
Die Lage war zwar top und die alte Frau, die uns bediente sehr freundlich, jedoch hätten sie lediglich einen Stellplatz für maximal eine Nacht für uns.
Also steuerten wir den nächsten an, auf dem wir nun jetzt auch stehen.

Ausgestattet mit einem Community-Campfire, einem Waschraum, Duschen und den saubersten Toiletten auf denen Josi je war (Zitat), liegt dieser Campingplatz zwar nicht direkt nebenan, aber auch nicht weit weg vom Hafen. Insgesamt ist in Valdez alles sehr gut zu Fuß erreichbar, weswegen wir uns direkt auf den Weg machten, irgendwo ein hopfenhaltiges Kaltgetränk zu uns zu nehmen.

Der Weg am Hafen entlang führte und zudem an einigen Souvenir-Shops vorbei, die wir direkt für den morgigen Tag vormerkten.Valdez bietet viele Möglichkeiten wilde Tiere zu sehen. Wir hatten jedoch nicht damit gerechnet, was das erste Tier sein sollte, das wir nach Möwen hier zu sehen bekommen sollten.

Auf unserem Weg begegneten wir drei scheinbar wilden Kaninchen, die hier einfach rumhoppeln und es sich gut gehen lassen. 🐇Aprospos gut gehen lassen.
Angekommen! Valdez Brewing. Eine von zwei kleinen Brauereien in der Stadt, aber die einzige, die auch unter der Woche geöffnet hat.

Wir bestellten direkt die Empfehlung der Bardame. Ein Hefeweizen für mich und ein Sour für Josi.
Die Frage, ob wir direkt bezahlen wollen oder lieber einen Deckel hätten, ließ uns kurz vergessen, dass wir in Alaska und nicht bei Dirk in der Schmidd sind.
Als wir unser Bier probierten wurde es uns aber dann doch direkt wieder klar.

Das Weizenbier war okay, auch wenn es, warum auch immer, mit einer Orangenscheibe serviert wird. Josis Sour war einfach.. sauer. Und mit wenig Kohlensäure. Muss man glaube ich einfach mögen. Für uns war es nichts.
Augen zu und durch. Und die nächsten zwei probieren.

Gleiche quote wie zuvor. Eins okay, das andere für die Tonne.
Also eine letzte Chance noch. Nochmal zwei. Nicht weil wir keine Lust mehr hatten noch mehr zu probieren, das Angebot jätte es hergegeben. Nein, im Land der unbegrenzten Möglichkeiten gibt es nämlich durchaus Grenzen.

Laut alaskischem Gesetz dürfen kleine Brauereien also nur drei Bier pro Tag an eine Person rausgeben.
War vielleicht auch gut so, denn bei unseren letzten zwei Bier war wieder genau das gleiche Spiel.
Eins okay und das andere gerade gut genug für den Auguss. Traurig, dass es ein German-styled Pilsner sein sollte. Da würde ich lieber ein ganzes Jahr lang Bitburger trinken, als je wieder ein Schluck davon.Etwas angeheitert verließen wir die Brauerei und machten und auf den Weg zu „The Fat Mermaid“. Dem Laden, der uns im Office des Campgrounds empfohlen wurde, als wir danach fragten, wo man denn hier lecker (Fisch) essen könne.Und es war auch echt super lecker!
Als Vorspeise teilten wir uns drei Crab Cakes mit hauseigener spicy Chipotle Mayo.

Als Hauptspeise gab es für Josi ne Pizza mit frischem Lachs, die bis auf die Unmengen an Käse, die von Stück zu Stück einfach zu viel wurden, aber auch echt gut schmeckte. Auf Nachfrage bei unseren Tischnachbarn, wie groß denn die Pizza war, die sie hatten, bestellte Josi die gleiche Größe.
Falls ihr mal hier seid: Small reicht locker für eine Person, um satt zu werden! Josi musste sogar das letzte Stück liegen lassen.

Für mich gab es gegrillten Lachs. Mit Reis, Tomaten, Zwiebeln, Mango und Gemüse.
Beziehungsweise ohne Gemüse. Das war aus. Dafür dann aber als Ersatz einen großen Beilagensalat. Welches Dressing ich möchte, wurde ich gefragt? Ranch natürlich! Hier wird ja schließlich fast alles mit Ranch gegessen.

Nach dem Essen genehmigten wir uns noch einen letzten Drink.


Denn wie man sieht hat der Tag seine Spuren hinterlassen und die Müdigkeit nahm Überhand. Dementsprechend ging es schnell ins Bett, denn morgen wartet ein Tag auf uns, an dem Valdez erkundet werden möchte. Gute Nacht! 😊

Kapitel 06
Valdez ist klasse!
Mittwoch, 09. Juli 2025
Der Tag startete, besser könnte es nicht sein, mit einer warmen Dusche für uns beide. Dass unser Campingplatz hier unbegrenzte Duschzeiten ermöglicht, müssen wir natürlich ausnutzen!

Unser Frühstück fand heute zum ersten Mal nicht im Van statt.Wir sind ind Valdez, und auch wenn das Örtchen sehr übersichtlich ist, gibt es hier dennoch Locations bei denen man frühstücken kann. Also machten wir uns mit einem kleinen Spaziergang auf den Weg zu The Coffee Co. ☕️

Ursprünglich war ein komplettes Frühstück geplant. Als wir vor Ort waren und durch die lange Schlange vor uns merkten, dass das Essen eher nach 08/15 aussieht, entschlossen wir uns dazu, doch nur einen Kaffee to go zu kaufen und uns woanders etwas zum Essem zu besorgen.Den Kaffee tranken wir dann beim Schlendern am Hafen entlang. ⚓️

Was uns gestern schon aufgefallen ist: es gibt am Hafen einen Fischzerlegeplatz.Quasi eine kleine Hütte mit vielen Einzelplätzen, die mit Schneidebrettern und der sonstigen notwendigen Infrastruktur ausgestattet sind, um frisch gefangenen Fisch zu zerlegen. 🔪🎣Wir sahen dort eine kleine Menschengruppe stehen, die einem Mann beim Filetieren von Lachs zuschaute und stießen dazu.Leider kennen wir seinen Namen nicht.Er erzählte, während er Lachs für Lachs das Fleisch von den Gräten trennte, dass er das jetzt schon seit 35 Jahren mache. Für Leute, die zwar Fische fangen, sie aber nicht gut ausnehmen bzw. filetieren können.

Es war wirklich beeindruckend ihm dabei zuzuschauen! Im Gespräch mit Josi erwähnte er, auf die Nachfrage, woher wir denn eigentlich kommen, dass er auch mal in Deutschland war. Im Fernsehen.Hat wohl bei irgendeiner Sendung mitgemacht oder ein Beitrag wurde über ihn gedreht - so ganz haben wir es nicht verstanden. Leider wusste er auch den Namen der Sendung nicht mehr. Falls das jemand gesehen haben sollte: gerne melden, wir würden es und auch gerne anschauen! 😄Direkt neben diesem Fischzerlegeplatz befindet sich der Ort, den wir ansteuerten um unser Frühstück zu komplettieren: The Potato. Ebenfalls eine Empfehlung aus dem Office des Campingplatzes.

Für Josi gab es einen gut gefüllten Frühstückswrap mit extra Steakstücken und für mich ein Brötchen mit einer Lachscreme und Salat.Da wir uns grundsätzlich gerne Essen teilen und beide beim Lesen der Karte bei den handmade rosemary garlic fries hängen blieben, bestellten wir uns davon auch noch ne kleine Portion.Alles hat wieder ganz hervorragend geschmeckt!

Anschließend gingen wir zu unserem Van und machten uns bereit für einen kurzen Ausflug. Nach Old Valdez.Alaska liegt in der Subduktionszone, in der sich die Pazifische Ozeanplatte unter die kontinentale Nordamerikanische Platte schiebt. Die Aleutenkette, eine Reihe von Vulkaninseln, die sich im Nordpazifik in Richtung Kamtschatka ausbreitet, sowie die Gebirge Alaskas sind die Ergebnisse dieser Plattentektonik.Und wo sich eine Erdplatte unter eine andere schiebt enstehen zwangsläufig Erdbeben. Wenn sich die untere Platte großflächig verhakt und so besonders viel Spannung aufbaut, entlädt sich diese massive Spannung in einem sogenannten Megathrust-Beben, einem sehr starken Erdbeben.Ein solches ereignete sich am 27. März 1964.Das als Karfreitagsbeben oder Großes-Alaska-Beben bezeichnete Erdbeben dauerte mehrere Minuten, hatte sein Epizentrum im Prince-William-Sound und besaß eine Momenten-Magnitude von 9,2 Mw. Es zählt als stärkstes einzelnes Erdbeben der USA.Zum Vergleich:eine Momenten-Magnitude von 9,0 wird mit einem Äquivalent von 38.000 Hiroshima-Atombomben beschrieben! 😳Die Folge? Mehrere Tsunamis, die mit Monsterwellen von bis zu 67 Metern ungebremst auf Land trafen. Oder eben auf Küstenstädte und kleine Örtchen wie Valdez.(@Fabian: bitte überprüfen, ob das alles so korrekt ist oder ich dummes Zeug erzählt habe, danke!)Da die Frau im Campingplatz-Office uns vorgeschlagen hatte, Old Valdez zu besuchen, fuhren wir also hin.Mit der Erwartung irgendetwas zu sehen. Auch wenn sich das bei solch einer Katastrophe bzw. Tragödie für so viele Menschen falsch anfühlt.Zu sehen gibt es tatsächlich aber nichts mehr außer diesem Hinweisschild.

Also setzten wir nach einem kurzen Stopp unseren Weg fort und fuhren an der Küste entlang weiter Richtung Solomon Gulch Hatchery.

Einfach gesagt ist das eine Brutstation für Lachseier.Jährlich entlässt die Hatchery 250 Millionen Buckellachse und ca. 1,8 Millionen Silberlachse in den Ozean. Ein geringer Teil dieser Tiere kehrt irgendwann zurück, um entweder seine Eier abzulegen oder bereits abgelegte Eier zu befruchten. Diese Fische werden dann mithilfe einer Fischtreppe in die Station aufgenommen und von Menschen selektiert.Die weiblichen Fische werden getötet und ihre Eier entnommen, den männlichen Fischen ihr Sperma entnommen und anschließend ebenfalls getötet.Die Befruchtung der Lachseier wird dann in der Hatchery vorgenommen, die Fische herangezogen und ab einer gewissen Größe ins Meer entlassen.Was ziemlich barbarisch klingt ist tatsächlich nicht unbedingt das Schlechteste was einem Lachs passieren kann. Warum?Pazifische Lachse sterben ziemlich häufig, nachdem sie ihre Eier abgelegt oder abgelegte Eier befruchtet haben. Der Weg zum Laichplatz ist für die Tiere sehr anstrengend, weswegen viele im Anschluss aufgrund von Erschöpfung einfach sterben. Die wenigen Lachse, die diesen Prozess überleben treten in eine Zerfallphase ein. Nicht selten spricht man von Zombielachsen, da die Tiere - immer noch lebendig - beginnen zu zerfallen.Es gibt zwei Hauptgründe, warum es solche Einrichtungen gibt.Zum ersten soll die Lachspopulation gehalten oder wieder zurück auf einen normalen Bestand gebracht werden.Denn gerade die Aktivitäten der Goldsucher und die Entstehung von entsprechenden Siedlungen haben dafür gesorgt, dass die Lachsbestände durch diesen Eingriff in ihren natürlichen Lebensraum enorm gesunken sind.Der zweite Grund: einfach sicherstellen, dass mehr als genug Lachs da ist, der kommerziell oder privat gefischt werden kann. So, dass Josi Belag für ihre Pizza und ich gegrillten Lachs auf dem Teller haben kann.Wie oben auf dem Bild zu sehen ist, lockt eine solche Einrichtung, in deren Umkreis es regelmäßig von Lachsen wimmelt, natürlich wilde Tiere an, die einen leichten Fang machen wollen.Aus diesem Grund ist die Hatchery ein beliebtes Ziel für Menschen, die Bären, Seelöwen, Robben und Otter recht sicher beobachten möchten.Das war auch der Hauptgrund, weswegen wir den Weg dahin auf uns genommen haben.Je nach Maßstab waren wir erfolgreich oder auch nicht.Bären haben wir leider keine gesehen, dafür aber die anderen drei Tiere.Otter - zu Josis Leidwesen - jedoch auch nur aus großer Entfernung, was nicht zufriedenstellend war und somit nicht hingenommen werden kann.Otter und Bären stehen also weiterhin noch auf der „to see-Liste“.


Zurück nach Valdez.Wir besuchten noch zwei Thrift Shops, also quasi Second-Hand-Läden, um zu schauen, ob sich irgendwelche Raritäten finden lassen. Was unter Raritäten zu verstehen ist, ist natürlich auch Definitionssache.Dieses Fundstück im ersten Laden wäre - zumindest aus Spaß - definitiv die $3 wert gewesen, wenn es sich nicht um Größe S gehandelt hätte und es so weder Josi noch ich hätten anziehen können.

Da wir ja nicht selbst kochen müssen, wenn wir an einem Ort sind, an dem man auf leckere Art und Weise die lokale Küche ausprobieren kann, gab es heute: Mexikanisch. 🌯🌮
Josi entschied sich für eine Halibut-Bowl mit frischem Fisch und für mich gab es ausnahmsweise mal keinen Fisch, sondern Tacos mit Chicken und Salsa.


Auf dem Weg zu unserem Campingplatz entschieden wir uns spontan für einen Abstecher in die wohl einzige Location in Valdez, die einer Bar gleich kommt. Bei Gin Tonic und Knabbersnacks aus dem XXL-PubMix-Selbstbedienungsglas ließen wir den Abend gemütlich ausklingen.
Auf dem Campingplatz nutzten wir die Infrastruktur noch einmal um eine Maschine mit unserer bisherigen Wäsche zu machen. Denn morgen geht es ein gutes Stück in den Norden, von wo aus wir uns dann übermorgen auf den Denali Highway begeben. Also liegen mehrere Tage ohne große Infrastruktur und vermutlich wenig Handyempfang vor uns.
Nicht wundern, falls ihr nichts von und hört.
Ansonsten: bis morgen! 😊

Kapitel 07
Valdez to Denali (Hwy)
Donnerstag, 10. Juli 2025
Ein letztes Mal Duschen bevor wir die Zivilisation verlassen. Und anschließend einen kostenlosen Kaffee im Office des Campingplatzes abstauben.Dabei fiel uns auf, dass wir bei Ankuft eine Weltkarte da hängen sahen, wo man seinen Herkunftsort mit einer Stecknadel markieren konnte. Das musste also auch noch erledigt werden.

Der letzte Kaffee am Stellplatz.Und ein schnelles Frühstück.Und die Dumping-Station aufsuchen, um den Abwasserkanister zu leeren und Frischwasser wieder aufzufüllen.



Ein letztes Mal Einkaufen, bevor es dann die nächsten Tage auf den Denali Highway geht.Und bei unserem Einkauf merkte man: Amerikanisches Essen und Snacks gut und schön, aber etwas Frisches darf jetzt auch gern nochmal in unseren Kühlschrank!

Kurz darauf legten wir frittierte Jalapeños und Donuts dazu…Nach unserem Einkauf und einem kurzen Stopp an einem Souvenirladen, fuhren wir ein letztes Mal an den wunderschönen Hafen von Valdez und kauften uns in einem Laden frischen Fisch für heute Abend!

Los gehts! Schließlich liegen mehr als drei Stunden Fahrt vor uns - wenn wir nirgendwo anhalten.Erster kurzer Stopp am Thompson Pass kurz vor dem Worthington Glacier. Hier hielten wir auch auf der Hinfahrt um die Aussicht zu genießen.Dieses Mal zogen wir uns die Wanderschuhe an und liefen noch ein wenig umher, da man sich an diesem Ausblick einfach nicht satt sehen kann!

Das Foto wurde freundlicherweise von einer Polin aufgenommen, die uns unterwegs begegnete.Sie erzählte, dass sie allein reise, deswegen froh ist mal mit jemandem sprechen zu können und gerade von Fairbanks auf dem Weg nach Valdez ist.Fairbanks liegt ein gutes Stück nördlicher als Cantwell - das nördlichste Ziel auf unserem Reiseplan.Aus Zeitgründen, weil man die Entfernungen hier schon schnell unterschätzen kann, und weil Fairbanks echt nicht viel zu bieten hat, habe ich es bei der Planung als Ziel nicht in Betracht gezogen.Wie sie uns bestätigte völlig zurecht.Der Richardson Highway, der von Fairbanks ausgehend durch Teile der Alaska Range führt, muss aber laut ihr auf diesem oberen Abschnitt sehr schöne Landschaften im Gepäck haben.Dass der Richardson Highway Schönes zu bieten hat, wissen wir spätestens seit unserer Fahrt nach Valdez selbst. Heute die Gegenperspektive war aber auch nicht schlecht. Wenngleich man nicht auf so imposante Berge zufährt.Kurzer Stopp bei Glenallen. Da hat man noch Empfang. Denn schließlich mussten wir ja unser Highlight für den Sonntag buchen:Eine Flightseeing-Tour rund um den Denali.Mit 6,190 Metern Höhe der höchste Gipfel Nordamerikas. Und die Wetteraussichten für den Sonntag wurden die letzten Tage stetig besser, sodass die heutige Vorhersage nur noch Sonne ohne eine einzige Wolke beinhaltet.Hoffentlich bleibt das so, denn spätestens auf dem Denali Highway, der unser heutiges Ziel darstellte, wird wohl jegliches Handynetz außer Reichweite sein. Ob sich die Wetteraussichten geändert haben, erfahren wir also wohl erst am Sonntagmorgen, kurz vor Abflug.Noch einmal in Glenallen den Van auftanken und aufs Klo gehen, bevor es dann noch eine Stunde weiter nach Paxson ging.Dabei versuchten wir, so unauffällig wie möglich zu sein, denn aus welchen Gründen auch immer hatte sich um die Tankstelle ein ganzer Konvoi der US Army versammelt und der Commander sah nicht danach aus, als sei er besonders auf Späße aus. Lag vielleicht aber auch an Ernesto's Latin Cuisine direkt neben der Tankstelle, bei der sich der gesamte Trupp noch etwas zu Essen holte.Unser Abendessen sollte ja Fisch werden und auf der Fahrt fiel mir auf, dass dazu eigentlich Zitrone gut passen würde. Hatten wir eben nur nicht gekauft.Daher nahmen wir spontan die Abzweigung nach Gulkana Village. Hat ein schönes Begrüßungsschild am Straßenrand und dann ja bestimmt auch einen kleinen Laden, in dem man noch eine Zitrone bekommen kann.Das nächste Schild, das folgen sollte, sah schon nicht mehr so nett aus.

Oha. Wir haben heute Morgen beim Einkauf noch Biernachschub geholt.Und was soll das bitte? Ein Dorf, das eigenständig Alkohol verbietet und so rigoros darauf hinweist?Irgendetwas stimmte da nicht..Und dieser Eindruck sollte sich bestätigen, als wir mit unserem Van die ersten Häuser erreichten.Es gibt hier immer mal wider am Straßenrand diese typischen Schrottplätze oder ähnlich heruntergekommene Lokalitäten, die einfach genau aussehen, wie Orte, an denen in Horrorfilmen etwas Schlimmes passiert.Und dieses Dorf war eine Ansammlung solcher Orte und Gebäude.Alles sah danach aus, als würde man eine Nacht hier nicht überleben.Das dritte Schild, dass uns dann an einem halbmorschen Zaun ins Auge stach unterstrich diese Einschätzung nochmal.Darauf stand, was es hier alles nicht gibt.Keine Restaurants, keine Shops, keine Parkmöglichkeiten, keine Toiletten usw.Kurzum: Besucher sind hier unerwünscht.Auch wenn wir das dritte Schild gerne noch fotografiert hätten, im ersten Moment wollten wir einfach nur so schnell wie möglich weg, bevor noch ein Verrückter mit einem Gewehr aus einem Haus gerannt kommt.Josi hat auf der weiteren Fahrt Richtung Paxson mal nachgeschaut. Was man über Gulkana Village findet, ist, dass es ein Dorf von Ureinwohnern ist, die abgeschieden und zurückgezogen leben möchten.Und wir zwei standen mit einem großen Van und Bier im Gepäck mitten auf deren Hauptstraße.Ging ja zum Glück nochmal gut. Dann also ohne Zitrone Richtung Paxson.Und auf dieser einstündigen Route gab es auch wieder einiges zu bestaunen.Teile der Alaska Range tauchten am Horizont auf und verleihten den sowieso schon wunderschönen Landschaften den letzten, epischen Schliff.Dazu noch das passende Licht und schon musste ich gefühlt jede Meile irgendwo anhalten und mit der Kamera das Auto verlassen.Hier ein paar Eindrücke:



Na endlich! An einer eher unscheinbaren Kreuzung deutete ein weißes Schild, mit der Sternformation des Großen Wagens oder Großen Bärs und einer schwarzen „8“ darauf hin, dass linker Hand nun der Highway Nummer 8 beginnt: der Denali Highway.1957 gebaut, war dieser Highway damals die einzige Straße, die in den Denali National Park führte. Bis 1972 der Parks Highway fertiggestellt wurde und den Denali Highway als Hauptroute ablöste.Seitdem ist es eher nur noch ein optionaler Scenic Drive, was man daran merkt, dass die Straße wenig bis gar nicht gewartet wird, nur am Anfang und am Ende ordentlich asphaltiert ist und ansonsten aus mit Schlaglöchern übersäter Gravelroad besteht.Da für uns von Anfang an klar war, dass dieser Highway Teil unserer Reise sein soll, stand er ganz oben auf der To-Do-Liste.Und dafür möchten wir uns zwei ganze Tage Zeit nehmen. Daher blieben wir nach wenigen Kurven in einer Ausbuchtung bei bester Aussicht stehen und schlugen somit unser Nachtlager auf.

Zeit unser Essen zuzubereiten. Da der Denali Highway sehr viel unberührte Natur durchäuft ist in dieser Gegend auch mit vielen Wildtieren zu rechnen.Optimale Voraussetzungen also unter freiem Himmel frischen Fisch zu braten.Das Bärenspray wurde kurz vor Kochbeginn noch auf Funktionalität getestet und von da an nicht mehr außer Griffreichweite aufbewahrt. Sicher ist sicher.


Keine ungewollte Überraschung erlebt, super!Und auch ohne Zitrone schmeckte der Fisch fantastisch.Im Anschluss an unser Abendessen spielten wir dann noch eines unserer Kartenspiele, die Josi extra für die Reise besorgt hatte und gingen danach erschöpft aber zufrieden in unser Bett.

Kapitel 08
Denali Highway #1
Freitag, 11. Juli 2025
Wenn man in einer Gegend übernachtet, in der es so viele wilde Tiere gibt, sind die Sinne besonders geschärft.Vorallem wenn dann morgens immer mal wieder Geräusche zu hören sind, die einfach nicht ins Bild passen. Metallisch-dumpf.Da ist doch irgendetwas am Auto.Während Josi noch schlief, versuchte ich den Übeltäter durch das kleine Fenster am Kopfende unseres Bettes ausfindig zu machen. Und tatsächlich konnte man ihn sehen.Kleiner als ich dachte, stand er da, wo wir gestern Abend noch unser Essen gekocht haben.

Kein Bär.Sondern ein Arctic Ground Squirrel.Auch wenn es uns nur in Teilen an ein Eichhörnchen erinnerte, da es sich gelegentlich eher wie ein Erdmännchen verhielt, das sich aufstellt, um Ausschau zu halten, war das die Antwort, die ChatGPT uns gab. Unserer Beschreibung nach, wäre das am wahrscheinlichsten.Da es wirklich sehr niedlich anzusehen war, weckte ich Josi und wir schauten dem kleinen Kollegen noch eine Weile gemeinsam zu. Dann wurde es Zeit fürs Frühstück.Keine Angst, das kleine Squirrel haben wir nicht gegessen. Auch wenn es wohlgenährt aussah. Trotzdem landete etwas Neues auf unserem Frühstückstisch.Fast so süß wie das Squirrel is ja unser Brot aus der Tüte, dessen dritte Zutat Zucker darstellt. Wir erinnern uns.Für Josi ein Zustand, der nicht länger zu ertragen war.Daher hatte sie beim Einkauf am Tag zuvor verzweifelt nach einer Alternative ohne Zucker gesucht und wurde glücklicherweise auch fündig: eine Packung voller kleiner, handlicher Wraps.Ebenfalls neu in unserem Sortiment gab es dazu noch Guacamole!Eier haben wir zwar schon seit unserem ersten Einkauf, bis heute zum Frühstück aber auch noch nicht zubereitet. Von daher: alles in allem ein tolles Frühstück!Im Anschluss machten wir uns gleich daran, dem Denali Highway weiter durch unberührte Landschaften zu folgen. Da wir uns ja zwei Tage Zeit dafür nehmen, haben wir auch keinerlei Druck und können alles in Ruhe genießen.Zudem haben wir ja noch unsere To-See-Liste von wilden Tieren und auch wenn man die Bilder von Elchen am Straßenrand kennt, solche Situationen kommen nicht allzu häufig vor. Man muss sich in der Regel schon die Zeit nehmen und verheißungsvolle Spots genauer beobachten. Und ein bisschen Glück gehört natürlich auch immer dazu.Also begannen wir an kleinen Seen oder Wasserlöchern anzuhalten, um die Umgebung zu beobachten.Dass wir so schnell Erfolg haben sollten, hätten wir aber nicht gedacht.Wir standen auf einem kleinen Hügel unweit des Highways und beobachteten einige Zeit die Natur rund um den kleinen Weiher. Eigentlich wollten wir gerade zurück zum Auto, als sich in diesem Moment etwas großes Braunes aus dem grünlichen Buschwerk erhob.Damit konnte endlich eine Frage beantwortet werden, die seit Tagen regelmäßig von uns gestellt wurde: „Where is the moose?“ - die Antwort: „There is the moose“.Um korrekt zu sein müsste man aber eigentlich sagen „There are the moose“. Denn kurz nachdem sich das große, eher dunkelbraune Tier zeigte, kam ein kleines Stück dahinter ein winzigeres, hellbraunes Tier zum Vorschein.Wir haben also Mama-Moose mit ihrem kleinen Nachwuchs entdeckt. Und sie uns.Während ich versuchte so schnell wie möglich das Teleobjektiv auf die Kamera zu machen, lotete das Muttertiet bereits aus, ob wir eine Gefahr für sie und ihr Kleines darstellen könnten.



Sie lief prinzipiell einfach die selbe Strecke erstmal nur hin und her, blieb gelegentlich stehen und sah zu uns herauf - das Kleine stets hinterher.Irgendwann kam der Punkt, dass wir das Gefühl hatten, entweder sie stürmt gleich in unsere Richtung - nicht direkt um uns anzugreifen, sondern vorerst als Verwarnung - oder sie ziehen sich zurück.Letzteres geschah dann auch.Wir hatten zwar eine gute Entfernung zu den beiden - irgendetwas um die 60 Meter müssten das durchaus gewesen sein - aber wir zogen uns dann auch zurück, um den beiden wieder ein Gefühl der Sicherheit zu geben.Wir hatten unseren ersten, großen Moose-Moment und wollten die beiden nicht unnötig verschrecken.Was uns diese Situation aber auch gezeigt hat:Ein so großes Tier hat sich mitsamt Nachwuchs in eher niedrig wirkendem grünen Buschwerk versteckt. Wir standen da ja eine Weile und haben die beiden nicht sehen können.Was verbirgt sich also sonst noch in der leer wirkenden Landschaft? Und warum liegt dann unser Bärenspray im Van und ist nicht hier bei uns?Schließlich hätte statt Elch auch ein Bär aus den Büschen kommen können. Und nicht 60 Meter entfernt, sondern ein gutes Stück näher.Learning: stets das Bärenspray mitnehmen und die „leere“ Landschaft nicht unterschätzen!Den nächsten längeren Stopp machten wir wieder an einem größeren Wasserloch bzw. Weiher. Die Aussicht war sehr schön (wie eigentlich überall), die Sonne kam raus und wir konnten ein paar Enten beobachten, die sich auf dem Wasser vergnügten. Also fast wie daheim.

Da wir heute aber auch noch ein paar Meilen machen mussten, ließen wir nach einiger Zeit diese Idylle am Straßenrand hinter uns und machten uns weiter auf den Weg in Richtung Cantwell.Stopps zwischendurch gab es jetzt nur noch um entweder die Aussicht kurz auf sich wirken zu lassen (als Fahrer kann ich ja nicht die ganze Zeit nach links oder rechts aus dem Fenster schauen), ein paar Fotos zu schießen oder ein Geschäft zu verrichten.Oh. Und natürlich gab es noch einen Stopp am Tangle River Inn. Ein rustikales Roadhouse am wunderschönen Round Tangle Lake, das - wenn man die Inneneinrichtung betrachtet - auch irgendwo in Süddeutschland stehen könnte.

Die Wirtin könnte zudem glatt die Frau von Philip Morris persönlich sein, da sie ihrer Stimme nach zu urteilen jeden Tag mindestens eine Packung Marlboro vernichtet. Eine herzensgute Dame, die genau den richtigen Charakter besitzt, um solch eine Einrichtung am Rande des Nirgendwo zu betreiben.Zwei Kaffee wollten wir - mit zwei zusätzlichen Hot Brownies mit Sahne gingen wir.

Eigentlich reagiert ja Josi empfindlicher auf stark süße Lebensmittel. Aber hier haben sich die Rollen getauscht. Während mir der Brownie einfach zu mastig war, hat Josi damit genau das gefunden, was sie in diesem Moment gebraucht hatte. Ich musste im Anschluss direkt mit Beef Jerkey kompensieren.Da wir zwischendurch echt noch oft anhielten, war der Tag schon recht fortgeschritten als wir endlich einen Spot für die Nacht fanden, der zum Einen noch nicht besetzt war und zum Anderen aber dennoch die Aussicht auf Teile der Alaska Range am Horizont und die schiere endlose Weite davor ermöglichte.

Hier verbringt man gerne die Nacht. Das zelebrierten wir erstmal mit einem kühlen Bier und anschließend mit einem gebührenden Abendessen.Heute gab es nochmal Steak, dieses Mal aber mit Bratkartoffeln. Und zum ersten Mal haben die Bedingungen gepasst, sodass wir bei dieser grandiosen Aussicht sogar draußen essen konnten. Als wir damit fertig und wieder im Camper waren, fing es leicht an zu regnen. Ein besseres Timing hätten wir nicht haben können.Kurz bevor es dann aber endlich ins Bett ging, hatte sich der Regen wieder verzogen.So sah es dann nachts um halb 1 aus.


Kapitel 09
Denali Highway #2
Samstag, 12. Juli 2025
Was versteht man unter einem ausgewogenen Frühstück?Das ist mit Sicherheit Definitionssache.Klar ist jedenfalls: unseres am heutigen Tag war sicherlich keines.

Bei bester Aussicht auf die Alaska Range gab es heute wieder eine Premiere bei unserem Frühstück.Am ersten Tag bereits gekauft, schlummerte die Packung jeoch bis heute in den Tiefen unseres Kühlschranks: das Family Pack besten amerikanischen Bacons.

22 Unzen Bauchspeck warteten darauf durch unseren Verzehr das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen in der Region in die Höhe zu treiben.22 Unzen! Das sind 623 Gramm. Wenn man davon ausgeht, dass etwa ein Drittel davon reines Fett war, das in der Pfanne zurückblieb, haben wir beide trotzdem jeweils um die 200g vernichtet.Aber wie bei so vielem, was wir hier bisher kennelernen durften: es ist zwar ungesund, aber einfach geil. Das haben die Amerikaner echt perfektioniert.Zum Glück bleiben wir nur eine begrenzte Zeit hier…

Nach dem Frühstück begaben wir uns wieder auf den Highway. Auch wenn wir am ersten Tag gut Strecke zurückgelegt haben, lag noch ein bisschen was vor uns.Das Arctic Ground Squirrel, das uns am Tag zuvor geweckt hatte, scheint ziemlich viel Verwandschaft zu besitzen.Denn ständig sahen wir am Straßenrand welche, die entweder die Gegend beobachteten oder miteinander Fangen spielten.Ich verspürte das dringende Bedürfnis einige davon zu fotografieren.Daher machten wir einen längeren Stopp an einer Stelle, an der wir zuvor noch welche in die Büsche flüchten sahen.Wir mussten uns nicht lange auf die Lauer legen, um Erfolg vermelden zu können.Auch wenn der Kleine da wohl nur stand, um seinen Mitstreitern Gefahr, ausgehend von diesem seltsam anmutenden europäischen Pärchen, zu signalisieren, stellte er ein perfektes Fotomotiv dar.

Schönes Squirrel-Foto: check!Aber Bären standen ja noch immer auf der Liste. Und Moose mit Geweih!Also führte uns der nächste Stopp etwas tiefer in das Dickicht, am Straßenrand des Denali Highway.Irgendwie suspekt: auch wenn ein Teil unserer Mission war, einen Bär zu sehen, setzten wir mit Bärenglocke und lautem Gesang alles daran, keinem Bör zu begegnen.Aber wir hatten ja schließlich aus unserer Elch-Begegnung gelernt! Dann im Zweifel lieber nur aus der Entfernung anschauen!Was die direkte Begegnung betraf, blieben wir erfolglos. Aber wir konnten Spuren im schlammigen Boden ausfindig machen.


Da wir beide nie bei den Pfadfindern waren, musste für die Bestimmung der Spuren ChatGPT aushelfen.Ersteres scheint der Pfotenabdruck eines Wolfes zu sein, Zweiteres der eines Karibus, also die nordamerikanische Version des Rentiers. Da es erst an diesem Morgen ein wenig geregnet hatte und die Abdrücke in leicht schlammigen Boden zu finden waren, müssen sie recht frisch gewesen sein.Also vielleicht standen Wolf und Karibu noch ganz in der Nähe und beobachten uns…Wer sich da schon weniger gut verstecken konnte, war der Weißkopfseeadler, der kurz darauf über uns kreiste. Ob er seine Augen auf ein Arctic Ground Squirrel geworfen hatte wissen wir nicht, aber eigentlich gehören sie nicht zur Hauptnahrung der Adler, die nämlich zum größten Teil aus Fisch besteht.

Gerade auf den letzten Meilen des Denali Highway vor Cantwell wurde die Landschaft nochmal so richtig imposant. Und die Straßenverhältnisse verbesserten sich von Gravel Road mit Schlaglöchern zu asphaltierter Straße mit Schlaglöchern.Mit der Abbiegung auf den Parks Highway hatten wir dann das Ende des Denali Highway erreicht. Zurück blieben weder eine gebrochene Achse, noch ein platter Reifen und auch kein Steinschlag. Dafür aber zahlreiche atemberaubende Eindrücke und unvergessliche Momente!Die einstündige Fahrt auf dem Parks Highway, die jetzt noch vor uns lag, konnte aber auch mit toller Aussicht punkten, da sich rechter Hand der Teil der Alaskakette auftürmte, der das Denalimassiv umfasst.Linker Hand konnte man weiterhin die Ausläufer der Landschaft sehen, die sich zum Ende des Denali Highways aufgebaut hatte.Wir stoppten am Denali Viewpoint South. Auch wenn es zwar nicht wolkenlos, aber dennoch größtenteils sonnig war, hatten wir keine Chance den Berg zu sehen.Da der Berg und die ihn umgebenden Gipfel so hoch sind, dass sie ihr eigenes Wetter erzeugen, müssen viele Punkte zusammen kommen, dass man den Gipfel vom Boden aus ohne Sichtbehinderung sehen kann.Daher spricht man auch davon, dass nur etwa 30% der Besucher tatsächlich die Chance haben, den Berg vom Boden aus zu sehen. Wir gehörten heute zu den 70%, denen dieser Ausblick verwehrt bleibt.Hier der Denali (rot im Bild):

Wir fuhren noch ein kleines Stück weiter südlich zu einem Spot, an dem wir übernachten können. Nichts Besonderes, direkt neben dem Highway. Aber praktisch, da man von dort aus morgen früh nur noch 40 Minuten nach Talkeetna fahren muss.Die Wetteraussichten sind nach wie vor gut. Um das überprüfen zu können war der eine Balken LTE-Empfang gerade ausreichend.Mit einer simplen Portion Nudeln mit Tomatensoße ließen wir den Tag ausklingen.

Lecker! Es muss ja nicht immer so dekadent geschlemmt werden, wie die letzten Tage.Gerade wenn man sich am nächsten Tag mit einem kleinen Flugzeug zum höchsten Gipfel Nordamerikas fliegen lässt.Gute Nacht!

Kapitel 10
Über den Wolken
Sonntag, 13. Juli 2025
Am heutigen Tag gab es etwas, das es bisher bei unserer Alaska-Reise noch nicht gab: wir mussten uns einen Wecker stellen. Denn um 11 Uhr startete unsere Flightseeing-Tour um den Denali. Hoffentlich. Das bis gestern Abend noch hervorragend vorhergesagte Wetter konnten wir nach kurzem Blick nach draußen nämlich nicht bestätigen. Statt klarem Himmel mit vereinzelten Wölkchen war er mit einer durchgehend grauen Wolkendecke überzogen.Da wir unseren Flug bei Talkeetna Air Taxi gebucht haben, einem Anbieter, der nicht nur für die Flugleistung über 2000 hervorragende Rezensionen vorzuweisen hat, sondern auch sehr für den zuvorkommenden Service gelobt wurde, machten wir uns dahingehend keine Gedanken. Wenn das Wetter zu schlecht für einen Flug wäre, findet er entweder nicht statt oder man wird darauf hingewiesen, dass die Sicht nicht optimal ist und bekommt die Möglichkeit ohne Wenn-und-Aber zu stornieren.Wie gut der Service tatsächlich ist, sollten wir kurze Zeit später selbst erfahren.Nachdem wir unseren Van auf dem Parkplatz abgetsellt hatten, machten wir uns auf den Weg zur Anmeldung. Die Frau, die uns bediente meinte nach dem Check der Namen plötzlich, dass wir ja die Tour über zwei Stunden machen würden.Wir verneinten. Wir hatten zwar die große Tour gebucht, aber selbst die hat nur eine Dauer von maximal 1,5 Stunden.Daraufhin bestätigte sie uns dennoch die größere Tour. Da so wenig Leute unsere Tour gebucht haben, hätten sie uns kostenfrei geupgradet. Wir hätten nun der Einfachheit halber auch die Gletscher-Landung auf dem Plan, gegen die wir uns rein aus Kostengründen entscheiden hatten.

Wir sollten also für knapp $150 weniger pro Person das volle Programm bekommen.Und das Wetter sei fantastisch. Wie man uns sagte, lägen die Wollen so tief, dass darüber alle der höchsten Gipfel der Alaska-Range in strahlendem Sonnenlicht bei blauem Himmel zu sehen wären. Und so sollte es auch sein.Nach einer kurzen Einführung durch unseren Piloten stiegen wir ein, schnallten uns an, setzten uns die Kopfhörer auf (die auch gleichzeitig als Ohrschützer dienten) und warteten gespannt darauf, dass es losging.

Nach ca. 15-20 Minuten Flug über das Susitna Valley durchbrachen wir die Wolkendecke und konnten die höchsten Gipfel der Alaska Range bereits am Horizont erblicken.Mount Foraker (5304m) mittig im Bild, aber links von den anderen, Mount Hunter (4442m) in der Mitte und rechts am Bildrand halb abgeschnitten der Denali (6190m).


Einfach atemberaubend. Unser Pilot steuerte das Flugzeug über die unzähligen Gletscher und kleineren Gipfel der 1800m hohen Tokosha Mountains, die die höchsten Gipfel der Alaska Range quasi als kleine Geschwister umgeben.Mit dem Ziel ganz nah an den Denali heranzukommen. Wahnsinn!











Den gesamten Umflug des Berges konnte unser Pilot aufgrund der starken Winde nicht machen.Starke Winde sind beim Denali übrigens keine Seltenheit.Da er so nahe am Polarkreis steht und nicht Teil einer großen Gebirgskette ist, also recht isoliert in die Höhe ragt, sind Winde von etwa 120 km/h in den Gipfelregionen nicht unüblich. Zu der exponierten Lage des Berges kommen Jetstream-Einflüsse und der sogenannte Venturi-Effekt. Damit ist gemeint, dass die Gebirgsschlucht „Great Gorge“ wie ein Beschleuniger wirkt und die Windböen somit nochmal verstärkt werden.Somit wurden an einer Messstation in 5.700 Metern Höhe schon Böen von 240 km/h gemessen und Modellanalysen gehen davon aus, dass es bei extremen Stürmen am Denali, wie es einen zum Beispiel in den 60er Jahren gab, zu Windböen von bis zu 480 km/h kommen könnte.Aufgrund der nördlichen Lage ist auch der Sonneneinfallswinkel recht flach, weswegen der Berg als kältester Berg außerhalb der Antarktis zählt.Sommerliche Höchsttemperaturen liegen nicht über -15 Grad Celcius, typisch sind eher -30 Grad Celcius. Die Windchill-Temperaturen, also gefühlte Temperaturen durch die starken Winde, liegen bei bis zu -80 Grad Celcius.Somit sind die Temperaturverhältnisse an einem Sommertag auf dem Denali vergleichbar mit einem Wintertag auf dem Mount Everest. Krass!Ebenfalls krass war die Zwischenlandung auf dem Ruth-Gletscher, auf dem wir uns dann ca. 20 Minuten aufhalten konnten, um die Aussicht auf einen wirken zu lassen und Fotos davon zu machen.


Anmerkung: ich habe selbst keine Sonnenbrille dabei und musste mir deswegen eine ausleihen, die augenscheinlich etwas zu klein für mich war.Auf den Ruth-Gletscher und die bereits erwähnte Great Gorge muss ich hier aber auch nochmal kurz eingehen.Diese Schlucht, in der der Ruth-Gletscher liegt, zählt nämlich auch als tiefste ihrer Art. Mit steilen Felswänden von bis zu 1.500 Metern Höhe über dem Eis ist sie fast so tief wie der Grand Canyon in Arizona.Über dem Eis. Bedenkt man, dass das Eis des Gletschers stellenweise eine Dicke von unglaublichen 1000 Metern hat, beläuft sich die Gesamthöhe der Schlucht auf bis zu 2500 Metern und ist somit in jeglicher Hinsicht extremer als der Grand Canyon. Nur eben halt knapp zur Hälfte mit Eis gefüllt.Für den Rückflug konnte sich Josi den Platz des Copiloten sichern und das Ganze nochmal aus etwas veränderter Perspektive auf sich wirken lassen.

Unten angekommen mussten wir auf das gerade Erlebte erstmal eine Dose Bier trinken. Zumal wir von der Idee des Pärchens begeistert waren, die sich für die Gletscherlandung einfach schon zwei Dosen Bier mitgenommen hatten. Hätte ehrlicherweise auch meine Idee sein können.

Anschließend fuhren wir einen Campingplatz direkt um die Ecke an und sicherten uns einen Stellplatz für zwei Nächte. Talkeetna soll nämlich ein schönes, kleines Örtchen sein.Davon überzeugten wir uns direkt selbst und liefen einen kleinen Waldweg entlang, der vom Campingplatz direkt zu dem Ort führt.Talkeetna ist wirklich sehr hübsch! Und gibt einem beim Schlendern durch die Straßen dieses Western-Feeling.Verständlich, wenn man sich die Geschichte Talkeetnas anschaut.Ursprünglich als Indianersiedlung verbuchte der Ort Ende des 19. Jahrhunderts viel Zulauf, weil in der Region Gold gefunden wurde. 1915 wurde Talkeetna von US-Präsident Wilson als Hauptquartier für den Bau der Alaska Railroad gewählt.Der denkmalgeschützte historische Ortskern besteht noch heute aus ebendiesen Gebäuden, die Anfang des 20. Jahrhunderts gebaut wurden. Nur wohnen da jetzt eben keine Eisenbahnarbeiter mehr.Die Häuser sind gefüllt mit kleinen, charmanten Souvenirläden, oder Pubs und Restaurants.



Nachdem wir uns in einigen Läden umgeschaut hatten mussten wir natürlich den Denali Brewpub austesten, der wie alles in Talkeetna direkt an der Hauptstraße zu finden ist.Das Bier sagte uns zu, sodass eine Lokalität zum Ausklingenlassen des Abends bereits gefunden war.Zuerst mussten wir jedoch etwas Essen.Auf der Suche nach dem passenden Etablissement dafür wurden wir von einem älteren Ehepaar angesprochen. Ob wir nicht vor zwei Tagen noch auf dem Denali Highway gewesen wären?Und tatsächlich. Dieses Pärchen hatte uns bei einem unserer Pausenspots angesprochen und nach dem Zustand des Highway befragt. Als wir ihnen sagten, dass bald die Gravelroad beginnt, bedankten sie sich und meinten, dass sie dann zeitnah umkehren würden.Einen anderen Weg als wir gewählt, standen die beiden jetzt wieder vor uns.Phil und Jane sind Dairy Farmer aus Indiana. Also produzieren sie Milch und daraus resultierende Produkte.Auf dem Denali Highway wollten sie sich interessehalber die einzige Dairy-Farm anschauen, die dort zu finden ist.Es war ein nettes, kurzes Gespräch mit den beiden und zeigte uns erneut, wie herzlich viele Menschen hier einfach sind. Egal ob sie aus Alaska selbst oder einem anderen Teil der USA stammen.Das Essen war okay, aber auch nichts Besonderes. Fish‘n‘Chips.Viel prägnanter war der anschließende Besuch im Denali Brewpub für den Rest des Abends.Nach einer Runde Bier stiegen wir auf Gin Tonic um. Lecker. Auch endlich mal ein Gin aus einer lokalen Brennerei und kein Markenprodukt, dass man so auch in Deutschland kaufen kann.Bereits bei der zweiten Bestellung, für die man jedes Mal zur Bar laufen musste, fragte der Barkeeper uns direkt, ob wir erneut zwei „Gin and Tonic“ möchten. Fast wie bei Dirk, der weiß auch immer schon was man Trinken möchte.Anders als bei Dirk ist jedoch die Art und Weise wie das Tonicwater seinen Weg in das Glas findet.


Ob es einem gefällt oder nicht, aber Waffen gehören einfach zu den USA. Während ich auf jeden Hinz und Kunz, der an seiner Jeans ne Knarre hängen hat gerne verzichten könnte, bin ich hingegen Fan dieser in Fachkreisen sogenannten „Soda gun“.Auch wenn man kritisieren könnte, dass das, was da rauskommt, lediglich sprudeliges Sirup ist, tat es dem Geschmack des Gin Tonic keinen Abbruch. Und es ist halt einfach ein cooles und praktisches Bar-Tool!Nach ein paar weiteren Besuchen bei unserem neuen getränkemischenden Freund verabschiedeten wir uns nach einem langen, mit unvergesslichen Erlebnissen gespickten Tag müde in unser Bett.

Kapitel 11
Wie Zuhause
Montag, 14. Juli 2025
Der heutige Tag fühlte sich tatsächlich ein bisschen an wie Zuhause.Nicht dass wir einen Kater gehabt hätten, aber nach so ein paar Gin Tonics schläft man schon gerne einfach mal aus. Und das ist ja auch das Schöne, wenn wir uns in einem kleinen Örtchen befinden und keinen durchgetakteten Plan für den Tag haben.Als wir unser Frühstück beendeten hatten wir etwa 13 Uhr. Also Zeiten, zu denen wir am Wochenende daheim auch noch am Frühstückstisch sitzen. Wie Zuhause eben.Zum ersten Mal tranken wir heute auch von dem Kaffee, den wir uns beim großen Einkauf am zweiten Tag geholt hatten. Vielleicht haben wir ein bisschen nach dem Etikett gekauft…

Was bei Wein ja nicht immer gut geht, hat in diesem Fall beim Kaffee jedenfalls gut geklappt. Sehr aromatisch!Im Anschluss machten wir uns auf Richtung Talkeetna. Da gibt es schließlich noch einige kleine Läden, die wir am Tag zuvor noch nicht besucht haben.Beim Durchstöbern der Shops konnten wir auch schon erste Mitbringsel und das ein oder andere Souvenir für uns selbst ergattern.Dann musste Josi aufs Klo. Aber die Läden haben keine Toiletten und öffentliche Klos scheint es auch nicht zu geben.Einzige Option: eine Gaststätte aufsuchen, etwas zu trinken bestellen und dann die vorhandenen Örtlichkeiten aufsuchen.Zum Glück war der Denali Brewpub, den wir von gestern Abend ja noch gut kannten, gerade um die Ecke.Also rein da.Auf unserem zielgerichteten Weg zur Bar konnten wir uns, bei dem was wir dabei sahen, ein Grinsen nicht verkneifen.Es hatte doch tatsächlich der Barkeeper vom Vorabend wieder Dienst.Als er aufblickte und uns auf ihn zukommen sah, musste auch er grinsen.Er begrüßte uns freundlich und fragte dann amüsiert, ob wir denn schon wieder „ready for another Gin and Tonic“ wären. Quasi wie Zuhause.Aber ready dafür waren wir noch nicht. Wir bestellten uns jeweils ein Bier, besuchten die Toiletten und tranken unsere Gläser auf der Veranda aus.Auch wenn er sich sicher war, dass wir uns ja in ein paar Minuten wieder sähen, sollte es tatsächlich noch bis zum Abend dauern.Denn nach dem kurzen Ausflug in den Brewpub musste ein kleiner Zwischenhunger gestillt werden. Aber auch einfach aus Interesse und zahlreichen sehr positiven Googlebewertungen führte unser Weg uns zu dem Foodtruck mit dem Namen „The Salmon Spot“. Dort bestellten wir die vielgelobten Salmon Cakes. Quasi Kartoffelpuffer nur eben aus frischem alskischen Lachs. Klasse!

Gestärkt von unseren Lachsküchlein besuchten wir die restlichen Shops, die noch ausstanden und warfen bei allen Restaurants/Pubs, an denen wir vorbei kamen, einen Blick auf die Speisekarte um uns dadurch die Entscheidung zu erleichtern, eine Lokalität rauszusuchen, wo wir später essen möchten.Die Entscheidung fiel auf das „Homestead Kitchen“. Schöne Karte, nettes Ambiente und hervorragende Lage, da es sich direkt gegenüber vom Denali Brewpub befand.Und Josi wollte unbedingt den Sloppy Joe Burger mit Elchfleisch essen, den sie in ihrem Menü führten.Sloppy Joe meint, dass der Burger mit einer Art Hackfleischsoße kommt. Scheint hier in Amerika ein bekanntes und beliebtes Ding zu sein.Josi war auch begeistert davon. Ich musste mich spontan umentscheiden, da mir unser Kellner sagte, dass meine Wahl des (salopp gesagt) Meeresfrüchtepfännchens mit Blätterteig schon aus sei. Die Wahl fiel dann auch auf etwas mit Elch. Als Hackfleisch mit Gemüse in einer hellen Soße. War auch sehr lecker!


Anschließend wollten wir dann noch etwas von der Dessertkarte probieren. Wir teilten uns ein Rhabarberküchlein mit Sahne. Ebenfalls sehr gut! Und ein schöner Abschluss unseres Abendessens.

Auch wenn der Brewpub gegenüber sehr verlockend aussah, wollten wir etwas Neues ausprobieren. Bei der Lokalsuche für das Abendessen wurden wir auf einen sehr urigen Pub aufmerksam, der damit war, dass jedes Bier dort nur $5 kostet. Da man ansonsten zwischen $7 und $9 pro Bier zahlt ein sehr verlockendes Angebot!Leider war er aber schon geschlossen, als wir dort ankamen. Vielleicht regulär, vielleicht aber auch, weil wir uns auf dem Weg dahin noch mit einer Grundschullehrerin aus Talkeetna verquatschten, die uns zuvor ganz freundlich angesprochen hatte.Jedenfalls musste dann eine Alternative für den Abend her. Und welcher Laden in der Stadt würde sich besser dafür eigenen, als der, in dem wir uns schon fast wie Zuhause fühlten?Also los zum Denali Brewpub.Unser Freund hatte die Soda gun für heute schon an einen Kollegen übergeben und saß nun Ale-trinkend auf der anderen Seite der Theke. Auch wir entschieden uns heute für einen Platz an der Bar. Zum einen war es heute draußen kühler als gestern und zum anderen sah es an der Bar sehr gemütlich aus.Da uns der Gin Tonic wirklich gut geschmeckt hatte, bestellten wir uns direkt zwei. Und ließen sie uns auf einen Deckel schreiben. Wie Zuhause.Ein Vorteil an der Bar zu sitzen ist auch, dass man genug Zeit hat, anhand der Rückwand zu sehen, was alles im Sortiment geführt wird. Denn so entdeckten wir, dass Denali Spirits nicht nur den normalen Gin herstellt, den wir gerade tranken, sondern auch noch einen mit einem grünen Label. Spruce Tip Gin. Also Fichten-Spitzen Gin.Den mussten wir probieren.Schade, dass wir den erst heute gesehen haben, denn er schmeckte uns noch ein bisschen besser als der andere.

Auch wenn um 22 Uhr eigentlich Ladenschluss gewesen wäre und auch sichtlich um uns herum aufgeräumt wurde, konnten wir kurz vorher noch eine Bestellung aufgeben. Ein Chuli Stout sollte es sein, da davon ein schönes Blechschild an der Wand hing, das auch zum Verkauf angeboten wurde. Für eine potentielle, zukünftige Bar im gemeinsamen Keller ein nettes Accesoire!Da das Bier den Geschmackstest bestand (geht in die O‘Haras-Richtung), fügten wir unserem Deckel noch $28 hinzu und nahmen ein Blechschild mit. Auch wenn es bisher weder Haus noch Bar im Keller gibt.Und so neigte sich ein schöner und entspannter Tag in Talkeetna seinem Ende zu, an dem wir uns mehr als nur einmal wie Zuhause fühlen durften.

Kapitel 12
Tschüss Talkeetna!
Dienstag, 15. Juli 2025
Auch heute starteten wir recht entspannt in unseren Tag. Nach unserem Frühstück, das heute mal nur aus Cornflakes und bei Josi zusätzlich noch Cottage Cheese bestand, brachten wir den angesammelten Müll der letzten Tage weg, leerten unser Abwasser aus und füllten Frischwasser nach.Dann hieß es für uns: Tschüss Talkeetna.Es war sehr schön bei dir!Nach recht kurzer Autofahrt stoppten wir um eine kleine Wanderung zu machen. Der Talkeetna Lake Trail führt 6,5 km um ein paar kleine Seen, von denen man aber tatsächlich nur hin und wieder etwas zu sehen bekommt.

Die meiste Zeit ist man in dichtem Wald unterwegs, der stellenweise richtigen Urwaldcharakter aufwies.


Wir rechneten hier hinter jeder Kurve mit einer Wildtierbegegnung. Deswegen war das Bärenspray auch dauerhaft zur Hand. Und nicht selten waren wir der Meinung auch etwas gesehen zu haben. Da wir zudem immer die Bäume im Blick behielten, denn ein Bär kann sich ja auch dort aufhalten, kann einen der Anblick von soetwas, gerade aus gewisser Entfernung und ohne freie Sicht durch die Büsche, durchaus im ersten Moment an einen Bären erinnern.

Auch wenn eine Wildtierbegegnung ausblieb hat uns der Trail war wirklich gut gefallen und viel Spaß gemacht.


Der nächste Stopp auf unserer Fahrt in den Süden war der Hauptsitz der Denali Brewing Co. Die Brauerei, die das Bier braut, das wir die letzten Tage tranken und den Gin brennt, von dem wir nicht genug bekommen konnten.


Da hier wirklich jeder Laden seinen eigenen Merch verkauft und im Brewpub ein paar schöne Flannels hingen - leider nur in XS und S - trafen wir die Entscheidung bei unserer Weiterfahrt am Hauptsitz der Brauerei zu stoppen und zu schauen, ob hier vielleicht noch andere Größen vorrätig sind.Da wir beim Besuch der Webseite dann auch entdeckten, dass sie hier frische Steinofenpizza machen, war an diesem Zwischenstopp nicht mehr zu rütteln.


Und wir sollten nicht enttäuscht werden.Nicht nur, dass die Pizzen echt super lecker waren, auch das Flannel gab es hier zum Glück noch in meiner Größe!(Beide Pizzen könnten Spuren von Elch enthalten.)

Einziges Manko für mich: mit dieser hauseigenen Habanero-Soße habe ich mir zeitweise alle Geschmacksnerven abgetötet. Josi hatte besser dosiert und daher mehr Spaß beim Essen ihrer Pizza.

Wir nahmen uns noch ein paar Dosen von dem Bier mit, das uns die letzten Tage gut geschmeckt hatte, kauften noch eine Flasche von dem Gin für zuhause und machten uns auf den Weg Richtung Palmer.Dort machten wir bereits vor einer Woche einen kurzen Stopp. Der Ort mit der tollen Tankstelle und den sauberen Toiletten.Da man von dort aus auf den Hatcher Pass kommt, das Wetter letzte Woche aber miserabel war, schoben wir dieses Vorhaben einfach noch auf. Wir kommen übrigens auch nochmal hier vorbei und hätten also noch eine Chance den Pass aufzuschieben.Aber das ist nicht notwendig. Die Wetteraussichten für die nächsten Tage sind super und somit kauften wir bei Fred Meyer in Palmer noch ein paar Dinge nach, die wir aufgebraucht hatten und machten uns bei strahlendem Sonnenschein auf in Richtung Hatcher Pass.Kurz bevor man dann so richtig auf dem Pass ankommt gibt es einen kleinen Camping-Spot am Rande der Straße. Zum Glück war auch noch ein letzter Stellplatz frei, denn das Übernachten in den normalen Haltebuchten am Straßenrand ist hier verboten.

Zeit für unser Abendessen!

Heute essen wir mal ganz spartanisch und gesund! Frische Paprika und Mini-Karotten.

Ja okay, vielleicht nicht ganz so gesund. Aber diese Soße ist echt einfach der Wahnsinn! Ohne Josi, die wusste, dass die Leute hier gefühlt alles mit Ranch essen und deshalb beim ersten Einkauf direkt so eine Tube kaufte, wäre ich wohl nie selbst auf die Idee gekommen, sie zu probieren.

Ohja und die gab es auch noch dazu…Aber was soll man auch machen, wenn man eine große Packung Shrimps für nur $6 bekommt, da sie sonst ab morgen nicht mehr verkauft werden dürfen?Noch ein bisschen Knoblauch dran und in Butter angebraten war unser Abendessen somit komplett.

Den restlichen Abend verbrachten wir dann aber getrennt voneinander. Josi lag im Bett und las ihr Buch fertig. Ich saß auf der Bank im Van und schrieb den Blogeintrag.Morgen geht es dann auf den Pass und eine größere Wanderung steht auch endlich an!Gute Nacht!

Kapitel 13
Reed Lakes Trail
Mittwoch, 16. Juli 2025
Unser Kaffee „Fog Riser“ hat seinem Namen heute alle Ehre gemacht. Denn während er in unserer French Press durchzog, hat sich bei uns in gewisser Weise auch der Nebel gelichtet.Dass unser Spot für die Nacht direkt am Little Susitna River lag hatten wir natürlich mitbekommen. Dass ein kleiner Trampelpfad durch die Büsche direkt zum Flussufer führt, aber erst heute Morgen bemerkt.


Irgendwie haben wir bei fast jedem Frühstück etwas Neues auf unserem Tisch.Heute aber mit besonderer Relevanz: denn beim gestrigen Einkauf in Palmer haben wir ein abgepacktes und in dicke Scheiben geschnittenes Sauerteigbrot entdeckt. Und auf der Zutatenliste stand nicht mal Zucker!

Natürlich nicht im Ansatz mit unserem deutschen Brot zu vergleichen, stellt es dennoch ein wahres Upgrade zum vorherigen Brot dar. Und eine Aprikosenmarmelade, die damit wirbt „sogar echte Früchte“ zu enthalten und auf den „High Fructose Corn Syrup“ zu verzichten haben wir von nun an ebenfalls auf unserem Frühstückstisch.Gut gestärkt machten wir uns auf den Weg zum Parkplatz des Reed Lakes Trail, den wir uns für heute vorgenommen hatten.Dort angekommen wollten wir gerade mit der Tagestour starten, als wir von einem jungen Paar angesprochen wurden. Ob wir denn den Trail machen möchten und schon gehört hätten, dass heute bereits auf dem Weg ein Grizzly gesichtet wurde.Die beiden aßen gerade ihren Proviant auf, um auf Nummer sicher zu gehn und nichts Essbares mit auf den Weg zu nehmen.Ein Stück weiter, aber ebenfalls noch auf dem Parkplatz, stand eine größere Menschengruppe und zeigte auf den unmittelbar angrenzenden Berghang.Kurz später ließen sie uns an ihrer Konversation teilhaben. Gerade wäre dort noch ein Bär zu sehen gewesen, der jetzt aber hinter einem Haufen von Büschen verschwunden sei. Ob uns denn der Park Ranger schon über die Grizzly-Sichtung informiert hätte?Also gingen wir zurück zu unserem Van. Nicht weil wir aus Angst den Trail nicht machen wollten, sondern um unser zweites Bärenspray auch noch einzustecken.Auch wenn wir den Bär am Hang gerade verpasst haben, wird heute ja wohl trotzdem der Tag sein, an dem wir dann endlich einen Bär sehen werden!?Noch besser ausgestattet machten wir uns jetzt aber wirklich auf den Weg zum Beginn dieser 14 km langen Tour.

Dass wir nach kurzer Zeit bereits die erste Familie mit ihren zwei Hunden überholten, darunter ein Chihuahua, stimmte uns dann nochmal sicherer. Natürlich gingen wir den Weg mit gegebener Achtsamkeit auf unsere Umgebung, aber wenn diese Familie mit ihren kleinen Hunden denselben Weg läuft, dann kann es ja so schlimm nicht sein.Außerdem kam uns dann der makabere aber vielleicht nicht ganz unbegründete Gedanke: bevor so ein Bär einen Menschen mit seiner Beute verwechselt, schnappt er sich ja wohl zuerst den Hund oder?

Irgendwann schlossen wir dann zu dem Pärchen auf, dass uns auf dem Parkplatz als erstes angesprochen hatte. Die, die ihre Sandwiches vor der Tour vorsichtshalber aufgegessen hatten.Dass sie etwa in unserem Tempo liefen kam uns recht gelegen. Noch ein Puffer zwischen uns und einem potentiell aus dem Busch stürmenden Braunbären.Ärgerlich für die beiden, dass wir beide - so nah hinter ihnen - unser Proviant noch in unseren Rucksäcken hatten.Kurz bevor der Weg dann so richtig den Berg hinauf ging, ließen die beiden uns passieren, weil sie an einer Brücke coole TikTok-Aufnahmen machen wollten.

Jaja. Und wir dachten, das wären unsere Freunde. Etwa bei der Stelle, bei der heute Morgen der Bär gesichtet wurde, mussten wir jetzt die Vorhut bilden und deren potentieller Puffer sein.


Nachdem wir einiges an Höhe dazugewannen und einen schönen Wasserfall passierten begann so langsam der härtere Teil des Trails. Immer größere Steine und Felsbrockem säumten den Weg, der schon nicht mehr wirklich einen Pfad erkennen ließ. Man lief einfach da entlang, wo es am besten ging.

Dann wurden die Felsbrocken immer größer und mit Ausweichen und großen Schritten konnte man sich nicht mehr weiterhelfen. Jetzt musste ein wenig geklettert werden.

Als wir diesen Abschnitt passiert hatten, gönnten wir uns in dem fatalen Glauben, das Gröbste geschafft zu haben, eine kleine Verschnaufpause.Währenddessen überholte uns das Pärchen von zuvor. Die beiden redeten übrigens Russisch miteinander. Oder irgendeine andere slawische Sprache. So genau kenne ich mich da nicht aus.Während die beiden uns hinter sich zurückließen, kam uns ein anderes Paar entgegen. Die beiden fragten, ob alles in Ordnung sei und gaben uns dann Tipps, wie wir an der nun vor uns liegenden Stelle am besten vorgehen sollten.Diese Aussage ließ somit erwarten, dass doch noch ein härterer Abschnitt vor uns lag.

Der nun folgende Teil des Trails, der also wieder Klettern über Felsen erforderte, führte nämlich über den rauschen Reed Creek, den wir weiter unten schon als schönen Wasserfall bestaunen durften. Die Schwierigkeit dieses Mal: die Felsen lagen nicht so gut beieinander, waren größer, verwinkelter und teilweise im Wasser.
Man musste sich also den besten Weg zusammensuchen. Nach jedem Felsen, der sicher überwunden war, Ausschau nach dem nächsten halten, der besteigbar aussah. Das führte auch zu einem ständigen Wechsel der Bachseite.Als wir diesen Teil gut überstanden hatten, entschieden wir uns dazu, auf der rechten Seite des Reed Creek weiterzulaufen, da man dort tatsächlich auch wieder normal laufen konnte. Auf der linken Seite hätten wir noch ein Stückchen länger über die Felsen klettern müssen.
Das war unser Fehler.
Denn nach ein paar Hundert Metern kamen wir an einen Punkt, an dem wir nicht mehr weiter konnten. Es gab auch nichts mehr, was wie bisher, auf einen Weg oder Pfad hingedeutet hätte.
Ich checkte die All-Trails-App, die wir für unsere Wanderungen nutzen:
wir hätten auf der linken Seite weiter gemusst.
Also ging der Weg für uns ein Stückchen zurück, bis wir einen Spot gefunden hatten, der uns ermöglichte, den Bach recht unbeschwert zu überqueren.Die All-Trails-App ist übrigens echt klasse! (keine bezahlte Werbung)
Auch wenn der Trail dort zwar als "schwer" klassifiziert war, sprachen manche in den Kommentaren davon, dass "moderat" doch besser passen würde, da man lediglich zwischendrin ein wenig über Steine klettern müsse.
Hätten wir uns die Infotafel zu Beginn des Weges angeschaut, dann hätten wir die Info erhalten, dass der Weg nach dem einfacheren Part in einen "rock garden with the size of small cars" führt, die nur durch "boulder-hopping" überwunden werden können.Die Felsbrocken in VW-Golf-Größe hinter uns lassend begann der Weg jetzt wieder normaler zu werden. Weiterhin stetig den Berg hinauf, aber eben nicht länger so herausfordernd. Man merkte aber, dass sich das Terrain schon erheblich verändert hatte.
Das grüne Tal lag mittlerweile weit hinter uns und wir befanden uns in einem tristen Gebirgstal, umgeben von den grauen und rauen Gipfeln der Talkeetna Mountains.
Immer mal wieder führte der Weg über kleine, schneedbedeckte Abschnitte, die nebenbei bemerkt als gute Aufhellung für Selfies dienen.

Da sich mittlerweile erste Anzeichen von Müdigkeit breit machten und wir den gleichen Weg ja auch nochmal zurück mussten, beschlossen wir nur den Lower Reed Lake anzusteuern. Der kleinere der beiden Bergseen liegt noch etwa 150 Höhenmeter unter seinem großen Bruder.
Wir aßen dort unsere geschmierten Sandwiches, tankten nochmal etwas Kraft, genossen den Ausblick auf den noch halb gefrorenen See und machten uns dann irgendwann auf den Rückweg.


Kaum einige Meter zurückgelegt trafen wir eine kleine Gruppe an Menschen, die ebenfalls eine Pause einlegten. Nach flüchtiger Begrüßung fragte uns eine Frau aus der Gruppe, woher wir denn kämen. Deutschland. Ah ja, das hätte sie herausgehört.
Denn schließlich ist sie hier in Alaska Lehrerin für Deutsch. Und ihre Partnerschule wäre in Bremen/Vegesack. Ob wir das kennen würden.
Gegen deren Handballmannschaft hat Josi früher regelmäßig gespielt.
Wie klein die Welt in solchen Momenten doch immer wieder ist.Den Rückweg über die Felsen meisterten wir ohne ständig die Seiten zu wechseln.
Auch dieses Mal legten wir nach dem Überwinden der Klettereinheiten eine kurze Pause ein. Dabei holte uns das russische Pärchen wieder ein, begrüßte uns und fragte, wo wir denn gesteckt hätten.
Man muss auch wirklich neidlos anerkennen: die beiden haben die Klettereinheiten souveräner überwunden als wir. In Sneakern. Scheinbar ohne Angst nur ein klein wenig umknicken zu können, sprangen sie schon fast von Brocken zu Brocken.
Während er wenigstens noch halbwegs in Outdoorklamotten steckte, trug sie eine modische, helle Alltagshose und ein normales Oberteil. So sauber als käme beides gerade aus der Reinigung.
Keine Ahnung wie die beiden das gemacht haben, aber sie zeigten uns ein kurzes Video vom Ende des Trails, dem Upper Reed Lake, der tatsächlich noch komplett gefroren und von Schnee umgeben war.Ohne uns von den beiden beirren zu lassen, setzten wir unseren Abstieg fort.
Und sollten für unsere Anstrengungen mehr als gebührend belohnt werden. Während wir uns in den nebelverhangenen Bergen rumtrieben, hat sich weiter unterhalb im Tal die Sonne ihren Weg durch die dichten Wolken gebahnt.
Daher konnten wir unseren Weg ins Tal bei diesem Ausblick genießen.

Die Idylle wurde nur gestört durch einen drohnensteuernden Papa auf einem Hügel linker Hand, der hysterisch herumbrüllte, ob jemand seinen zehnjährigen Sohn gesehen hätte. Er wollte ihn mit der Drohne verfolgen und jetzt sei er verschwunden.
Josi konnte helfen. Der Junge saß mit seinem powerbankgespeisten Handy auf einem Stein in der Nähe und spielte bei atemberaubendem Bergpanorama lieber Flappy Bird als sich nur einen Moment auf die Schönheit der Natur einzulassen.Aus Dankbarkeit schoss der Vater dieses Foto von uns.

Der weitere Rückweg war zwar sehr schön anzusehen, ansonsten jedoch eher unspektakulär was besondere Ereignisse anging.
Einmal begegnete uns noch eine Frau mit vier weißen Schäferhunden, die allesamt ganz friedlich waren.Als wir unser Auto erreichten befreiten wir uns erstmal von Schuhen und verschwitzten Kleidern und tranken auf unsere erste große Tageswanderung eine Dose kaltes Bier.
Das hatten wir uns nach diesen 14 km, etwa 550 Höhenmetern und zahlreichen Klettereinheiten auch mehr als verdient.
In Anbetracht der Tatsache, dass es zudem Josis erste richtige Wanderung war, hat sie sich bei dieser Feuertaufe mehr als wacker geschlagen.
Eine gute Basis für die Touren, die noch geplant sind!Nun mussten wir aber auch noch einen Spot für die Nacht finden.
Unsere Route führte uns weiter auf den Hatcher Pass. Leider sahen wir direkt zu Beginn ein Schild, dass Camping am Rande der Passstraße explizit verbot. Da die Sonne jedoch so schön tief stand und die ganze Landschaft in ein goldenes Licht hüllte, fuhren wir noch ein klein wenig auf der Passstraße und genossen den Ausblick.Hier ein Bild von dem ebenfalls halb gefrorenen Summit Lake auf dem Pass, den man im Gegensatz zu den Reed Lakes jedoch ganz bequem mit dem Auto erreichen kann. Da kann das Licht noch so schön sein: der Ausblick auf den hart erwanderten Bergsee fühlt sich besser an!

Unterwegs trafen wir noch ein Murmeltier, dass es sich auf der Straße bequem gemacht hatte. Als wir ganz nah waren, wechselte es die Straßenseite und fraß eine kleine Pflanze nieder. Süß!Der Wahl des Stellplatzes für die Nacht fiel dann auf eine der wenigen Möglichkeiten, die man hier hat. Ein großer Parkplatz am Fuße der Passstraße. Hier war die Aussicht aber auch nicht verkehrt.

Wir machten direkt Abendessen. Für Josi gab es ein Steak vom Rind. Für mich eins vom Thunfisch. Dazu Reis.Dass wir nach dem Essen und diesem ereignisreichen Tag beide so schnell wie möglich ins Bett wollten, braucht man wohl nicht zu betonen.
Ein eindrucksvoller Tag neigte sich seinem Ende zu. Leider ohne Bärenbegegnung. Mal wieder.

Kapitel 14
Goldrichtig
Donnerstag, 17. Juli 2025
Nach einem Tag wie gestern, braucht man am nächsten Morgen nichts mehr als ein bisschen Ruhe und 12 Unzen Bacon. Wir haben aus dem letzten Mal gelernt und deswegen nur noch die kleinere Packung gekauft. Sind ja trotzdem immerhin noch 340 Gramm.So entspannt wie wir sonst frühstückten war es heute aber leider nicht. Lag jedoch nicht an uns, sondern eher an der chinesischen Reisegruppe, die plötzlich über den Parkplatz herfiel, auf den wir uns für die Nacht gestellt hatten. Warum sie um unseren Van wirklich alles fotografieren mussten, erschloss sich uns einfach nicht. Es war bewölkt und demnach nicht mal Sicht auf die Berge möglich. Und so wie sie sich für ihre Fotos positioniert hatten, bestand eh die Hälfte des Bildes nur Parkplatz.Nach unserem Frühstück im Zentrum Pekings machten wir uns fertig um die nahegelegende Independece Mine Historic Site zu besichtigen. Ebenfalls am Fuße des Hatcher Pass und nur wenige Fahrminuten von unserem Parkplatz entfernt liegt diese ehemalige Minensiedlung, die zu den bedeutendsten Golminen des Landes zählte.

Hier wurde ganz klassischer Bergbau betrieben und nicht wie an vielen anderen Orten in Alaska einfach nur Gold mit der Pfanne aus dem Flussbett gewaschen.Ende des 19. Jahrhunderts hatte man hier zum ersten Mal Gold gefunden. Im Laufe der Jahre operierten dort dann immer mehr kleine Unternehmen, bis es in den 30er Jahren zu einem Zusammenschluss kam und die Anlage vollends industrialisiert wurde.
Die Infrastruktur hierfür war für die damalige Zeit ein Musterbeispiel.
Elektrizität in einer so abgelegen Bergregion, Maschineneinsatz zum Abbau und Verarbeitung von Erz, große zusammenhängende Stollensysteme und eben eine ganze Siedlung bestehend aus Wohnhäusern, Kantinen, Verwaltung und einem Krankenhaus.Während der Hochphase in den 30er und 40er Jahren arbeiteten um die 200 Menschen in der Siedlung. Insgesamt wurden um die 4,7 Tonnen Gold gefördert.Die Mine wurde 1951 geschlossen, jedoch mit dem Hintergedanken, sie zu einem späteren Zeitpunkt wieder in Betrieb nehmen zu können. Deswegen wurde auch fast alles zurückgelassen. Anfang der 80er Jahre scheiterte ein privater Versuch der Wiederinbetriebnahme nach einigen Testbohrungen und das Gelände wurde daraufhin unter Kontrolle des Bundesstaates Alaska in ein denkmalgeschütztes Freilichtmuseum umgewandelt. Dabei wurden einige der bestehenden Strukturen gesichert, andere restauriert und wieder andere einfach so belassen.So sieht es dort heute aus:





Im Anschluss an unseren Besuch dieses historischen Ortes fuhren wir über den Hatcher Pass nach Willow. Der eigentliche Bergpass bildet nur das erste Stück der gesamten Strecke und bietet einem erneut fantastische Ausblicke und Bergpanoramen.


Der Großteil der Strecke bis nach Willow verläuft dann jedoch in der Talsenke parallel zum Willow Creek, einem breiten Gebirgsbach, der einen dieser typischen Blautöne besitzt, die solche Wasserläufe besonders sehenswert machen.


Am Ende der Strecke sollten wir noch eine Überraschung erleben.
An einer Stelle ist man so erhöht, dass man die Baumreihen, die bis zu diesem Zeitpunkt den Horizont verdeckten, überblicken kann. Und dadurch wurde ein Gebirgsmassiv erkennbar, das ziemlich weit in der Ferne lag.Wir stoppten kurz, überprüften unsere Vermutung anhand des Standortes und der Blickrichtung und konnten somit festhalten:
wir gehören doch zu den 30% - auch wenn wir ein gutes Stück entfernt sind und für uns nur die blaue Silhouette erkennbar ist!Vor uns zeigte sich, von keiner einzigen Wolke verdeckt, der Denali und die anderen gigantischen Gipfel der Kette.

Somit machte die etwa einstündige Fahrt von Willow nach Palmer nochmal mehr Spaß. Dort angekommen wurden wir von dem RV-Park, den wir uns rausgesucht hatten, abgewiesen. Also musste spontan eine Alternative her.
Wir arbeiteten uns durch die Google-Suchergebnisse und lasen Rezensionen. Denn schließlich sollte heute an Tag sein, an dem wir Wäsche machen wollten (und mussten!) und endlich nochmal in den Genuss einer warmen Dusche kommen wollten. Daher konnte es eben kein x-beliebiger Campingplatz werden.
Und wie die Dinge dann immer so laufen, hat sich die anfängliche Not kurz nach unserer Ankunft auf dem Alternativplatz als großer Vorteil erwiesen.

Der Platz machte einen soliden Ersteindruck und die Frau, die ihn betreibt, machte durch ihre Art das Bild perfekt.
Josi wurde von ihr im Golf Cart über den Platz gefahren, durfte anschließend einen Stellplatz auswählen und bekam zudem alles gezeigt, was sonst so wichtig ist.

Da unten geht es zum See. Die Kanus und Kajaks die dort liegen, kann man sich einfach ausleihen und lospaddeln. Hier findet ihr das platzeigene Chinarestaurant. Dort drüben stehen Angeln, die könnt ihr euch auch einfach nehmen und damit losziehen.
Hier ist der Raum zum Wäsche machen. Zudem die Toiletten und Duschen.


Ein perfekter Campingplatz, bei dem man merkte, wie viel Mühe und Herzblut diese Frau da reinsteckt.
Schade, dass wir nur eine Nacht bleiben können, da es morgen für uns schon auf die Kenai Halbinsel geht.Zum Abendessen gab es etwas, was vor sieben Jahren bei meiner Neuseelandreise von meinem Bruder Fabian den Namen "Reis mit Scheiß" bekommen hatte. Also einfach Reis mit Dosengemüse wie Mais und Bohnen. Hat mich damals nie vom Hocker gehauen.Josi und ich haben das Gericht hingegen gepimpt. Wir haben indische Butter-Chicken-Soße aus dem Glas mit untergerührt.Wir nannten es:
"Butter Chicken ohne Chicken zu Reis mit Scheiß vom Vortag".Schmeckte wirklich fabelhaft! Dazu Salat mit Ranchdressing. Ein Traum.

Getoppt werden konnte das Essen dann eigentlich nur noch durch den sehr schönen Sonnenuntergang, den wir auf dem Steg am See genießen konnten.


Und auch wenn es hier einfach nicht wirklich dunkel wird: dennoch eine gute Nacht!

Kapitel 15
Auf nach Homer
Freitag, 18. Juli 2025
Wieder eine Neuheit am heutigen Frühstückstisch. Bereits am ersten Tag kauften wir uns drei Dosen mit Baked Beans. Falls man da morgens mal Lust drauf hat.Heute war ein solcher Tag, der sich allein schon aufgrund des tollen Campingplatzes eignete, den Campinggrill dafür aufzubauen.

Die Bohnen waren geschmacklich okay. Wie erwartet recht süß. Dafür, dass auf der Dose groß geworben wird „Made with real Bacon“ war der Bacon, der enthalten war, recht übersichtlich.

Tatsächlich nur dieses eine kleine Stück.Nach dem Frühstück machten wir noch einen ganz kurzen Abstecher zu Fred Meyer. Sowas wie Küchenrolle, Brot und O-Saft musste nachgekauft werden.Und dann begann die große Reise für den heutigen Tag. Denn wir wollten bis nach Homer fahren.Die Wetteraussichten für die nächste Woche auf der Kenai Peninsula sind so gut, dass nun der Zeitpunkt gekommen ist, endlich dahin aufzubrechen. Für viele die einen Kurztrip nach Alaska machen, ist diese Halbinsel, aufgrund der Nähe zu Anchorage und der vielen Möglichkeiten, die sich dort ergeben, tatsächlich das einzige Ziel.Und auch für uns natürlich ein Must-Do.Also fuhren wir heute noch die knapp 5 Stunden Richtung Homer.Gerade unterhalb von Anchorage, wenn der Seward Highway einen langen Abschnitt an der Küste des Turnagain Arm entlangführt, ergeben sich wieder tolle Berpanoramen.Nur mit dem Unterschied, dass sich die schneebedeckten Gipfel der Kenai Mountains nicht einfach, wie viele Berge die wir bisher gesehen haben, in der ebenen Landschaft erheben, sondern hier von einem fantastischen Ausblick auf den pazifischen Ozean begleitet werden.Bei uns leider nicht von blauem Himmel begleitet, aber dennoch sehenswert!
Wenn auch nur aus dem fahrenden Auto.


Eine geraume Zeit läuft auch die Alaska Railroad parallel zum Highway. Leider hatte es vom Timing nicht gepasst, dass der markante blau-gelbe Zug uns auf einem dieser Abschnitte begegnet. Das hätte das Erlebnis diesen Highway zu fahren, sicherlich perfekt gemacht.Am Tern Lake teilt sich dann der Highway. Der Seward Highway bekommt statt der 1 die Nummer 9 und führt nach Süden Richtung Seward. Der Highway mit der Nummer 1 heißt von nun an Sterling Highway und führt Richtung Homer, der süd-westlichsten Stadt der Halbinsel, die mit dem Auto erreichbar ist.Je tiefer wir in das Landesinnere der Halbinsel vordrangen, desto trostloser wurde die Landschaft. Das ganze gipfelte dann in weiten Ebenen voller toter Bäume.

Dieses stehende Totholz taucht hier immer mal wieder auf und begegnete uns auch schon auf unseren Reisen weiter nördlich.Aber in dieser Dimension hatten wir es bisher noch nirgendwo gesehen. Daher recherchierte Josi während der Fahrt mal, was es damit auf sich hat.Die vielen toten Bäume sind das Ergebnis aus der Kombination von Klimawandel und Borkenkäfer.Da die Winter in Alaska durch den Klimawandel verhältnismäßig milder werden, werden die Bestände der Borkenkäfer auf natürliche Art und Weise nicht mehr ausreichend reguliert. Dazu kamen dann auch immer mehr sehr warme Sommer, sodass die Population des Borkenkäfers zeitweise regelrecht explodiert ist. Die Folge ist an diesen schier endlosen Weiten abgestorbener, grauer Bäume zu sehen.Was für uns wie ein trostloser, lebensunfreundlicher Ort aussieht ist aber in Wirklichkeit ein Paradies für viele ansässige Tierarten.Diverse Vogelarten wie Spechte, Eulen und Habichte fühlen sich in der Umgebung dieser toten, kahlen Bäume wohl.Durch das viele Licht, dass nun den Boden zwischen den Bäumen erreicht, beginnt sich eine andere Flora zu entwickeln.Beerensträucher können in dieser Umgebung gedeihen und locken bespielsweise Bären an.Weiden und Pappeln beginnen zu sprießen, deren junge Triebe für Elche und Hirsche eine bevorzugte Nahrungsquelle darstellen. Verschiede Gräser komplementieren dann das Unterholz, das einen optimalen Lebensraum für beispielsweise Erdhörnchen und Wühlmäuse darstellt, die dort wiederum von Luchsen und Füchsen gejagt werden.Was also auf den ersten Blick lebensfeindlich wirkt ist genau das Gegenteil.Unsere weitere Fahrt sollte noch eine kleine Überraschung für uns bereit halten.Neben den „Moose Crossing“-Schildern gubt es auch Hinweisschilder auf die „Moose Crashing Zone“. Also Bereiche, in denen nicht nur mit erhöhtem Elchvorkommen zu rechnen ist, sondern es in der Vergangenheit auch zu besonders vielen Unfällen kam. Das hat natürlich einen bitteren Beigeschmack, stellt für uns aber auch eine Chance dar, in diesen Bereichen während unserer Autofahrt Elche sehen zu können.Und tatsächlich konnten wir in einer dieser Zonen eine Elchmama mit ihrem Jungtier am Straßenrand sehen. Ist natürlich nicht so schön, wie in der natürlicheren Umgebung am Denali Highway, aber dennoch eine Wildtiersichtung mehr für uns.Hier ein Bild der Go Pro:

Bis nach Homer fuhren wir heute aber nicht mehr. Da es schon sehr spät war und wir sowieso keinen Stellplatz mehr bekommen hätten, blieben wir einige Meilen vor Homer und stellten uns in eine Gravelroad-Ausbuchtung einer Nebenstraße, die wir als möglichen Stellplatz in unserer iOverlander-App angezeigt bekamen. Dort können Nutzer Plätze einstellen, die sich zum Übernachten eignen.Zusätzlicher Pull-Faktor: einige Nutzer berichteten von Elchbegegnungen an diesem Stellplatz.

Hier machten wir uns zum Abendessen die Reste des gestrigen Abends. Josi füllte sich ihren Anteil in einen Wrap mit Käse, ich aß meinen so. Mit Salat. Natürlich mit Ranch-Dressing.Nach dieser langen und anstrengenden Autofahrt fielen wir nach dem Essen einfach nur noch in unser Bett.

Kapitel 16
Homer
Samstag, 19. Juli 2025
Heute war wieder ein Tag, der mit dem schrillen Klingeln des Weckers begonnen wurde. Denn schließlich wollten wir ja nach Homer und dort auf einem Campingplatz mit Duschen noch einen Stellplatz ergattern.
Da Homer ein sehr beliebtes Touristenziel ist und es in der Nähe keine Alternative gibt, sollte man also früh da sein um einen der begehrten Plätze zu ergattern.

Der Campground, den wir uns rausgesucht und auch erfolgreich einen Platz bekommen haben, liegt am Ende des Homer Spit. Das ist eine sieben Kilometer lange Landzunge, die in die Kachemak Bay hinein reicht und neben dem Hafen Homers unter Anderem zahlreiche kleine Läden und Restaurants beherbergt.

Letzteres sollte nun auch unser erstes Ziel sein, da wir bisher ja noch nichts gegessen hatten. Auf dem Weg, ein geeignetes Lokal zu finden, besuchten wir bereits die ersten Läden, die auf dem Weg lagen.
Wir stellten ebenfalls fest wie viele Autos und Campervans sich über die einzige Straße drängten, die auf den Spit führt.
Also hatten wir mit unserer frühen Anreise alles richtig gemacht.

Genauso wie mit der Wahl des Lokals „Captain Pattie’s Fish House“. Da Homer aufgrund seiner Lage an den riesigen Heilbutt-Fischgründen der Kachemak Bay den Titel „Halibut Fishing Capital of the World“ trägt, ist natürlich auch klar, dass man hier frischen Heilbutt essen muss.Und der war wirklich klasse! Als Vorspeise bestellten wir uns beide noch eine kleine Muschelsuppe und genossen beim Blick auf den Pazifik unser erstes Essen des Tages.


Als wir den Laden verließen sahen wir Leute, die ein Eis in der Hand hielten. Beim Blick um die nächste Ecke wussten wir dann auch, wo sie es sich geholt hatten. Da war ein kleiner Laden mit italienisch inspiriertem Eis. Auch wenn wir jetzt kein warmes Wetter hatten, das sich zum Eisessen eignete, überwog die Lust und wir holten uns auch eins. Für Josi gab es eine mittlere Portion „Maple brown butter pecan“ und für mich „Thai Coconut“.Wir aßen unser Eis am direkt angrenzenden Strand beim Blick auf das Meer. Wäre fast perfekt gewesen. Das Eis war gut, der Laden aber leider nicht italienisch genug, dass es auch eine Waffel gegeben hätte. Denn so kam unser Eis in durchsichtigen, dünnen Plastikbechern, sodass einem schlicht beim Essen fast die Finger abfroren.
Die kühlen Winde, die über das Meer kamen, machten diesen Zustand natürlich nicht besser. Immerhin konnten wir uns im Wasser anschließend die klebrigen Finger abwaschen.

Da der Heilbutt quasi unser Frühstück darstellte, fehlte uns jetzt noch der dazugehörige Kaffee. Den holten wir uns dann bei nächster Gelegenheit in einer kleinen Bäckerei. Im Gegensatz zum kalten Eis, war der Kaffee wiederum so heiß, dass man ihn erstmal abkühlen lassen und dann ganz in Ruhe trinken musste. Daher setzten wir uns auf große Treibholzstämme und tranken ihn dort in aller Ruhe aus.

Als wir im Anschluss unseren Weg am Pier fortsetzten wollten, zwang uns jedoch der Blick in den Hafen zu einem kurzen Stopp. Da trieb etwas Braunes im Wasser umher, das für ein Stück Holz zu flauschig, aber für ein lebendiges Wesen viel zu entspannt aussah. Das konnte doch eigentlich nur ein Otter sein!?Und tatsächlich sollten wir zur besonderen Freude Josis endlich in den Genuss kommen, einen Otter aus nächster Nähe sehen zu können. Das Problem: der Otter schwamm nah an einem Steg des Hafens, sodass wir um dahin zu gelangen, erst noch eine großen Bogen laufen mussten. Als wir dort ankamen war der Otter auf der anderen Seite - da wo wir vorher standen. Ein wegfahrendes Boot hatte seine Ruhe gestört, weswegen er die Seite gewechselt hatte. Also taten wir es ihm gleich und liefen den Bogen wieder zurück.
Glücklicherweise blieb er dann aber dort und ließ sich von uns in Ruhe ablichten.


Im Anschluss kehrte ein altbekanntes Problem zurück. Wohin auf Toilette gehen, wenn man gerade in einer Stadt unterwegs ist und die öffentlichen Toiletten nicht gerade einladend aussehen? (Diese Formulierung wurde nur gewählt um höflich zu bleiben.)
Also mussten wir uns wieder eine Gaststätte suchen, die sich für einen kurzen Aufenthalt eignet und hoffentlich saubere Restrooms besitzt. Leider war der Denali Brewpub 540 Kilometer weit entfernt. Aber das „Broken Oar“ auf der anderen Straßenseite sah sehr gut dafür geeignet aus.

Was für eine Untertreibung das war, sollten wir bald bemerken.
Die Toiletten waren okay. Bei mir noch recht sauber; Josi hatte da kurz später schlechtere Karten, da vor ihr ein alter Fischer auf der Toilette war, der wohl - was seine Treffsicherheit betraf - dachte, er sei nach wie vor auf einem schwankenden Boot.Das Bier hingegen war sehr lecker. Und da wir den Eindruck hatten, man könne hier nicht ausschließlich etwas trinken, entschieden wir uns für einen Appetizer.
Zum Glück nach anfänglicher Überlegung dann doch für zwei seperate Portionen.
Wir holten uns jeweils „alaska shrimp, garlic butter white wine sauce“ aus dem Steamer.
Und es waren mit Abstand die besten Shrimps, die ich in meinem Leben bisher essen durfte. Und ich habe schon oft Urlaub am Meer gemacht und dort Meeresfrüchte gegessen.

Und nicht nur die Tatsache, dass das Essen wirklich fantastisch war, hatte unseren Aufenthalt perfekt gemacht. Wir konnten sogar bei der Zubereitung zuschauen. Wir saßen an einer Bar-ähnlichen Theke, die eine Abtrennung zur offenen Küche darstellte. Wir hatten also noch Show-Cooking-Einlagen der anderen Gerichte (die auch alle genial gut aussahen und rochen), bevor wir dann endlich unser Essen serviert bekamen.

Nach einen kurzem Spaziergang am Strand machten wir uns auf, die restlichen Läden am Pier zu besuchen, die einladend aussahen.

Dabei kauften wir uns beispielsweise ein Ulu. Ein traditionelles Inuit-Messer in einer halbrunden Form, das für zahlreiche Zwecke verwendet wird. Unseres hat einen Griff aus Hirschgeweih.

Irgendwann war der Punkt erreicht, an dem man sich dann einfach gemütlich irgendwo hinsetzen möchte. Also suchten wir uns eine Location für das Abendessen aus und fragten, ob es möglich wäre, vorerst nur etwas zu trinken und dann später erst Essen zu bestellen.
Uns wurde empfohlen dafür den Salty Dawg Saloon aufzusuchen, der sich weiter oben am Spit befand. Wartezeit für unseren Tisch zum Abendessen: mindestens eine Stunde.Also nahmen wir die Empfehlung an und liefen beherzt der Loaction entgegen, die uns mit kühlem Bier und Gastfreundlichkeit versorgen sollte.
Der Salty Dawg Saloon ist ein historischer Pub. Seit 1957 als Kneipe in Betrieb, diente das Gebäude in den knapp 60 Jahren zuvor schon unter anderem als Post Office, Bahnhof, Einkaufsladen oder Schule.
Vom Karfreitagsbeben im Jahre 1964 und dem daraus resultierenden Tsunami wurde auch Homer nicht verschont. Wenn auch bei Weitem nicht so hart getroffen wie Valdez.
Doch gerade die Landzunge Homer Spit verlor durch eine Landsenkung infolge des Bebens knapp 2 Meter an Höhe. Somit wurden weite Teile des Landes überflutet.
Viele Gebäude, die zerstört wurden, mussten in den Folgejahren neu errichtet werden. Häuser, die zwar das Beben und den Tsunami überstanden, wurden zum Teil jedoch zurückgebaut und an anderer, unter den neuen Bedingungen sichereren Stelle, wiederaufgebaut.
Darunter auch der Salty Dawg Saloon.

Was vielen aus der Gegend wohl viel eher in den Sinn kommen dürften, wenn sie an den Salty Dawg Saloon denken, als dieser kleine historische Exkurs von mir, ist die Tatsache, wie der Pub von Innen aussieht.
Tausende Dollar-Scheine zieren jegliche freie Stelle an Wänden und Decke, von dem jeweiligen Spender signiert und einem kurzen Spruch versehen.

Wir bestellten uns etwas zu trinken und setzten uns an den einzigen gerade freiwerdenden Tisch. Dort sollten wir nicht lange alleine bleiben.
Josi war gerade auf der Toilette, als zwei junge Männer kamen und mich fragten, ob sie sich zu uns an den Tisch setzen dürften.
Wir kamen direkt ins Gespräch.
Aaron, aufgewachsen in Kodiak auf der gleichnamigen Insel Alaskas, arbeitet als Touristen-Guide und Denis, ein Schweizer, der Aaron gerade spontan hier besucht. Die beiden kennen sich durch ein Reise-Programm über mehrere Kontinente an dem die beiden vor Jahren teilnahmen und sich kennenlernten.

Die Schnapsgläser vor uns beinhalteten den für Alaska typischen Shot „Duck Fart“. Zuerst Kaffee-Likör, dann Irish Cream und zu guter Letzt noch ein Schuss (kanadischen) Whiskeys.
Aaron als einziger Einheimischer am Tisch meinte, wir müssten das probiert haben und schmiss eine Runde.
Trotz guter Gespräche mit den beiden kam irgendwann der Punkt, an dem wir zum Essen aufbrechen mussten. Schließlich hatten wir uns ja auf die Warteliste setzen lassen und dann einfach nicht aufzutauchen gehört sich nicht. Auch wenn es in der Runde gerade echt schön war und wir gerne noch geblieben wären.
Aaron drängte uns auch dazu, unbedingt noch einen Dollar-Schein aufzuhängen, was wir dann auch taten.

Von uns hängt also jetzt auch ein Schein im Salty Daw Saloon. Wenn ejmand von euch mal da sein sollte: viel Spaß beim Suchen!Bei der Verabschiedung meinten die beiden, dass sie jetzt auch noch was essen wollten und einfach mal probieren, ob sie trotz fehlender Reservierung mit uns kommen können. Wenn es für uns okay wäre.
War es selbstverständlich und sollte wider erwartend auch tatsächlich funktionieren.
Also aßen wir zu viert, führten unsere Unterhaltung weiter und verabschiedeten uns anschließend.
Während die beiden Richtung Homer Downtown liefen, mussten wir zu unserem Campingplatz am oberen Ende des Spits.Dort probierten wir noch eines der Kartenspiele aus, die Josi für die Reise gekauft hatte.
Während die Spieleauswahl meines Bruders für den Urlaub mit seiner Freundin eher an Paartherapie erinnert, hat und dieses Spiel gezeigt, dass wir uns auch recht gut ohne Worte verstehen.Da es womöglich keinen schöneren Schlusssatz für dieses Kapitel geben könnte, lasse ich diesen hier unvollstä

Kapitel 17
Auf nach Seward!
Sonntag, 20. Juli 2025
Heute mussten wir uns schon wieder von Homer verabschieden. Der sich anch dem Wetter richtende und ständig ändernde Zeitplan ließ es nämlich nicht zu.Auch wenn wir bisher nicht mehr von Homer Downtown sahen, als das, was wir gestern Morgen durchfahren haben, können wir immerhin behaupten, dass wir den Spit gut erkundet und dabei viel Spaß hatten. Immerhin hatten wir den Plan, in Downtown noch ein paar Stopps einzulegen, bevor es dann nach Seward gehen sollte.
Doch zuerst: Duschen und Wasserkanister nachfüllen!Der Plan war eigentlich in Homer noch etwas zu frühstücken. Aber man sollte es nicht meinen: fast jedes Lokal in der Stadt hatte heute geschlossen.
Tatsächlich eine Eventualität, die wir nicht vorhergesehen hatten. Wie auch? Schließlich sind wir an einem Ort, an dem der Supermarkt sogar sonntags bis 23 Uhr geöffnet ist.Die einzige Option, die uns blieb war "The Fat Olive". Falscher Anlaufpunkt für Menschen, die nur eine Kleinigkeit frühstücken möchten, da er auf Google als "Pizzeria" getaggt ist. Und mit der dortigen Bewertung auch definitiv nicht unsere erste Wahl. Aber eben die einzige, die uns blieb. Und so ließen wir uns auf die 20-minütige Warteliste setzen und machten aus dem Frühstück ein Mittagessen.
Schlecht war es nicht. Für Josi gab es endlich wieder amerikanische Pizza und ich entschied mich für das Tagesspecial: Tacos mit Rockfish.
Und da das gestern schon so lecker war bestellten wir uns jeweils vorab noch eine Lachssuppe.




Was Josi übrigens sehr begeisterte war dieser unscheinbar wirkende Streuer, der sich rechts neben den Chiliflocken befindet. Man könnte an Salz oder Knoblauchpulver denken. Jedoch läge man damit falsch. Tatsächlich beinhaltet er Parmesan. Innovativ.Anschließend machten wir auf unserem Weg durch Homer noch an einem Thrift Shop halt. Nachdem wir den in Valdez leider nicht erfolgreich verlassen konnten probierten wir hier unser Glück. Und Josi war erfolgreich. Sie schnappte sich ein rotes Vintage-Flanell für umgerechnet etwa drei Euro.Danach ging es dann noch zu einem kleinen Shop für einen Kaffee to go und anschließend auf den Sterling Highway Richtung Seward.Entgegen der Wettervorhersage lockerte es heute nicht auf. Im Gegenteil: es war richtig neblig und begann auch noch zu regnen. Gut also, dass wir gestern den ganzen Tag in Homer verbrachten und heute die meiste Zeit im Auto saßen.Von der trostlos wirkenden Landschaft bekamen wir aufrgund des Nebels heute nicht so viel zu sehen. Auch ansonsten war die Fahrt recht unspektakulär. Wobei, einen Stau von ca. einer halben Stunde hatten wir. Nicht in Folge eines Unfalls in einer Moose Crash Zone oder so, sondern weil ein Stoppschild das Ende des Highway markierte. Dort wo der Sterling Hwy in den Seward Highway mündet muss man eben stoppen und warten, bis der Verkehr auf dem anderen Highway das Abbiegen ermöglicht. Tolle Verkehrsführung.Die Strecke nach Seward soll wohl sehr schön sein. Aufgrund des Wetters bekamen wir aber auch hiervon nicht viel mit.
Da die Campingplätze in Seward selbst alle von städtischer Seite verwaltet werden und das, laut allem, was man im Internet dazu lesen kann, zu katastrophalen Zuständen geführt hat, buchten wir uns einen privaten Platz mit besserer Bewertung in Millers Landing. Das ist ein kleiner Nebenort von Seward, ebenfalls an der Bucht mit dem Namen "Derby Cove" gelegen.Wir steuerten unseren Platz für die nächsten vier Nächte an. Wir bleiben länger in Seward, weil von hier aus morgen unsere ganztägige Bootstour mit Major Marine Tours starten wird, am Dienstag die Stadt besucht werden möchte und für den Mittwoch unsere Tageswanderung entlang des Exit Glacier bis zum Harding Icefield geplant ist.

Unser Stellplatz liegt übrigens in einem kleinen Waldabschnitt, der sich besonders gut für nächtliche Toilettengänge eignet. Zum Abendessen gab es heute Reste. Unter anderem Josis halbe Pizza, die sie aus Gründen der Mastigkeit heute Mittag nicht ganz geschafft hatte. Könnte am vielen Käse gelegen haben.
Gute Nacht!

Kapitel 18
Ocean’s 12
Montag, 21. Juli 2025
Der heutige Montag startete erneut mit dem Klingeln des Weckers. Doch so früh wie bisher noch nie. 6 Uhr war es, als wir aufstanden und direkt losfuhren. Ziel: ein Parkplatz direkt am Hafen von Seward, der sich morgens immer recht schnell füllt. Auf unserem Weg dahin deutete sich das gute Wetter bereits an, das uns heute den ganzen Tag über begleiten sollte.

Der Parkplatz füllt sich deshalb so schnell, weil an diesem Abschnitt des Hafens einige Unternehmen ansässig sind, die Bootstouren durch die Ressurection Bay und die dahinterliegenden Buchten anbieten. Und solch eine Tour hatten wir uns für den heutigen Tag gebucht. Also sicherten wir uns als ersten Tagesordnungspunkt einen Parkplatz und frühstückten dann eben vor Ort. Wir sind ja mobil.

Ab 7:30 Uhr konnte man den Check-In vornehmen und ab 8 Uhr startete das Boarding unseres Bootes "Orca Song", das gegen 8:30 Uhr den Hafen von Seward verließ und uns ab dann, neben tollen landschaftlichen Ausblicken, auch die Möglichkeiten geben sollte, Gezeitengletscher und verschiedenste Tiere in ihrem natürlichem Lebensraum ganz nah erleben zu dürfen.

Wir nahmen unseren Platz ein und waren bereit für dieses ganztägige Erlebnis.

Und direkt zu Beginn unserer achteinhalb-stündigen Fahrt sahen wir zwei Weißkopfseeadler aus nächster Nähe. Noch im Hafen von Seward, saßen die beiden auf einem senkrechten Orientierungspfosten und schauten vermutlich ganz gespannt, ob sich irgendwo eine Möglichkeit der einfachen Nahrungsaufnahme ergibt.

Beim Durchfahren der Resurrection Bay, sowie der dahinterliegenden Aialik Bay und Harris Bay steuerte unser Kapitän John diverse Punkte an. Orte, an denen man mit Gewissheit wilde Tiere finden kann, welche an denen mit wilden Tieren zu rechnen ist und die, die sich spontan ergeben, weil entweder jemand der Crew etwas entdeckt oder Wildtiersichtungen per Funk von anderen Schiffen im Fjord gemeldet werden.So ergab sich die folgende Route:

Somit kommen wir an diesem Tag auf zwölf unterschiedliche Tierarten, die wir sehen konnten.
Zumindest wenn man die zwei Arten von Puffins (Papageientaucher) zusammenfasst und die Möwen nicht mitzählt, die hier ja tatsächlich überall zu finden sind.Hier ein paar Fotos, von dem was wir sehen konnten:














Neben den vielen tollen Tiersichtungen stellte definitiv auch der Halt in der Harris Bay ein Highlight des heutigen Tages dar. Denn dort waren wir einem Gletscher so nah, wie bisher eigentlich noch nie.Natürlich standen wie bei unserer Flieghtseeing Tour am Denali auf dem Ruth Glacier, aber das war ja quasi an dessen höchstem Punkt, sodass man ehrlicherweise sagen muss: auch wenn Gletscher die korrekte Bezeichnung ist, war es, sah es und fühlte es sich eher wie ein Aufenthalt im Schnee an. Halt mit krassem Bergpanorama.Hier fuhr unser Kapitän die Orca Song aber ganz nah an die Gezeitengletscher Anchor, Ogive und Northwestern Glacier heran. Ein Gezeitengletscher ist dadurch gekennzeichnet, dass seine Gletscherzunge im Meer endet. Dabei kann man dann, je nach Aktivität des Gletschers, beobachten wie er kalbt.
Das ist tatsächlich der korrekte wissenschaftliche Ausdruck dafür, dass ein Stück des Gletschers abbricht und ins Wasser fällt.


Während sich die ersten beiden Gletscher eher langsam bewegen und sich Veränderungen an der Gletscherzunge daher meistens erst nach längerer Zeit bemerkbar machen, drückt der dritte, der Northwestern Glacier, seine Eismassen mit einer Geschwindigkeit von 6 feet/day, also knapp 183 cm/Tag, Richtung Meer.
Daher ist dort auch bei kurzem Aufenthalt die Chance groß, mitzubekommen, wie der Gletscher kalbt.Und in den knapp 20 Minuten, die wir dort ganz nah am Gletscher verbrachten, umgeben von kleinen und großen Eisschollen, die durch das Wasser trieben, hatten wir das Glück drei solcher Ereignisse erleben zu dürfen.
Dieses dumpfe Knacken, dass ertönt, wenn sich ein Stück der Eismasse löst und Richtung Wasser fällt ist definitiv ein Geräusch, das man nicht aller Tage zu hören bekommt, einem dennoch aber nicht mehr wirklich aus dem Gehör geht.Schade nur, dass man keinen der drei Momente wirklich in Gänze genießen konnte, weil jedes Mal jemand aus der Gruppe das Ereignis lautstark kommentieren musste. Manchmal wäre es eben einfach mal besser, ruhig zu sein.




Auf der Rückfahrt nach Seward hatten wir nicht nur das Glück, erneut Wale und erstmals auch Ottermamas mit ihren Jungtieren auf dem Bauch aus angemessenem Abstand sehen zu können, sondern fuhren auch noch ganz nah an einigen Wasserfällen vorbei, die sich von unterschiedlich hohen Felswänden ihren Weg in den Pazifischen Ozean bahnen.

Auch wenn es auf dem Boot zum Lunch für jeden ein gut belegtes Sandwich gab, machte sich nach Ankunft am Hafen von Seward bei uns beiden Hunger breit. Sicherlich nicht nur bei uns. Denn die Restaurants im Umkreis des Hafens waren plötzlich derart überrannt, dass man Wartezeiten von bis zu eineinhalb Stunden in Kauf nehmen musste, um einen Tisch zu bekommen.Da uns das definitiv zu lange gedauert hätte, fuhren wir auf die andere Seite der Stadt und probierten dort unser Glück. Auch wenn wir den ein oder anderen Laden aufgrund erhöhter Wartezeiten wieder verließen, konnten wir schließlich ein Lokal finden, dass uns direkt einen Tisch anbot und dennoch kein schlechtes Essen servierte.

Als Vorspeise gab es Rockfish in Pfefferpanade mit zwei hausgemachten Dips. Genial. Für mich der beste panierte Fisch bisher in Alaska. Die Dips auch einfach genial gut. Hätte ich mir nicht schon vorab eine Hauptspeise bestellt, wäre das wohl auch meine Hauptspeise geworden.
Zum Glück jedoch nicht, denn die Hauptspeise war ebenfalls super.Wir entschieden uns beide für einen Salatteller und ließen ihn uns mit einem extra Stück frisch gegrillten Lachs servieren.
Für Josi gab es den mit Spinat, Eisbergsalat, Quinoa, Blaubeeren, Pistazien und Balsamico-Dressing.

Für mich den mit Eisbergsalat, Blue cheese, Apfelstücken, karamellisierten Walnüssen und Honig-Senf-Dressing.

Mehr als zufrieden mit unserer Essenswahl verließen wir den Laden und genehmigten uns in der Bar nebenan einen Gin Tonic. Das Getränk war nicht unbedingt horizonterweiternd. Dagegen schon eher der als Jagdtrophäe aufgehangene Elchkopf, weil er uns zumindest ansatzweise das erste Mal aus nächster Nähe die Dimensionen eines männlichen Exemplars deutlich machte. Einfach gigantische Tiere.

Da uns das gesamte Ambiete der Bar nicht zusagte, verließen wir sie nach unserem Drink und suchten die nächste auf.
Gin ebenfalls nicht berauschend.
Tierköpfe an der Wand größtenteils durch unterschiedliche Waffen aus allen Kapiteln der Menschheitsgeschichte ersetzt.
Gesamtambiente durchaus ansprechender. Zumal wir entdeckten, dass heute gegen 9 Uhr Karaoke stattfinden sollte. Das wollten wir uns zumindest mal noch ein bisschen anschauen.

Während ich mir ein Bier bestellte, genehmigte Josi sich vermutlich eine Eigenkreation des Hauses: einen Dirty Monkey. Einen Erdnussbutter-Bananen-Whiskey.Die Host-Dame, die das Karaoke den Abend über veranstaltete, begann das Ganze selbst mit einer richtig gut gesungenen Nummer. Im Anschluss durften dann die ersten Gäste der Bar ans Mikrofon. Dabei erlebte man die gesamte Bandbreite von Leuten, die schüchtern in der Ecke standen bis hin zu extrovertierten Entertainer-Charakteren, die versuchten alle Anwesenden zum Mitmachen zu motivieren.

Und mit jedem Lied, das gesungen wurde, wurde die Bar scheinbar voller.
Wir verließen sie dennoch irgendwann. Mit einigen neu entdeckten Liedern in unseren Playlisten, die uns vermutlich immer an diese Reise nach Alaska und den Abend in dieser Bar erinnern werden. Müde fielen wir nach einem vollgepackten Tag voller Erlebnisse in unser viel zu kleines Bett.

Kapitel 19
Seward
Dienstag, 22. Juli 2025
Nach unserem heutigen Frühstück, das ohne jeglichen Firlefanz ganz regulär im Van stattfand, besuchten wir das „Alaska Sea Life Center“ in Seward.
Auf Empfehlung von Kapitän John und auch Aaron, den wir in Homer kennenlernten, schauten wir uns an, was sich gestern unter der Wasseroberfläche abgespielt hatte.Auch wenn der Name an Einrichtungen bei uns in Deutschland erinnert, muss man hier klar unterscheiden. Das Alaska SeaLife Center ist in erster Linie eine Auffangstation für gestrandete Wildtiere, die ohne menschliche Hilfe nicht überleben könnten.
Mit dem Ziel, die Tiere, die sich nach ihrer Rehabilitation für eine Auswilderung eignen, auch tatsächlich wieder in die Wildnis zu entlassen.Zudem sieht es das Center als seine Aufgabe, das Leben in den Ozeanen zu schützen und zu bewahren und beschäftigt aus diesem Grund auch diverse Wissenschaftler, die daran arbeiten, all die Abläufe in diesem höchst fragilen Ökosystem besser verstehen zu können.

Ganz zur Freude Josis konnte sie im Bereich, in dem die Seevögel aufgepeppelt werden, Puffins aus nächster Nähe sehen. Diese Papageientaucher gehören seit der gestrigen Bootstour neuerdings zu ihren Lieblingstieren.

Im unteren Geschoss, von dem aus man durch große Glasscheiben in manche der Becken schauen konnte, gab es für uns dann noch einen Aha-Moment was die Größe von Seelöwen anbetrifft.
Josi musste sich als Vergleichsobjekt neben der Scheibe positionieren und ich versuchte, den besten Moment für ein Foto abzupassen.
Da wir beide auch in etwa gleich groß sind kann sich jetzt jeder, der uns kennt, sein eigenes Bild davon machen, wie groß wohl der Seelöwe war.

In Vorbereitung auf diese Reise habe ich neben dem Lesen von Reiseführern und Anschauen von Videos auch ein paar Folgen eines Reisepodcastes gehört, die sich auf Alaska beziehen. In einer der Folgen ging es um Seward und darin wurde auch über einen besonderen Laden gesprochen, den es hier zu finden gibt und den man unbedingt besuchen sollte: Saltwoods Smokehouse.Geräuchterten Fisch kann man hier theoretisch an jeder Ecke kaufen. Wenn man Massenware möchte.
Solche Läden wie Saltwoods Smokehouse hingegen, die sich explizit davon abheben, sind eher seltener.
Da sich der Laden ein Stück außerhalb vom Zentrum Sewards befindet, mussten wir knapp 10 Minuten fahren, um dahin zu gelangen.
Bereits von der Straße aus meinten wir ein Schild mit der Aufschrift „Closed“ gesehen zu haben. Aber das konnte ja nicht sein. Laut Google sind die Öffnungszeiten bis 17 Uhr und wer durchweg eine Top-Bewertung von 5 Sternen bekommt, macht seinen Laden ja nicht dicht.
Als wir unseren Van auf dem Parkplatz abstellten und Richtung Tür liefen, sollte sich bald klären, was es mit diesem „Closed“-Schild, dass tatsächlich an Tür und auch am Fenster hing, auf sich hatte.

Vor dem Haus parkte ein schwarzer Ford Pickup, die Fahrertür weit geöffnet. Auf dem Sitz saß ein älterer Mann, mit grauem Pferdeschwanz unter seiner dunklen Kappe und rauchte eine Zigarette. Da sonst niemand in der Nähe und der Laden scheinbar geschlossen war, fragten wir den Mann, ob er wüsste, was es damit auf sich hat.Er sagte, nach einer offiziellen Überprüfung des geräucherten Fischs sei der Laden aufgrund von gesundheitlichen Bedenken geschlossen worden.
Kurze Zeit ließ er uns in dem Glauben und schien das Entsetzen in unseren Gesichtern zu genießen. Dann lachte er. Meinte, es sei sein Laden und er habe nur Spaß gemacht.
Als wir erzählten, dass wir nur Gutes von ihm und seinem Fisch gehört hätten, machte er seine Zigarette aus und sperrte für uns nochmal auf.
Er hatte gerade Black Cod frisch im Räucherschrank. Der bräuchte aber noch ein paar Stunden. Dennoch ließ er uns ein bisschen von dem unfertig geräucherten Fisch probieren. Und der war einfach schon so unfassbar lecker. Wegen mir hätte der Fisch nicht noch länger räuchern müssen, aber der Mann wird es wohl besser wissen.
Jim Woodside ist sein Name.Während wir noch von seinen hauseigenen Dips probieren durften, war er ununterbrochen am Erzählen und Scherzen.
Er offenbarte uns außerdem, was es mit dem „Closed“-Schild auf sich hat.Er legt großen Wert auf die Qualität seines Fisches. Das heißt zum Beispiel: bei der Marinade verwendet er ausschließlich Honig aber niemals Zucker, Konservierungsstoffe sind absolut tabu und geräucherten Fisch gibt es eben nur dann, wenn ihm guter Fisch zur Verfügung steht.
Daher stapeln sich bei ihm auch nicht die Tüten mit abgepacktem Fisch, die nur darauf warten verkauft zu werden - nein, er kann die Nachfrage meistens gar nicht erst bedienen und hat deswegen die Schilder in Fenster und Tür hängen.
Aber selbst das würde die Leute ja nicht abhalten, hier herzukommen. Wie man ja an uns sehen würde. Er lachte.
Vermutlich könnte er Tierkadaver vor die Tür hängen und trotzdem würden ihm die Leute den Laden einrennen. Er lachte lauter.
Wir sollen um 5 Uhr nochmal da sein, dann wäre der Fisch fertig geräuchert.Erfreut darüber, dass wir ein solches Glück hatten, ihn noch getroffen zu haben, er gerade frisch am Räuchern war und wir nur deswegen Fisch bekommen können, verließen wir seinen Laden vorerst wieder und fuhren zurück nach Seward Downtown.
Dort besuchten wir noch ein paar Läden, aber mit stetigem Blick auf die Uhr, sodass wir auf keinen Fall verpassen, rechtzeitig unseren geräucherten Fisch abzuholen.Wir setzten uns also rechtzeitig ins Auto und fuhren erneut zu seinem Laden. Zum Abwiegen und Verpacken des fertigen Fisches hatte er sich scheinbar Hilfe geholt. Den Mann auf der rechten Seite kannten wir jedenfalls noch nicht. Er schien auch nicht unbedingt die gleiche Freude daran zu haben, fotografiert zu werden, wie Jim selbst.

Mit unserem frisch geräucherten Fisch im Gepäck fuhren wir also erneut in Richtung des Zentrums von Seward.
Da wir aus dem gestrigen Abend gelernt hatten, suchten wir heute rechtzeitig eines der begehrten und renommierten Lokale Sewards auf, bei dem wir gestern nur auf der Warteliste hätten landen können. Auch wenn der Hunger vielleicht noch nicht ganz da war, ergriffen wir die Gelegenheit, direkt einen Tisch in der Flamingo Lounge bekommen zu haben und stellten somit den Grund dar, warum andere heute warten mussten.Auch wenn das Ambiente im ersten Moment ziemlich ungewohnt war, da man sich fühlte als wäre man beim Spielleiter aus der Serie Squid Game zum Dinner in the Dark eingeladen, machte der Service und die Qualität des Essens diesen Umstand direkt wieder wett.

Als Vorspeise, die aber erst nach dem Hauptgang gebracht wurde, teilten wir uns ein Lachstartar. Fantastisch!

Josi bestellte sich den gegrillten Heilbutt mit Romesco-Soße und Gemüse. Der beste Heilbutt bisher, wie sie nach dem ersten Bissen bereits feststellte.

Für mich sollte es heute einfach nur frittierter Fisch werden. War auch lecker.

Als Dessert genehmigten wir uns einen Gin Tonic. Und man muss sagen: $14 pro Glas sind schon happig. Da kann man nur froh sein, dass es nicht der billige Gin aus dem Kaufland war und das Tonicwasser immerhin Kohlensäure enthielt.
Und ehrlicherweise muss man auch sagen: für das Geld war auch wirklich viel Gin im Glas.Gleich schon zwei Gründe, es bei diesem einen Drink zu belassen.
Denn morgen steht für uns die größte und vermutlich spektakulärste Wanderung zum gigantischen Harding Icefield an.
Aus diesem Grund beendeten wir unseren Tag so, wie er begonnen hatte: mit wenig Firlefanz. Ab ins Bett!

Kapitel 20
Harding Icefield Trail
Mittwoch, 23. Juli 2025
Der heutige Mittwoch startete erneut mit dem Klingeln unseres Weckers.
Auch heute sollten wir ganz nah an einen Gletscher gelangen. Jedoch nicht wie am Montag ganz bequem mit dem Schiff, sondern zu Fuß. Auf uns wartete der Trail entlang des Exit Glacier zum gigantischen Harding Icefield.Nach unserem Frühstück bereiteten wir die Verpflegung für unsere Tagestour vor und fuhren knapp 30 Minuten zum Ausgangspunkt des Trails. Diese Straße, die am Exit Glacier Nature Center endet, ist übrigens die einzige Straße, die in den Kenai Fjords National Park führt. Ansonsten kann man diesen National Park eigentlich nur bequem per Boot erreichen, wie wir es am Montag getan hatten.Schon kurz vor Erreichen des Parkplatzes ergibt sich zum ersten Mal ein Blick auf den Exit Glacier. Auch wenn der Gletscher verhältnismäßig nicht so groß ist, wie andere, die wir bereits sehen konnten, ist das Setting, in dem er sich befindet, einfach unglaublich.
Umgeben von nördlich-gemäßigtem Regenwald bahnt er sich seinen Weg in das Tal, das er vor 200 Jahren noch gänzlich ausgefüllt hatte. Das zeigt diese Installation im Nature Center sehr anschaulich.

Da wir uns nach unserer Tour zu den Reed Lakes vorgenommen hatten, in Zukunft vor Beginn des Trails wenigstens die Infotafel genauer anzuschauen, um weitere car-sized-rocks-Überraschungen zu vermeiden, machten wir das heute tatsächlich auch. Wenn auch nicht direkt. Zuerst führte uns der Weg ins Nature Center.

Dort sagten wir Bescheid, was unser Plan ist und fragten, ob es irgendetwas zu beachten gäbe. Nunja: viel Wasser mitnehmen, da der Weg stetig bergauf führt, auf Begegnungen mit wilden Tieren gefasst machen, da hier ständig Bärensichtungen gemeldet werden und darauf vorbereiten, dass auf dem letzten Stück des Trails sehr viel Schnee liegt. Also nichts, was wir nicht schon vorher wussten. Schließlich hätte diese Tour auch schon früher stattfinden sollen, jedoch hatten wir ja alle Aktivitäten auf der Kenai Halbinsel wetterbedingt aufgeschoben - unter anderem auch wegen der Lawine Ende Juni, die den oberen Teil dieses Trails zeitweise unbegehbar gemacht hatte. Da das Wetter die letzten Tage jedoch schon super war und auch heute die Sonne bei einer Temperatur von 20°C schien, sollten die Bedingungen für diese Tour also wesentlich besser sein, als noch vor ein paar Wochen.Vom Nature Center aus, führte der Weg zuerst noch über ein kleines asphaltiertes Stück bis zu dem Punkt, von dem dann der eigentlich Trail startet. Für die Leute, die nicht gut zu Fuß unterwegs sind, gibt es hier auch die Abzweigung zu einem Aussichtspunkt mit Blick auf den Gletscher.

Außerdem stehen auf diesem Stück kleine braune Schilder, die markieren, in welchem Jahr hier noch Gletscher war. 1951 wäre für uns also hier schon Schluss gewesen.Direkt am Anfang des eigentlichen Trails hatten sie für uns dann extra nochmal eine Infotafel aufgestellt, da wir die vor dem Nature Center natürlich nicht mehr gelesen hatten. Voll nett.

Josi trug uns noch in das Register derer ein, die diesen Trail beginnen. Welche Schritte eingeleitet werden, wenn man sich nach Abschluss der Tour hier nicht wieder austrägt, wissen wir nicht, aber sich für den Fall der Fälle in diese Liste einzutragen gab uns durchaus ein gutes Gefühl.

Die Weg hatte es von Beginn an schon ziemlich in sich und gab einen kleinen Ausblick darauf, was uns den Rest des Tages erwarten sollte. Während wir zuerst noch auf normalem, wurzeldurchzogenen Waldboden bergauf liefen säumten nach und nach immer mehr größere Steine den Weg. Stellenweise nur mit kleinerem Kletteraufwand zu meistern, waren sie oftmals aber auch in Form von größeren Treppenstufen verhältnismäßig einfach zu überwinden.

Was das nach einer halben Stunde bei strammem Tempo bereits mit einem macht, kann man anhand dieses Bildes erahnen.

Glücklicherweise lag dieser erste Abschnitt des Weges noch hauptsächlich im Schatten der Bäume. Hin und wieder konnte man jedoch schon kurze Blicke auf das bereits hinter einem liegende Tal erhaschen.

Das grüne Dickicht hatte neben dem schattenspendenden Vorteil aber auch den großen Nachteil, dass man nicht unbedingt weit hinter die Büsche und Bäume direkt am Wegesrand blicken konnte. Nicht förderlich, wenn man das Ziel verfolgt, Bären rechtzeitig mit genügend Abstand sehen zu können. In solchen Situationen hilft es, mithilfe der Bärenglocke, lauten Gesprächen oder Gesang auf sich aufmerksam zu machen. Denn schließlich möchte man einem Bären die Chance geben, sich rechtzeitig zurückzuziehen und ihn nicht mit der eigenen Anwesenheit plötzlich überraschen.
Vermutlich haben wir aber genau das getan.Als wir gerade um eine Kurve liefen und ich ein spontan erdachtes Lied anstimmte, hörten wir aus dem Gebüsch nur ein aufgeschreckt klingendes Knurren/Grunzen und wie sich ein großes Tier anschließend von uns weg bewegte. Nochmal gut gegangen.Nach ziemlich genau einer Stunde, 3,2 km und 376 Höhenmetern wurden wir mit dem ersten Ausblick auf den Exit Glacier belohnt. Der Punkt war auch auf der Karte des Trails mit dem Namen "Marmot Meadows" bezeichnet. Auf Deutsch: Murmeltierwiese. Auch wenn wir so einem Kollegen erst später begegnen sollten.

Von nun an hatte uns passend zum Namen der schattenspendende Regenwald verlassen. Vereinzelt waren zwar noch Bäume zu sehen, aber vorherrschend war jetzt eigentlich nur noch kleineres Buschwerk und eben Wiese.

Unverändert blieb jedoch der stetige Weg bergauf.
Eine halbe Stunde später hatten wir mit dem Knacken der Marke von 550 Höhenmetern bereits die Gesamthöhe, die wir bei den Reed Lakes über die ganze Tour zurückgelegt hatten. Wiederum 15 Minuten später erreichten wir dann die erste Stelle des Trails an der noch ein bisschen Schnee lag. Zudem erkennt man an dem Foto ganz gut, dass mittlerweile fast keine Büsche sondern ausschließlich Wiese das Lanschaftsbild prägten.

Gegen 13 Uhr und guten zwei Stunden den Berg hinauf erreichten wir auf etwa 750 Metern den nächsten in der Karte markierten Ort: den Aussichtspunkt "Top of the Cliffs", der uns mit diesem Ausblick auf den Gletscher belohnte.


Zudem waren wir an diesem Punkt so exponiert, dass uns die ersten schroffen Winde ins Gesicht wehten und wir den kurzen Aufenthalt hier nicht nur zur Stärkung durch einen Müsliriegel, sondern auch zum Anlegen der nächsten Kleiderschicht nutzten.


Der weitere Weg führte uns an diesem Hang entlang. Was auf diesem Foto vielleicht recht überschaubar aussieht, hatte es aber ganz schön in sich. Trotz unserer Wanderschuhe hatten wir in diesem Terrain aufgrund des Gefälles und des antauenden Schnees keine Chance gegen regelmäßiges Wegrutschen. Somit war der weitere Aufstieg in diesen schneebedeckten Bereichen nochmals anstrengender als der Weg zum hinter uns liegenden Aussichtspunkt.Zum Glück gab es aber auch immer mal wieder Abschnitte, bei denen der Schnee bereits vollständig getaut war und man somit auf dem eigentlichen Hangweg laufen konnte. Eine willkommene Abwechslung.



An solchen Stellen wurde einem dann auch immer wieder ins Gedächtnis gerufen, dass das Gebirge nicht nur ein Ort ist, der einem schöne Aussichten beschert, sondern auch durchaus Gefahren birgt, die nicht zu unterschätzen sind.
Das Tauwetter erhöht nämlich nicht nur die Lawinengefahr erheblich, sondern auch das Risiko von Steinschlägen.

Und auch solche Bereiche waren nicht ungefährlich, denn wer weiß, wie weit das von oben kommende Schmelzwasser die Schneedecke bereits ausgehöhlt hatte, die es zu überqueren galt.Als wir auch diese Stelle erfolgreich hinter uns ließen, erreichten wir bald die Kuppe, ab der wir uns dann eigentlich nur noch in schneebedecktem Gebiet befanden. Der Anblick des schwarz-grauen Gesteins, das immer wieder die ansonsten homogene Schneedecke aufbrach, wirkte fast wie aus einer anderen Welt.



Von diesem Moment an, dauerte es noch etwa 45 Minuten bis wir unser Ziel erreichten. Vorläufig war dies die Schutzhütte, die ich nutzte, um mich umzuziehen. Mein durchschwitztes Shirt konnte ich so gegen einen trockenes austauschen und die kurze Hose durch eine lange ersetzen.Nicht trivial, da die Winde auf dem Weg zur Hütte sowieso stetig stärker wurden und uns Leute, die dort ihre Pause machten, berichteten, dass die Böen am Ende des Trails, das unmittelbar vor uns lag, noch mehr als zwei Mal so stark werden sollten.
Wir mussten nur noch eine kleine Kuppe überwinden und waren am Ziel angelangt. Die Aussicht, die sich dort für uns ergab, war schlicht und einfach atemberaubend.



Normalerweise würde ich jetzt etwas schreiben von wegen, dass es mit Fotos gar nicht möglich ist, diese Aussicht auch nur ansatzweise festzuhalten und man dort einfach selbst gestanden haben muss. Doch auch diese Aussage würde der Realität nicht gerecht werden.Selbst wenn man dort steht und das Harding Icefield mit seinen eigenen Augen sieht, ist man nicht wirklich in der Lage zu verarbeiten, auf was genau man da genau blickt.
Daher versuche ich es mal mit ein paar Vergleichen.An einem Tag mit guten Sichtbedingungen, wie wir ihn hatten, kann man beim Harding Icefield eine Distanz von ca. 50 km überblicken. Also quasi von St. Ingbert bis nach Kaiserslautern.
Mit einer Kernfläche von 780 Quadratkilometern ist es etwa so groß wie die gesamte Landfläche von New York City.
Zählt man die über 30 Gletscher mit, die von dem Eisfeld gespeist werden, kommt man auf eine Gesamtfläche von ca 1.800 Qudratkilometern.
Diese unvorstellbare Ausdehnung könnte man mit 70% der Fläche des Saarlandes gleichsetzen.Solche Vergleiche helfen zwar dabei, die Größe in etwa einzuordnen, aber bringen einem auch nichts, wenn man dort vor Ort steht und auf diese schier endlose Weite blickt. Und dennoch erscheint das Harding Icefield dabei wesentlich kleiner, als es tatsächlich ist, da es einfach keine Bezugspunkte gibt, an denen man die tatsächliche Weite ausmachen könnte.
Dabei helfen auch die sogenannten Nunataks nichts, also die Berge, deren Spitzen aus der Eis- und Schneeschicht ragen.

Rot auf der Karte markiert ist der Exit Glacier. Alles was weiß dargestellt ist, ist das Harding Icefield inklusive der Gletscher, die von ihm gespeist werden.Wir suchten uns dort oben einen Platz an einem Felsen, der recht windgeschützt war.
Denn die Windböen waren wirklich um ein Vielfaches stärker als zuvor.
Stellenweise konnte man sich einfach gegen den Wind lehnen bzw. musste aufpassen, dass der Wind einen nicht dazu zwingt Schritte in eine Richtung zu machen, in die man gar nicht laufen möchte.
Somit hatten wir für unsere Pause zwar eher den Blick auf den Exit Glacier, als auf das gesamte Eisfeld, aber dafür mussten wir uns auch keine Gedanken machen, dass der Wind noch unsere Wraps wegweht.


Nach dem Essen genossen wir noch ein wenig die Aussicht und ich versuchte, sie doch irgendwie in ein paar Fotos festzuhalten. Wird sich noch zeigen, ob das erfolgreich war.

Auch wenn man gerne noch länger dort oben geblieben wäre, um das alles vollständig in sich aufzusaugen, mussten wir langsam wieder den Rückweg antreten.
Schließlich galt es die 8 km Strecke und die 1.100 Höhenmeter nun in die andere Richtung zurückzulegen.Wie auch schon bei unserer Tour zu den Reed Lakes, ist das Schöne am Rückweg, dass man dauerhaft in das Tal blicken kann, das man während des Aufstiegs im Rücken hatte und daher nur sehen konnte, wenn man sich rumdrehte.

Der Weg durch den Schnee war in diese Richtung auch wesentlich angenehmer. Die gelegntlichen Rutscher, die einen beim Aufstieg immer ein wenig zurückwarfen, werden beim Abstieg dann zum Vorteil.

Vorteilhaft war auch, dass wir genau im richtigen Moment an der Stelle ankamen, an der sich ein Murmeltier gerade auf den Weg aus seiner Höhle machte. Wir schauten dem Kleinen noch eine Weile zu und setzten dann unseren Abstieg fort.

Was hier vielleicht so aussieht, als hätte ich mich kurz hingelegt, um mich auszuruhen, war tatsächlich der Versuch ein schönes Foto des Tales zu machen und dabei diese tollen violetten Blumen in den Vordergrund zu nehmen.

Nach insgesamt drei Stunden Abstieg kamen wir an unserem Van an und waren überglücklich als wir endlich unsere Schuhe ausziehen konnten. Auch wenn der Abstieg in vielerlei Hinsicht angenehmer als der Aufstieg war, ging gerade der Teil mit den vielen größeren Steinen ganz schön in die Knie.Wir fuhren zurück zu unserem Campingplatz und nahmen dort eine wohlverdiente Dusche. Der weitere Plan sah vor, heute nicht selbst zu kochen, sondern auf dem Platz in der kleinen Bar neben dem Gebäude mit den Duschen und Toiletten zu essen.Als wir mit Duschen fertig waren und uns dorthin aufmachten, mussten wir jedoch feststellen, dass sich die Öffnungszeiten an der Tür nur auf Wochenende beziehen und wir für einen Mittwochabend nun zu spät waren.
Also galt es eine Alternative zu finden.Gar nicht so einfach, einen Laden ausfindig zu machen, der mittwochs um kurz vor 9 Uhr abends noch Essen serviert. Doch mit dem Burgerladen "Chattermak" hatten wir Glück. Da wir nach dem Duschen auch noch einen Waschgang mit den verschwitzten Kleidern gestartet hatten, mussten wir uns die Burger zum Mitnehmen einpacken lassen, um sie auf dem Campingplatz zu essen.

Auch wenn er auf dem Bild vielleicht nicht besonders aussieht, war es ein grundsolider Burger, der genau das darstellte, was man am Abend nach solch einer großen Wandertour gebraucht hatte.Dass es nach dem Essen für uns ziemlich schnell ins Bett ging, ist nach dem Tag wohl ebenfalls nicht verwunderlich.

Kapitel 21
See you, Seward!
Donnerstag, 24. Juli 2025
Wenn man am Tag nach solch einer Wanderung eine Stadt wie Seward zur Verfügung hat, dann frühstückt man einfach nicht im Camper.
Schließlich ist das Geschirrspülen in dem kleinen Spülbecken mit Fußpumpe echt nicht sonderlich erstrebenswert. Auch wenn das Prinzip ansich natürlich zu solch einem Van passt.Also suchten wir uns lieber in Seward ein kleines Café, saßen und gemütlich hin und ließen Andere unser Frühstück in einer Küche mit besserer Infrastruktur zubereiten.


Prinzipiell bestellten Josi und ich den gleichen Frühstücksburger. Mit dem Unterschied, dass sie sich einen Bagel belegen ließ und ich ein Ciabatta-Brötchen bevorzugte. Sehr lecker!
Auch wenn es nicht viel war, war es für uns beide auch echt nochmal schön, frisches Obst dazu zu essen. Das gab es bei uns bisher nämlich noch garnicht.Am Tisch neben uns saßen zwei ältere Damen, die den ganzen Vormittag damit zubrachten, gegeneinander Karten zu spielen. Da sie sich dabei laut unterhielten und das Café wirklich nicht besonders groß war, hörte man also zwangsläufig immer mal wieder mit.
Und irgendwann meinte eine der Frauen, dass es so schön sei, dass der Sommer in diesem Jahr im Gegensatz zu den Jahren zuvor so viel gutes Wetter bereithalte. Man sähe richtig, wie Land und Leute aufblühten.Und auch wenn ich die Wetterverhältnisse der letzten Jahre nicht kenne, muss ich sagen: das Wetter ist uns tatsächlich erstaunlich wohlgesonnen.
Auch wenn Palmer oberhalb von Anchorage quasi unser eigener Anchor-Point darstellt, an dem wir immer mal wieder aufschlagen und auf Basis der Wettervorhersagen neu entscheiden, welche Richtung wir als nächstes einschlagen, muss man erstmal das Glück haben, dass eine der Optionen überhaupt vielversprechend aussieht und die Vorhersage dann auch tatsächlich so eintrifft.Palmer war auch heute wieder ein Zwischenziel von uns. Doch bevor wir die für den Tag geplante längere Fahrt begannen, mussten wir nochmal einen Stopp am SeaLife Center einlegen.
Josi hatte am Dienstag im Merch-Shop eine Puffin-Kappe gesehen, die ihr gut gefiel. Da sie sich im Laufe des gestrigen Tages aber erst final dazu entschieden hatte, sie auch zu kaufen, musste das vor Abfahrt logischerweise noch erledigt werden.

Mit einer glücklichen Josi mit neuer Kopfbedeckung auf dem Beifahrersitz machten wir uns also auf den Weg und verließen Seward, das die letzten Tage so viel Tolles für uns bereithielt.Unser nächster Stopp fand im innersten Punkt der Meeresbucht „Turnagain Arm“ statt, kurz vor verlassen der Kenai Peninsula, da sich dort das „Alaska Wildlife Conservation Center“ befindet. Ein Stopp, den ich nicht eingeplant hatte, aber den wir auf Empfehlung von Aaron spontan noch einschoben.
Und prinzipiell kann man sagen:
es ist das Landpendant zum SeaLife Center.
Eine Auffangstation für Wildtiere, die auf Hilfe angewiesen sind und aufgepeppelt werden müssen, dann aber tendenziell in diesem Wildpark verbleiben, da sie in der Regel nicht mehr ausgewildert werden können.Auch wenn ein Wildpark im Vergleich zu einem Zoo grundsätzlich mehr Wert auf artgerechtere Haltung legt, waren die Gehege mit Sicherheit nicht groß genug. Aber definitiv groß genug, dass es keine hundertprozentige Chance gab, auch wirklich eines der Tiere zu sehen, die sich in diesem Gehege aufhalten.
Dennoch konnten wir die Bären durch unseren Besuch so halb von der Liste streichen. Denn sowohl Schwarz- als auch Braunbären konnten sich nicht vor uns (und Julians Teleobjektiv, das ich mir geliehen habe) verstecken.

Während die Schwarzbären echt knuffig aussahen, Gras fraßen und sich in einem Wasserbecken gemütlich badeten, versprühten die Braunbären allein auf die Entfernung schon absolute Todesgefahr.Ich bin froh, dass wir dem Grizzly bei unserer Tour zu den Reed Lakes nicht begegneten.

Leider waren wir aber auch ein wenig enttäuscht, als wir das Areal wieder verließen. Denn im Elchgehege sahen wir nur Weibchen. Immer noch kein Male Moose für uns…Auch auf der weiteren Strecke nach Palmer sollten wir keinen Elch zu sehen bekommen. Trotz der vielen Moose-Crossing-Bereiche rund um Anchorage.
In Palmer steuerten wir das Alehouse der Stadt an. Ein Lokal, in dem man Chicken Wings bekommen kann.
Da wir mit dem Besuch der Kenai-Halbinsel auf dem Gipfel des qualitativ hochwertigen Fischkonsums standen, darf es in der letzten Woche auch gerne mal etwas klassisch amerikanischer werden.

Josi bestellte sich einen Burger. Da ich mich nicht zwischen den Geschmacksrichtungen BBQ und Buffalo (mit blue cheese) entscheiden konnte und die Kellnerin was die Portionsgrößen anbetraf erheblich untertrieb, bestellte ich mir eben beide. Und Josi wollte schließlich auch noch davon probieren.
Als die Bestellung gebracht wurde, waren dann doch ein paar Wings mehr auf den Tellern als angenommen. Aber gut, da muss man dann eben durch.

Nach dem Essen verließen wir den Innenbereich des Lokals und begaben uns auf die Terrasse, da wir bereits beim Essen beobachten konnten, was sich dort draußen abspielte.
Eine Bühne, auf der zwei ältere Herren mit Gitarre und Piano, zeitweise Geige und Banjo, Musik machten. Wehende Stars and Stripes. Ein mit Rindenmulch gefüllter Platz vor der Bühne, auf dem Kinder miteinander spielten und Paare zusammen tanzten. Ein paar Bänke und Tischgruppen, die von Menschen mit Getränken aus Plastikbechern bevölkert waren. Und das alles vor der Kulisse von im Licht der sehr langsam untergehenden Sonne angestrahlter Berge.

Es war eine Szene, wie sie so schon in unzähligen Filmen zu sehen war. Vermutlich zwar eher in Texas oder Tennesse. Aber das passte hier definitiv auch hin.
Wir gesellten uns ein wenig unter die Leute, teilten uns noch ein Bier und genossen die typisch amerikanische Atmosphäre dieser Veranstaltung.

Allzu lange konnten wir jedoch nicht mehr bleiben. Es war schon kurz nach 21 Uhr und wir mussten noch zu Fred Meyer ein paar Kleinigkeiten besorgen, da wir auf der letzten Etappe unserer Reise, die jetzt bevorsteht, wieder sehr von der Zivilisation abgeschnitten sein werden.Nach dem Einkauf fuhren wir noch eine knappe Stunde über den Glenn Highway, den wir auch schon vom Beginn unserer Reise kannten und Josi suchte derweil über die App nach einem geeigneten Spot für die Nacht. Als dieser ausfindig gemacht und zu später Stunde angefahren wurde, dachten wir beide schon, dass das dann so ziemlich das Ende des Abends wäre. Doch da hatten wir die Rechnung ohne unseren letzten Toilettengang vor dem Schlafengehen gemacht.Da wir uns an diesem Punkt des Highway ziemlich weit weg von jeglicher Zivilisation befanden, aber auch die Berge um uns herum und die Uhrzeit den Umstand begünstigten, war die vierstündige Nacht heute verhältnismäßig dunkel.
In jedem Fall so dunkel, dass man vor sich nicht viel erkennen konnte.
Hören dagegen klappte ganz gut.
Und in dem Wald vor uns war definitiv ein großes Tier unterwegs.Für mich klang es so, als wären es sogar zwei Tiere, die im Klinsch miteinander standen.
Doch egal ob es eines oder mehrere waren, es klang nah und es klang ziemlich groß.
Daher ging ich schnell zurück zum Auto, um unsere Taschenlampe und sicherheitshalber auch das Bärenspray zu holen.
Es dauerte jedoch einen Moment bis ich beides in den Händen hielt, da die entsprechende Schublade recht voll war und beide Gegenstände nicht direkt oben lagen.
Doch beides sollte nicht mehr zum Einsatz kommen. Denn Josi stand zu diesem Zeitpunkt bereits hinter mir, schloss schnell die Tür des Vans und berichtete dann, dass das Tier in der kurzen Zeit, in der ich weg war, merklich näher gekommen sei.
Den Geräuschen nach, die es dabei machte, war der Gedanke im ersten Moment: Bär.Wir lagen bei ausgeschaltetem Licht noch eine Weile auf unserem Bett und versuchten durch die dunkelverglasten Heckscheiben soviel zu sehen, wie möglich. Doch entweder bewegte sich dort nichts mehr oder man sah es einfach nicht. Klar ist jedoch: da war was. Und es war nah und groß.Trotz dieses aufregenden Vorfalls konnten wir in dieser Nacht gut schlafen.

Kapitel 22
Endstation Chitina
Freitag, 25. Juli 2025
Nach dem Aufwachen lagen wir noch eine Weile im Bett und ließen das Ereignis des gestrigen Abends Revue passieren.
Josi machte deutlich, dass sie in ihrem Leben bisher noch nie solche Angst hatte, wie in dem Moment, als ich nicht mehr neben ihr war und das unbekannte Tier immer näher kam.Glücklicherweise reichte das Netz aus, um Youtube-Videos mit Tiergeräuschen als Referenz anzuhören. Und somit kamen wir nach ausführlicher Prüfung zu dem Schluss: nicht wie heute Nacht vermutet Bär, sondern aller Wahrscheinlichkeit nach Elch stattete uns beinahe einen Besuch ab.
Vielleicht sogar ein männlicher Elch, den wir doch schon so lange sehen wollten.Da unser Spot zwar zum Übernachten geeignet, aber durch seine Lage direkt am Highway nicht sonderlich einladend zum Frühstücken war, kochte Josi lediglich Kaffee und wir suchten uns anschließend einen etwas schöneren Ort abseits des Highway.Als wir diesen gefunden hatten, bauten wir unseren Campingkocher auf und machten uns heute nochmal eine schöne Portion Bacon und Ei.

Nach dem Frühstück setzten wir unsere Fahrt auf dem Glenn Highway fort. Das Ziel des heutigen Tages war übrigens Chitina, das „Tor zur McCarthy Road“. Die Gravelroad, die von dort ausgehend nach McCarthy führt, wird immer wieder als anspruchsvolle Route mit schlechten Straßenverhältnissen beschrieben. Daher zahlten wir dem Unternehmen, das uns den Van vermietet, auch extra einen Aufpreis, um diese Straße überhaupt fahren zu dürfen. Definitiv also eine Strecke, die man bei bestmöglichen Bedingungen fahren sollte.Und da das Wetter heute sehr bescheiden war, ab morgen dafür aber wieder Wetter gemeldet ist, ließen wir uns alle Zeit um nach Chitina zu gelangen.Kurz vor Glenallen machte Josi, die sonst eine sehr aufmerksame Beifahrerin ist, zum ersten Mal kurz die Augen zu. Und wie das eben immer so ist: gerade dann passiert natürlich etwas.Glücklicherweise sah ich den (weiblichen) Elch am Straßenrand früh genug um Josi zu wecken. Sie war nicht nur direkt wach und konnte ihn ebenfalls sehen, sondern auch noch schnell genug am Handy, um ein gutes Foto zu machen.

Erfreut über unsere erneute Elchsichtung hielten wir kurz in Glenallen und besuchten den einzigen Thrift Store der kleinen Stadt. Auch wenn es besonders viel Auswahl gab, die auf den ersten Blick sehr vielversprechend aussah, mussten wir den Laden dann doch ohne ergattertes Schnäppchen wieder verlassen.Glenallen ist mit seinen 600 Einwohnern wirklich eine sehr übersichtliche Stadt, links und rechts der Straße gelegen. Aufgrund der Lage am Ende des Glenn Highway wird der Name auf (digitalen) Karten jedoch recht groß dargestellt. Doch wie sehen dann wohl Ortschaften wie Tazlina, Silver Springs, Copper Center und Willow Creek aus, die erst bei weiterem Heranzoomen auf digitalen Karten angezeigt werden? Da sie auf unserer Route Richtung Chitina lagen und wir ja sowieso keine Eile hatten, konnten wir es herausfinden.Das Problem bei diesen Ortschaften ist, dass man sie nicht als solche erkennt. Was auf einer Karte auf den ersten Blick zwar wie ein Ort wirkt, ist in der Realität meist eine große Fläche, die nur von wenigen Menschen besiedelt ist.
Eine lange Straße abseits des Highway, an der in regelmäßigen Abständen Briefkästen auftauchen, da sich die Häuser, zu denen sie gehören, nochmal ein gutes Stück weiter im Hinterland befinden.Als extremes Beispiel schauen wir uns Willow Creek an. Eine Einwohnerzahl von 190 Menschen, die sich auf eine Fläche von ca. 96 Quadratkilometern verteilen. Also etwa die Größe von Ludwigshafen.
(Das gesamte Stadtgebiet von St. Ingbert mit allen Stadtteilen und Waldflächen umfasst ca. 50 Quadratkilometer.)
Somit dürfte man vielleicht ein Gefühl dafür bekommen, wie leer solche Ortschaften tatsächlich sind und wie wenig sie mit dem gemeinsam haben, was unserer europäischen Vorstellung von diesem Begriff entspricht.

Was man bei Copper Center vielleicht als Ortskern bezeichnen könnte, war einfach diese Straßenkreuzung umgeben von ein paar Gebäuden, darunter einem offiziellen US Postoffice und einigen von diesen scheinbar verlassenen, klischeehaften Horrorfilm-Häusern. Und einer Tankstelle.

Auch wenn wir eigentlich geplant hatten, auf der Strecke nach Chitina zu tanken und diese Einrichtung offensichtlich gerade frisch aufgefüllt wurde, trauten wir der Sache nicht so wirklich und suchten uns lieber später eine Tankstelle, die schon eher so aussah, als würde sie aus diesem Jahrtausend stammen.Als die Abzweigung zum Edgerton Highway kam, fuhren wir seit Tagen nochmal auf einer Straße, die wir bis dahin noch nicht gesehen hatten.
Nach kurzer Zeit auf dieser Strecke ergeben sich fantastische Ausblicke auf das Land, das sich in schier grenzenloser Weite in mehreren Ebenen unter einem auffächert.

Noch zwei weitere Stopps gab es für uns auf diesem Highway. Einmal an einer etwas größeren und moderneren Tankstelle, als die in Copper Center.
Und einmal bei Wenger’s Country Store, einem Laden, der von Lebensmitteln, über Werkzeuge und Autozubehör wirklich alles im Sortiment hat, was man auf dieser Fahrt in die absolute Zivilisationslosigkeit nur ansatzweise gebrauchen könnte.
Auch wenn wir alles bereits gekauft hatten, was wir die nächsten brauchen werden, wollten wir uns den Laden interessehalber kurz anschauen.Und tatsächlich sollten wir dort Packungsgrößen entdecken, die nochmal größer waren, als das, was wir bisher so an XXL-Formaten gesehen hatten.

Obwohl wir nichts kauften, war allein die Entdeckung der Dose mit 3 Kilogramm Cheese-Dip diesen kurzen Abstecher in den Country Store wert.Chitina erreichten wir gegen 19 Uhr. Auch wenn in dem etwa 248 Quadratkilometer großen Stadtgebiet - im Gegensatz zum gleich großen Frankfurt am Main - nur 101 Menschen leben, machte sich in diesem Fall die Bevölkerungsdichte von 0 Einwohnern je Quadratkilometer nicht bemerkbar. Denn der als Chitina bezeichnete Endpunkt des Edgerton Highway ist heute ein sehr touristischer Ort, in dem viele Leute einen Zwischenstopp einlegen, bevor sie ihre Fahrt nach McCarthy fortsetzen.

Wir fanden einen guten Stellplatz für die Nacht, mit Blick auf den Chitina River. Direkt an der Gravelroad, die einige hundert Meter weiter zur McCarthy Road wird, die wir morgen befahren werden.Während ich zu besagter Straße noch ein wenig in unseren Reiseführern und Prospekten recherchierte, begann Josi bereits mit der Zubereitung des Essens. Heute stand wieder unsere Kreation mit dem Namen „Butter Chicken ohne Chicken zu Reis mit Scheiß vom Vortag“ auf dem Speiseplan. Nur war der Reis dieses Mal frisch und statt der „Butter Chicken“-Soße gab es heute die „Tikka Masala“ Variante.

Trotz der kleinen Veränderungen wieder ein sehr leckeres Essen. Im Anschluss ließen wir den Tag bei ein paar Dosen Bier gemütlich ausklingen.

Kapitel 23
The Road to McCarthy
Samstag, 26. Juli 2025
Am heutigen Samstag lagen die 97 Kilometer der McCarthy Road vor uns. Diese ist eine von zwei möglichen Straßen, die in den Wrangell-St. Elias-National Park führen - Amerikas größtem National Park.
Da wir keine Zeit verlieren wollten, für dieses letzte große Abenteuer auf unserer Reise, machten wir uns nach dem Frühstück gleich los.Und wie! Dass Chitina das Tor zur McCarthy Road darstellt, hätte man durch diese in den Fels geschlagene Schneise optisch fast nicht besser darlegen können.

Nachdem wir einige hundert Meter gefahren waren, galt es die McCarthy Bridge zu überqueren. Erst damit begibt man sich auf die eigentliche McCarthy Road, da der kurze Teil von Chitina bis zur Brücke streng genommen noch zum Edgerton Highway gehört. Auch wenn dieses Stück bereits aus Gravel Road mit großen Schlaglöchern besteht.Auf der anderen Seite angekommen begrüßen einen einige Hinweisschilder.
Deren Inhalt soll in letzter Instanz sicherstellen, dass man sich auch wirklich bewusst ist, auf was man sich mit der weiteren Fahrt einlässt.

Direkt auf den ersten Metern konnte man bereits erkennen, warum es sinnvoll ist, diese Straße bei den besten Wetterverhältnissen zu befahren.Der Hang auf der rechten Seite ist durch immer wiederkehrende Regenfälle schon dermaßen ausgespült, sodass akute Hangrutschgefahr besteht.Bäume hängen in verhängnisvollen Winkeln über, Wurzeln liegen frei und kleinere Erdhaufen auf der Fahrbahn zeugen davon, dass sich hier jederzeit Boden in Bewegung setzen kann.


Dem Anblick nach zu urteilen muss es sich bei den Haufen auf der Fahrbahn um Boden gehandelt haben, der sich während oder infolge der gestrigen Regenfälle gelöst hatte.Gut also, dass wir uns am Wetter orientierten und deswegen erst heute den Weg nach McCarthy auf uns nahmen.
Und auch wenn es von seiner Vorhersage abwich hatten wir dennoch Glück:
Statt durchgehend bewölktem Himmel kam zwischen den Wolken immer mal wieder Blau zum Vorschein.Glücklicherweise gab es diese Stellen mit akuter Hangrutschgefahr nur wenige Male auf der gesamten Strecke. Und zu unserer Verwunderung mussten wir zudem feststellen:
Nach dem ersten, kurzen Anteil Gravel Road befanden wir uns plötzlich wieder auf einer halbwegs befestigten Straße.
Natürlich dennoch voller großer Schlaglöcher, denen man ständig ausweichen muss.Unseren ersten Fotostopp machten wir recht früh an einer Stelle, von der aus man gut den breiten Flusslauf des Chitina River überblicken konnte.


Bei Meile 17, nach etwa einem Drittel der Strecke, markiert die Kuskalana Bridge einen Wendepunkt. Mit dem Überqueren dieser 160 Meter langen, mit Holzplanken bestückten Brücke, die in einer Höhe von 72 Metern über die Schlucht des gleichnamigen Flusses führt, verlässt man den asphaltierten Abschnitt der Strecke und befindet sich nun ausschließlich auf der überall beschriebenen Gravel Road.

Die Brücke sieht nicht nur aus, als stamme sie aus einem Western Film. Sie tut es quasi auch.Denn gebaut wurde sie ausschließlich aus dem Grund, weil in der Region riesige Kupfervorkommen entdeckt wurden.
Zur damaligen Zeit fuhren jedoch keine Autos (geschweige denn Campervans) darüber, sondern ausschließlich Eisenbahnen mit Waggons voller Kupfererz. In die eine Richtung. In die andere Richtung wurden die Siedlungen nahe der Minen mit Verpflegung und sonstigen benötigten Gütern versorgt.Somit stellte die Kuskalana Bridge einen wichtigen Teil des „Copper River & Northwestern Railway“ dar und wurde im Jahre 1910 lediglich innerhalb zweier, aber eisig kalter Monate gebaut.Während die Kritiker des Projektes, basierend auf den Initialen „CR&NW“, die Eisenbahnstrecke mit „Can’t Run & Never Will“ umschrieben, also „kann nicht funktionieren und wird es auch nie“, sollte sie für knapp 30 Jahre (dank ständiger Wartung) Gletscherflüssen, Lawinen, arktischen Wintern und schwindelerregend hohen Schluchten trotzen.Der Verlauf der McCarthy Road ist fast identisch zu dem der historischen Eisenbahnstrecke.
Nachdem seit der Schließung der Minen im Jahr 1938 keine Züge mehr über die Gleise rollten und das Metall im Zweiten Weltkrieg entfernt und für den Kriegseinsatz eingeschmolzen wurde, fiel der Rest der Strecke über die Jahre nach und nach der Witterung zum Opfer.Anfang der 70er Jahre entschied man sich dann dazu, die alte Bahntrasse in eine Schotterstraße umzuwandeln, da das Interesse an der stetig verfallenden Mine und der Fast-Geisterstadt McCarthy enorm anstieg.
Fast-Geisterstadt deswegen, weil nur wenige Menschen nach dem Schließen der Minen 1938 zurückblieben, um weiterhin in dieser abgelegenen, aber wunderschönen Region zu leben.Nachdem wir unsere kurze Pause vor der Kuskalana Bridge nicht nur für die Aussicht, sondern auch zum Fotografieren und Zähneputzen genutzt hatten, fuhren wir weiter, da schließlich noch etwa zwei Drittel der Strecke vor uns lagen und es bereits 13 Uhr war.


Die nach der Brücke folgende Gravel Road ließ sich tatsächlich die meiste Zeit besser fahren, als der asphaltierte Anteil auf dem ersten Drittel der Strecke. Natürlich gab es hier auch Schlaglöcher, jedoch waren diese nicht so tief und besaßen keine harten Kanten.Die größte Herausforderung war nun eher das Fahren auf den Stellen mit sogenannter Wellblechpiste.Dieser Begriff beschreibt gleichmäßige Rillen auf der Fahrbahn, die gerade bei Schotterstraßen entstehen, wenn viele Autos darüber fahren und die Räder das oben liegende Material der Straße in Schwingungen versetzen.Da die Rillen meistens sehr klein und eng beieinander waren, wurde man als Insasse eines darüber fahrenden Fahrzeugs ganz schön durchgerüttelt und bekam das Gefühl, als würde das Auto jeden Moment in seine Einzelteile zerfallen.Aber auch diese Stellen konnten uns den Willen nicht nehmen, die McCarthy Road zu bezwingen.
Zumal einen die ständig neuen Blickwinkel auf die wunderschöne Landschaft auch alles andere leicht vergessen lassen.



Was man auf dem Untersten der drei Fotos auch gut sehen kann: immer wieder auf dieser Strecke schauen Holzplanken oder -pfosten aus dem Gravel heraus. Das sind Überbleibsel der Eisenbahnstrecke und je nach Winkel und Erhabenheit, kombiniert mit der Unaufmerksamkeit des Fahrers, auch potentielle Gründe, warum auf dieser Strecke regelmäßig Autoreifen platzen.Als wir etwa die Hälfte der Entfernung zurückgelegt hatten kamen uns zwei Ereignisse gerade gelegen. Der plötzliche Harndrang gepaart mit einem designierten Fotostopp auf der Strecke.Als ich nach Josi in Richtung Flussufer lief, um dort mein Geschäft zu verrichten, fand ich das vor:

Dieser massive Haufen stammte jedoch natürlich nicht von ihr, sondern war der Grund, warum sie erst gar nicht dazu kam.Denn als Josi zum Ufer lief, war wieder ein groß anmutendes Tier zu hören, das sich scheinbar überrascht schnell weg bewegte.
Und man muss kein Experte sein, um zu erkennen, dass dieser Haufen noch nicht sehr lange da lag.Dank der Recherche mit ChatGPT wussten wir einige Tage später dann: unmittelbar bevor wir das Flussufer aufsuchten, war dort noch ein Schwarzbär zugange.So gesehen also wieder ganz knapp verpasst.


Der bereits erwähnte Fotostopp an dieser Stelle ist die sogenannte Gilahina Trestle.Aus bestimmten Blickwinkeln könnte man meinen man blicke auf eine Holzachterbahn in einem Freizeitpark, doch aus anderen Winkeln wird direkt deutlich: auf dieser Strecke möchte man sicherlich nicht mit hoher Geschwindigkeit unterwegs sein.Denn bei der Gilahina Trestle handelt es sich um eine Holzbrücke über den gleichnamigen Fluss, die seit dem Stilllegen der Eisenbahnstrecke nach und nach verfällt.



Im Januar 1911 wurde diese 270 Meter lange Brücke in einer enormen Rekord- geschwindigkeit von nur acht Tagen gebaut. Mehrere Schichten arbeiteten Tag und Nacht um das 30 Meter hohe Holzkonstrukt fertigzustellen, da der Druck hoch war, das Kupfer so schnell wie möglich auf den Markt bringen zu können. Nicht nur die enorme Geschwindigkeit in der diese Brücke gebaut wurde verdeutlicht dies, sondern auch die Tatsache, dass Rekordtiefsttemperaturen von -55° Celsius das Vorhaben nicht hemmten.
-55° C. Das sind nur 10° C mehr, als die tiefste je auf der Erde gemessene Temperatur.Diese Kälte sorgte auch dafür, dass man nicht einfach Löcher für die Stützpfeiler graben konnte. Der tiefgefrorene Boden musste dafür stattdessen mittels gezielter Explosionen gelockert werden.Am 28. Januar 1911 fuhr dann bereits der erste Zug über die Brücke. Nicht, weil die Gesamtstrecke fertiggestellt war, sondern um weiteres Baumaterial dahin zu transportieren, wo die nächsten Bauarbeiten am Railway stattfanden.

Die große Gefahr für diese hölzernen Eisenbahnbrücken waren Funken, die der darüber fahrende Zug verursachen konnte. Daher waren auf kleinen Plattformen am Rande der Strecke in regelmäßigen Abständen Holzfässer platziert, die mit Wasser gefüllt, im Falle eines Brandes, eine Möglichkeit darstellen sollten, das Schlimmste zu verhindern.Im Sommer 1915 brachte jedoch auch dieser Sicherheitsmechanismus nichts mehr. Die Gilahina Trestle brannte in Folge eines Funkenschlags komplett nieder.Um die Lieferkette des Kupfererzes wieder in Gang zu bringen wurde umgehend mit dem Neubau begonnen. Erstaunlicherweise hatten die Bauarbeiter, trotz wesentlich angenehmerer Rahmenbedingungen, tatsächlich zwei Tage länger gebraucht, als das Team, das die ursprüngliche Brücke vier Jahre zuvor baute.Nachdem wir dieses historische Bauwerk einige Zeit bestaunen konnten, machten wir uns auf den weiteren Weg. Dieser hielt noch noch einige Fotostopps für uns bereit.



Schließlich erreichten wir gegen 17 Uhr mit einem Parkplatz so ziemlich das Ende der McCarthy Road. Wir wollten uns gerade die dort aufgestellten Infotafeln für Touristen anschauen, als wir von einer älteren Dame heimgesucht wurden.Ob wir eine Karte für die Gegend bräuchten?
Was sich erst anfühlte wie die Begegnung mit einem hilfreichen Charakter im Videospiel, sollte sich nach und nach über die nächsten Tage als das genaue Gegenteil mausern.Um den langen Monolog von ihr etwas herunterzubrechen, hier ihre sieben (höllischen) Gebote:1. Unterstütze nicht den alten, gierigen Mann mit seinem Campingplatz direkt am Fluss.2. Schlafe lieber bei der lieben Dame, die ihre Kinder ernähren muss und deren Campingplatz an dem „Smokey Bear“ vor der Tür leicht erkennbar ist.3. Im Zweifel schlafe einfach wie sie hier auf dem Parkplatz. Das ist zwar verboten, aber das überprüft eh niemand.4. Zahle niemandem jemals etwas für ausgeschriebenes Trinkwasser.5. Trinke stattdessen das Wasser aus dem Kanister mit der Aufschrift „Kein Trinkwasser“.6. Nach dem Überqueren der Fußbrücke in Richtung McCarthy stehen zwei Shuttle-Services zur Verfügung. Hol dir den Pass bei dem alten Mann, dessen Auto zwar fast auseinander fällt, der das aber aus Leidenschaft macht.7. Hole niemals das Ticket bei dem anderen Shuttle-Service. Das sind gierige Halsabschneider.Im ersten Moment waren wir - wie gesagt - von den zahlreichen Tipps, die wir gerade bekommen hatten, sehr angetan. Das änderte sich schnell, sobald wir uns mit der Gegend ein wenig mehr auseinandersetzten.Auch wenn der Eigentümer des Campingplatzes am Fluss tatsächlich keinen sympathischen Eindruck machte (wirklich überhaupt gar nicht), muss man ihm eines lassen:
die Lage seines Campingplatzes direkt am Fluss und der Fußbrücke in Richtung McCarthy ist einfach unschlagbar.Man spart nicht nur 15 Minuten Fußweg über die staubige Gravelroad vom Parkplatz, auf dem sie schläft. Nein, der Campingplatz liegt nicht nur am Fluss, sondern auch direkt am gigantischen Talausläufer des Kennicott Glaciers mit Blick auf den danebenliegenden Root Glacier.Was aussieht wie vom Gletscher aufgetürmte Schutthaufen gehört übrigens noch zum Gletscher und ist im Prinzip nur dreckiges Eis.

Allein schon wegen der Aussicht MUSS man diesen Campingplatz wählen. Egal, ob der Mann gierig und unsympathisch ist.Zum Zeitpunkt, als wir sein Office betraten und die Entscheidung schon längst getroffen war, wussten wir noch nicht mal etwas von dem Knacken des Gletschers, das vom Platz aus ca. alle 15 Minuten zu hören ist.Was wir auch erst bei der Buchung unseres Stellplatzes erfuhren: jeden Samstagabend gibt es im Golden Saloon in McCarthy Livemusik. Heute Abend spielt der Gitarrist Tim Easton.Wir fuhren also über den Platz, suchten uns einen der freien Stellplätze mit bestmöglichem Gletscherblick aus und öffneten auf unsere Ankunft erstmal eine Dose Bier. Nebenbei erwähnt waren die Bodenverhältnisse auf diesem Campground wesentlich krasser als die gesamte McCarthy Road. Während ich auf der Fahrt hier hin fast nie Angst um unsere Reifen hatte: auf diesem Platz, mit seinen unzähligen großen Steinen, die aus dem Boden ragten, hatte ich ununterbrochen mit einem platten Reifen gerechnet.Nach unserem Bier mit Gletscherblick machten wir uns kurz frisch für unseren Ausflug nach McCarthy. Da uns aus Gewohnheitsgründen die Angst beschlich, für einen Sitzplatz ohne Wartezeit schon zu spät sein zu können, entschieden wir uns dafür, die eine Meile nach McCarthy nicht zu laufen, sondern das Shuttle zu nehmen. Natürlich das des alten Mannes, der das aus Leidenschaft und nicht aus Profit macht.Also waren wir zur ausgeschriebenen Abfahrtszeit an der Haltestelle hinter der Fußbrücke über den Kennicott River.

Als nach zehn Minuten Verspätung immer noch kein Shuttle da war, entschieden wir uns doch dazu, die kurze Strecke zu laufen. Schließlich könnten wir schon längst in McCarthy sein, ein Bier bestellt und etwas zu Essen ausgesucht haben, wenn wir nicht gewartet, sondern direkt den Fußweg genommen hätten.

Zu Fuß konnten wir nicht nur besser die Landschaft genießen, sondern hatten auch mehr Zeit, das Auto zu mustern, das uns kurz vor Ankunft entgegen kam. Es war nicht das Shuttle auf das wir zuvor vergeblich gewartet hatten.Es war das andere Shuttle, das wir - auf Empfehlung der Frau - auf keinen Fall in Anspruch nehmen sollten. Ein kurzer Blick auf die abfotografierten Fahrpläne beider Shuttles zeigte uns: dieses Shuttle befindet sich im Zeitplan.Somit war für uns klar: für die nächsten zwei Tage werden wir mit Sicherheit das Shuttle nehmen, das seinen Zeitplan verlässlich einhält und somit den zweiten Tipp der älteren Dame bewusst ignorieren.Kurz vor McCarthy wies ein Schild darauf hin, dass sich rechter Hand eine kleine Abkürzung befindet. Das sah nach Abenteuer aus. Und zudem wollten wir ja auch so früh wie möglich in McCarthy sein. Daher schlugen wir diesen Weg ein.


Der kurze Shortcut führte uns zwei mal über kleine Wasserläufe und ließ uns direkt in der Nebenstraße des Golden Saloon ankommen. Prinzipiell liegt in McCarthy alles in der Nebenstraße des Golden Saloon, da der Ort mit seinen 107 festen Einwohnern wirklich nicht groß ist. Doch dazu morgen mehr.In absolutem Western-Ambiente schnappten wir uns im letzten Saloon innerhalb eines amerikanischen Nationalparks zuerst einen freien Tisch und dann direkt etwas zum Trinken.


Während wir auf unsere Essensbestellung warteten, blieb genug Zeit die gesamte Umgebung zu scannen. Dabei fiel der Blick auch auf die Plakate, die an der Fassade des Gebäudes aufgehängt waren.

Bevor also Tim Easton mit seiner Livemusik startete, sollte es noch ein Live-Theater-Event in und um den Golden Saloon im Herzen von McCarthy geben.Tatsächlich bekamen wir davon aber auch nur wenig mit, da kurz vor Beginn der Vorstellung unser Essen gebracht wurde und wir unseren Tisch, in dem sich stetig füllenden Pub, auch nach dem Essen für das nachfolgende Programm sichern wollten.

Josi bestellte sich einen Pulled-Brisket-Burger mit Krautsalat und Zitronenkuchen.
Ja, okay. Das war kein Zitronenkuchen. Sieht zwar so aus, war aber in Wahrheit Cornbread, also Maisbrot.
Definitiv eines ihrer kulinarischen Highlights.

Für mich gab es mein neues Lieblingsessen: Wings mit Buffalo-Marinade.
Und hier sollte man mir tatsächlich auch die besten Chicken Wings servieren, die ich je gegessen habe. Von der Marinade über die Qualität des Fleisches überzeugte mich hier alles.Um kurz nach 21 Uhr begann dann die Livemusik. Und wie es hier nicht besser hingepasst hätte, spielte Tim Easton nicht nur Gitarre, sondern auch parallel dazu noch Mundharmonika.
Während zu Beginn seiner Performance nur ein älterer Mann tanzte, schafften sie es innerhalb kürzester Zeit ganz McCarthy auf die Tanzfläche zu locken. Begleitet wurde Tim übrigens von einem befreundeten Schlagzeuger mit demselben Vornamen.
Nachdem wir irgendwann von Bier auf Gin Tonic umgestiegen waren und weil es im Sitzen wirklich unerträglich kalt wurde, waren auch wir bereit unsere Touristen-Hemmungen abzulegen und uns unter die tanzende Menge zu mischen.Zum Ende der Double-Tim-Performance um 0 Uhr spielten die beiden dann noch ein Geburtstagsständchen für jemanden.
Nach diesem tollen Abschluss eines definitiv mehr als erfüllenden Tages machten wir uns zu Fuß auf dem Heimweg. Auf dem Campingplatz angekommen entschieden wir, uns noch für ein letztes Getränk an den Gletscher zu setzen und ihn beim Knacken zuzuhören.

Danach war dann aber auch wirklich Schluss für diesen Tag.Gute Nacht!